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STORY GÖTZ-ZITAT<br />
GÖTZ<br />
SCHMIEDE-<br />
HAUSEN<br />
Gründer und langjähriger Chefredakteur des<br />
Magazins „GolfPunk“, seit 2011 bei <strong>GOLF</strong> <strong>TIME</strong>.<br />
Wäre aufgrund der unglaublichen Dramatik<br />
beim <strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong> 2012 spontan ergraut, wenn<br />
er nicht silberfarbenes Haupthaar hätte . . .<br />
Tut mir leid!<br />
»Du verkörperst<br />
den wahren Geist<br />
des geeinten<br />
Europas, in dem<br />
deutsche Spitzenkräfte<br />
wieder gut<br />
machen, was in<br />
Spanien verbockt<br />
wurde«<br />
In der größten deutschen Tageszeitung<br />
schreibt ein Journalist gerne offene<br />
Briefe an wichtige Persönlichkeiten.<br />
Beim <strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong> hat er das wohl<br />
vergessen, dann springe eben ich ein.<br />
Post von Götz:<br />
Lieber José-Maria Olazábal, ich muss mich<br />
bei Dir entschuldigen. Während des <strong>Ryder</strong><br />
<strong>Cup</strong>s habe ich kurzzeitig den Glauben an<br />
Dich und Deine Fähigkeiten als Teamkapitän<br />
verloren. Ich habe wie ein Rohrspatz über<br />
Deine wirre Aufstellungspolitik am Freitag<br />
geschimpft. Ich konnte nicht verstehen,<br />
warum Du Ian Poulter oder Francesco Molinari<br />
auf die Bank gesetzt, aber die völlig außer<br />
Form agierenden Lee Westwood und Graeme<br />
McDowell immer wieder ins Feld geschickt<br />
hast. In meinen Augen saßest Du die ganze<br />
Zeit nur in Deinem Golfcart und hast stumm<br />
mit depressiver Miene das Geschehen beobachtet,<br />
während unsere Jungs von den Amerikanern<br />
vorgeführt wurden. Als die US-Boys<br />
den zehnten Punkt holten und wir gerade<br />
einmal läppische vier Zähler auf dem Konto<br />
stehen hatten, warst Du für mich der schlechteste<br />
<strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong>-Kapitän seit Hal Sutton 2004<br />
in Oakland Hills.<br />
Ich weiß, das war wirklich gemein, so von<br />
Dir zu denken. Dieser <strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong> fand im<br />
Andenken an Deinen verstorbenen Freund<br />
Severiano Ballesteros statt. Und Seve hat sich<br />
meist auch erst in völlig ausweglose Situationen<br />
manövriert, bevor er dann mit einem<br />
magischen Geniestreich das Blatt zu seinen<br />
Gunsten gewendet hat. Du hast immer betont,<br />
dass Seve aus dem Himmel zusieht und an<br />
den Sieg geglaubt. Und oft schien es dann am<br />
Sonntag wirklich so, als würde eine unsichtbare<br />
Hand die Bälle Deines Teams ins Loch<br />
lenken, während die Putts der Amerikaner<br />
viel zu oft fehl gingen, um dabei nicht ein<br />
wenig abergläubisch zu machen.<br />
Lieber Martin Kaymer, auch bei Dir muss ich<br />
mich entschuldigen. Im Vorfeld wurde ich<br />
nicht müde zu betonen, dass Du beim <strong>Ryder</strong><br />
<strong>Cup</strong> nichts verloren hast und nur aufgrund<br />
vieler glücklicher Zufälle ins Team gerutscht<br />
bist. Ich hatte gehofft, dass Dein Kapitän<br />
Dich bis zu den Einzelmatches auf die Bank<br />
verbannt, damit Du möglichst wenig Schaden<br />
anrichten kannst. Als ich am Freitagnachmittag<br />
Deinen Namen bei den Vierball-Bestball-<br />
Matches gelesen habe, war mir klar, dass<br />
dieser <strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong> ein Desaster werden wird.<br />
Wie habe ich mich getäuscht. Du verkörperst<br />
den wahren Geist des geeinten Europas, in dem<br />
deutsche Spitzenkräfte wieder gut machen,<br />
was in Spanien verbockt wurde. Du hast das<br />
Herz eines wahren Champions und bald<br />
sicher auch wieder den zugehörigen Schwung.<br />
Lieber Ian Poulter, Du bist der großartigste,<br />
unglaublichste und abgebrühteste Teufelskerl<br />
der Welt. Danke für Deine fünf Birdies am<br />
Samstagabend! Ohne Dich wären die Europäer<br />
mit fliegenden Fahnen untergegangen.<br />
Und diese Kolumne hätte sich ganz anders<br />
gelesen.<br />
Lieber Tiger Woods, lieber Steve Stricker,<br />
danke, dass Ihr am Freitag und Samstag im<br />
amerikanischen <strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong>-Team für die<br />
europäischen Momente gesorgt habt. Ohne<br />
Euch hätten wir alle ein richtig mieses<br />
Wochenende erlebt. Ich bin mir sicher, Ihr<br />
beiden, eure Teamkollegen und die amerikanischen<br />
Fans werden eines Tages über diesen<br />
<strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong> hinwegkommen. Vielleicht nicht<br />
schon 2014, denn unser Sieg in Gleneagles<br />
ist fest eingeplant. Poulter hat bereits einen<br />
Friseurtermin und der Champagner ist auch<br />
schon geordert. 2016 könnte es doch was<br />
werden, aber seid Ihr dann nicht schon ein<br />
bisschen zu alt, um noch mitzuspielen?<br />
Herzlichst, Euer Götz<br />
www.facebook.com/golftime<br />
<strong>GOLF</strong> <strong>TIME</strong> 7-2012 www.golftime.de<br />
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