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zu Hause - Verlagskontor SH

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Wo steht das ideale Haus im Norden?<br />

von Stephan Opitz<br />

Wenn es nach den deutschen Skandinavienfans geht,<br />

dann ist die nordische Welt im schwedischen Småland<br />

am besten aufgehoben, danach folgen die großen Westfjorde<br />

Norwegens. Von den kaum <strong>zu</strong> zählenden Leuten aus<br />

ganz Deutschland, die komischerweise in die ebenso einförmigen<br />

wie völlig überteuerten und überregulierten Ferienhäuser<br />

an der dänischen Westküste fahren, reden wir gar nicht<br />

– den samstäglich genormten Bettenwechsel dort kriegt man<br />

durch die Staus auf der Rader Hochbrücke auch ohne Brückenreparatur<br />

mit.<br />

Wo steht das ideale Haus? Schwer <strong>zu</strong> sagen – aber sich umgucken<br />

und nicht nur dort hin fahren, wohin alle fahren, ist schon<br />

einmal eine gute Devise. Und man kann ruhig nach der eigenen<br />

Ausgangslage schauen – Schleswig-Holsteiner sind, was<br />

den echten Norden anlangt, im Vorteil. Und das nicht erst seit<br />

dem neuen Werbeslogan des schönsten Bundeslandes. Für die<br />

Hamburger gilt das alles auch ein bisschen. Denn von hier nach<br />

dort – und zwar richtig nach dort – ist es nicht weiter als von<br />

hier nach München oder Freiburg.<br />

Wo steht das ideale Haus im echten, wirklich echten Norden?<br />

Das für Winter wie Sommer, für Frühjahr wie Herbst gleichermaßen<br />

geeignet ist? Wo man keine Nachbarn hat und doch jemand<br />

um Rat fragen kann (falls das Fahrrad mal einen Platten<br />

hat und man nicht weiß, in welchem ICA-Supermarkt es Fahrradschläuche<br />

gibt)? Wo man Pilze sammeln und fischen, Elche<br />

sehen und Ski fahren, im See direkt vor dem Haus schwimmen<br />

und vom Ruderboot aus Biber, die alten Bausparer, beäugen<br />

kann? Wo nichts los ist und man doch alles hat, was man<br />

braucht? Wo die Sonne einen weiten Bogen zieht und der Wald<br />

am anderen Seeufer so aussieht, als würde er nie aufhören?<br />

Au weia – jetzt wird es schwierig. Und wenn man jetzt noch<br />

die Frage aller Ferienfragen stellt „Gibt es in dem Ferienhaus<br />

wenigstens scharfe Küchenmesser?“, dann wird die Luft dünn.<br />

Aber nicht so dünn, dass sie ausgeht. Wir nehmen eine wenig<br />

bekannte Landschaft in Schweden. Die Gegend heißt Bergslagen.<br />

Von Schleswig-Holstein aus kommt man am bequemsten<br />

mit der Stena von Kiel hin. Abends einschiffen, in bequemen<br />

Betten schlafen und am anderen Morgen in Göteborg aufwachen,<br />

dann noch 3-4 ruhige Autostunden nach Nordost, immer<br />

Richtung Stockholm (wer in Schweden keine 90 Stundenkilometer<br />

entspannten Durchschnitt fahren kann, der hat was<br />

falsch gemacht – wer die auf der A 1 oder A 7 halten will, der<br />

hat sich viel vorgenommen). In Örebro ab auf dem „Riksvägen<br />

50“ nach Norden in den Wald. Ab dann wird es einsam –<br />

Seen und Wälder wechseln, dazwischen offene Wiesenflächen.<br />

Der Schriftsteller Lars Gustafsson kommt aus dieser Gegend –<br />

„sie ist von einer vollkommen unrhetorischen Schönheit“, sagte<br />

er einmal. Der Mann hat Recht. Irgendwann nach 40 km<br />

kommt das freundliche Seestädtchen Lindesberg. Dann noch<br />

knapp 30 km weiter – bis nach Östra Löa, rechts ab. Bergslagen<br />

lebte bis vor 100 Jahren vom Miteinander von Eisenverhüttung<br />

und Forstwirtschaft (Holzkohle für Eisen und Stahl). Das<br />

ist lange vorbei – die Struktur der alten Waldgüter ist geblieben<br />

und der eine oder andere 200 Jahre alte kleine Hochofen steht<br />

noch idyllisch und denkmalgeschützt in der Gegend rum. Östra<br />

Löa hat so einen Hochofen mitten im Flecken – und liegt<br />

an einem Seensystem, das weiter in den Norden reicht. Wo es<br />

<strong>zu</strong> Ende ist, fängt ein neues an. 800 bis 900 km Luftlinie nach<br />

Nordnordost von der Mitte Schleswig-Holsteins aus ist man<br />

schon fast im Herzen von Schweden.<br />

Eines der ganz alten Waldgüter in Bergslagen ist Uddnäs Gård,<br />

auf einer Halbinsel des Sörsjön bei Östra Löa gelegen. Dort<br />

wohnen Klas und Margareta Gustafsson (die Familie schon<br />

seit 300 Jahren). Die Familie bietet drei Ferienhäuser an – und<br />

das geschieht auf und über eine eigene Website und mit Hilfe<br />

von Mund<strong>zu</strong>mundwerbung. Keine schwedische oder deut-<br />

40 lebensart 02 | 2014

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