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„Druck erzeugt Diamanten...“<br />
O: Neben allseits bekannten Stücken sind auf Manufactum III auch<br />
Lieder zu hören, die noch auf keinem eurer Alben zu finden waren<br />
und bis jetzt nur live gespielt wurden. Ein echtes Geschenk an eure<br />
Fans...<br />
LdL: Wir lieben unsere Fans, wir tragen sie auf Händen und lesen<br />
ihnen jeden Wunsch von den Augen ab. Im Prinzip ist das auf jeden<br />
Fall so.<br />
O: Woher nehmt ihr die unbändige Energie für Auftritte dieser<br />
Art? Manchmal denkt man: „Die müssen doch irgendwann<br />
schlappmachen.“ Und trotzdem reißt Alea immer wieder die Hände<br />
in die Höhe, springt, und ihr als gesamtes Gespann animiert die<br />
BesucherInnen bis zur letzten Sekunde. Seid ihr als Kinder in den<br />
Zaubertrank gefallen?<br />
LdL: Nein. Ich träume zwar von diesem Fass voll Met, aber ich<br />
denke, es geht hier um unsere eigene Begeisterung. Wer das, was er<br />
tut, nicht gerne macht, kann auch keinen anderen damit begeistern!<br />
Und „schlappmachen“? Na ja, du weißt doch: gut aussehend,<br />
wohlriechend und immer und überall und allzeit potent. (grinst)<br />
O: Auch wenn ihr viele Rockshows spielt, seid ihr oft bei<br />
Mittelaltermärkten anzutreffen und geht in eurer Spielmannsrolle<br />
richtig auf. Ist es schwierig, den Bogen hinzubekommen zwischen<br />
den Bedürfnissen der Mittelalter-Anhänger auf der einen und Fans<br />
eurer Rockperformance auf der anderen Seite?<br />
LdL: Nein. Das ist ja eigentlich das Gleiche. Die Bezeichnung ist<br />
nur eine andere. Natürlich gibt es Unterschiede, aber aus meiner<br />
Sicht ist das kein dramatischer Spagat. Wir sind wir, egal welche<br />
Instrumente gerade da sind.<br />
O: Euren Konzerten im Allgemeinen und der aufgezeichneten Show<br />
im Speziellen entnimmt man leicht eine Stimmung unter euch, die<br />
sehr freundschaftlich und ausgeglichen wirkt, und das, obwohl ihr<br />
als Oktett die Bühnen dieser Welt stürmt. Manchem ist ja schon<br />
eine zweite Meinung zu viel... Läuft es bei euch immer so friedlich<br />
und harmonisch?<br />
LdL: Nein, natürlich nicht. Was uns aber auszeichnet, ist ein recht<br />
offener Umgang miteinander. Wir wissen um die Stärken und die<br />
Schwächen von allen Beteiligten, und nur gemeinsam sind wir stark.<br />
Wir ergänzen uns sehr gut, das haben wir erkannt. Klar entstehen<br />
dabei auch mal Streitpunkte, doch wir haben sehr viel Übung darin,<br />
diese dann sehr sorgfältig und konstruktiv zu beseitigen. Das ist<br />
nicht immer einfach, aber es lohnt sich.<br />
O: Überall wird von Kommerz geredet. Sobald man Erfolg hat<br />
und Alben verkauft, gilt man als kommerziell, unecht, unehrlich.<br />
Derartige Vorwürfe scheinen auf Saltatio Mortis gar nicht<br />
zuzutreffen. Und Manufactum III beweist, wie sehr ihr zu euren<br />
Wurzeln steht. Wie schafft ihr es, trotz eures großen Erfolges so<br />
geerdet und authentisch zu bleiben?<br />
LdL: Uns wurde nie etwas geschenkt. Wir haben uns alles sehr hart<br />
und sehr schmerzlich von ganz unten erarbeitet. Um uns gab es nie<br />
einen Hype, wir hatten keine potenten Geschäftspartner, die uns um<br />
jeden Preis nach vorn bringen wollten, aber wir hatten und haben<br />
viele Kritiker, Neider und Menschen, die uns mit Begeisterung<br />
Knüppel zwischen die Beine werfen. Unsere Geschichte ist voll von<br />
Attacken gegen uns, unfairen Aktionen gegen uns, übler Nachrede<br />
und Sabotage. Wir haben – auf gut Deutsch – Dreck gefressen, und<br />
das nicht zu knapp. Das erdet, und das schweißt auch zusammen.<br />
Druck erzeugt Diamanten, sagt man.<br />
O: Neben eurem neuen Live-Album stehen dieses Jahr noch<br />
weitere große Ereignisse an. Zum Beispiel das 20. Jubiläum des<br />
Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, das mit dem 55. Geburtstag<br />
von MPS-Gründer Gisbert Hiller zusammenfällt. Was bedeutet<br />
euch das Spectaculum, und was macht Gisbert Hiller zu einem solch<br />
besonderen Freund für euch?<br />
LdL: Gisbert war wohl der Erste, der von Anfang an an uns geglaubt<br />
hat. Wir haben viel miteinander erlebt, Gutes und Schlechtes. Wir<br />
haben Abenteuer in Afrika gemeinsam erlebt und uns mehr als<br />
ein Mal den Rücken in der Not freigehalten. Auch das schweißt<br />
zusammen.<br />
O: Als Freunde im abstrakteren Sinne begegnen euch die Fans, mit<br />
denen ihr nicht bloß bei euren Shows, sondern auch über digitale<br />
Medien wie Facebook in Verbindung steht. Namentlich Mittelalter-<br />
Bands sagt man ja nach, originell und in der Not erfinderisch zu<br />
sein. Wenn das gesamte digitale Netzwerk von einem Tag auf den<br />
anderen wegbräche, was wären dann eure Ideen für eine fortdauernde<br />
Fankommunikation?<br />
LdL: Es würde sich eben wieder verstärkt auf die Konzerte verlagern.<br />
Auch und gerade da pflegen wir ja einen sehr persönlichen Kontakt<br />
zu unseren Zuhörern.<br />
O: Apropos „digitale Medien“... <strong>Orkus</strong>! erschien als erstes<br />
Musikmagazin auch als eMagazine. Somit ist <strong>Orkus</strong>! selbst im<br />
Dunkeln lesbar – am Rechner zu Hause sowie auf dem Tablet und<br />
Smartphone unterwegs. Praktisch, oder?<br />
LdL: Ja, vor allem für einen Menschen, der so viel unterwegs ist<br />
wie ich!<br />
O: Ein weiterer Meilenstein wird euer nächstes Studioalbum Das<br />
schwarze Einmaleins, dessen Veröffentlichung im August geplant ist.<br />
Was erwartet uns? Hat euer Sturm aufs Paradies etwa die düstere<br />
Magie geweckt?<br />
LdL: (grinst) Das kann man so sagen. Für uns ist Das schwarze<br />
Einmaleins ein umfassendes System. Wir haben auf der neuen<br />
Platte alles abgedeckt, was uns ausmacht. Das reicht von harten,<br />
modernen und kritischen Tönen bis hin zu zerbrechlichen Balladen<br />
des Mittelalters – es ist eben unser Einmaleins!<br />
www.saltatio-mortis.com<br />
Tanja Pannwitz<br />
Discographie (Alben):<br />
Tavernakel (2001)<br />
Das Zweite Gesicht (2002)<br />
Heptessenz (2003)<br />
Erwachen (2004)<br />
Manufactum (live, 2005)<br />
Des Königs Henker (2005)<br />
Aus der Asche (2007)<br />
Wer Wind sæt (2009)<br />
Manufactum II (live, 2010)<br />
Sturm aufs Paradies (2011)<br />
Manufactum III (live, 2013)<br />
Line-Up:<br />
Alea der Bescheidene – Gesang, Sackpfeifen, Schalmeien<br />
Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein – Sackpfeifen, Schalmeien,<br />
Drehleier, Gesang<br />
El Silbador – Sackpfeifen, Schalmeien<br />
Luzi das L – Sackpfeifen, Schalmeien, Trumscheit, Busuki<br />
Herr Samoel – Gitarre, Laute, Zister<br />
Bruder Frank – Bässe, Chapman Stick<br />
Lasterbalk der Lästerliche – Schlagzeug, Davul, Percussion<br />
Der Tambour – Schlagzeug, Percussion, Gesang<br />
50 - <strong>Orkus</strong>!