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DA - Österreichische Apothekerkammer

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SCHLAF<br />

Schlaf. So steigert Schlaf die Lernfähigkeit. Fehlt diese Verfestigung<br />

der Lernerfahrungen, lernen wir schlechter. Daneben verbessert<br />

guter Schlaf unser Einsichtsvermögen, das Lernen motorischer<br />

Fähigkeiten und das Lösen von Problemen.<br />

Die Alltagssicherheit wird also erheblich durch Schlafmangel beeinträchtigt:<br />

Insomnie reduziert signifikant die Arbeitsleistung<br />

und die Verkehrssicherheit. Sie führt zu Erinnerungslücken und<br />

spontanem Einschlafen am Tag. Die Wahrscheinlichkeit ermüdungsbedingter<br />

Unfälle und Verletzungen steigt durch chronische<br />

Schlafstörungen um das Siebenfache. Ein 24-stündiger<br />

Schlafentzug beeinträchtigt das Verhalten wie ein Alkoholgehalt<br />

des Blutes von einem Promille.<br />

Chronische Insomnie kann chronisch krank machen. Mögliche<br />

Folgen sind u.a.:<br />

vermehrte Gereiztheit<br />

vierfach erhöhte Depressionsrate<br />

verringerte Leistungsfähigkeit, verlangsamte<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

verschlechterte Konzentrations- und Merkfähigkeit<br />

reduzierte Entscheidungsstärke<br />

schlechteres räumliches Verständnis<br />

frühere Alterung<br />

erhöhtes Risiko für Frühdiabetes, Herz-Kreislauf- und<br />

Magen-Darmstörungen, Hypertonie (Bluthochdruck)<br />

beeinträchtigte Schilddrüsenfunktion<br />

Beeinträchtigung des Immunsystems.<br />

Problemschläfer entwickeln z.B. nach einer Impfung nur halb so<br />

viele Antikörper wie jemand ohne Schlafstörungen. Auch Wunden<br />

heilen langsamer.<br />

Die Entwicklung zusätzlicher Begleiterscheinungen bei nicht-organischen<br />

Schlafstörungen ist hoch: 67 % der Patienten haben eine<br />

organische Zusatzdiagnose. Auf der anderen Seite tragen 77 %<br />

aller Patienten mit organisch bedingter Insomnie psychiatrische<br />

Begleiterscheinungen. Solche sind naturgemäß besonders häufig<br />

bei älteren Patienten vorzufinden.<br />

Empfehlungen zur Schlafhygiene<br />

Gerade bei nicht-organisch bedingter Insomnie lässt sich durch<br />

Beachtung folgender Hinweise oft viel erreichen:<br />

Nicht zu spät essen<br />

Schweres, reichliches Essen beeinträchtigt den Schlaf: Daher die<br />

letzte Hauptmahlzeit mindestens vier Stunden vor dem Zubettgehen<br />

einnehmen!<br />

Schlafzeit begrenzen<br />

Entscheidend für die Erholungsfunktion des Schlafes ist vor allem<br />

die Schlafqualität und weniger die Schlafdauer. Tatsächlich können<br />

verlängerte Bettzeiten sogar die Schlafeffizienz und damit die<br />

Tagesbefindlichkeit verschlechtern. Entsprechend lässt sich durch<br />

Schlafrestriktion gezielt die Schlafqualität verbessern. Die Empfehlung<br />

hierzu lautet: etwas später zu Bett gehen und früher aufstehen.<br />

Die Schlafbegrenzung gilt auch für den Mittagsschlaf.<br />

Zwar steigert ein kurzer Mittagsschlaf die Leistungsfähigkeit um<br />

35 % und regelmäßiger Mittagschlaf senkt das Herzinfarktrisiko<br />

um mehr als 30 %, doch ist ein Schlaf am Tag niemals so erholsam<br />

wie Schlaf in der Nacht. Daher den Mittagsschlaf auf maximal<br />

30 Minuten begrenzen und nicht nach 14 Uhr schlafen!<br />

Auf den Rhythmus achten<br />

Die innere Uhr gibt den optimalen Zeitraum für einen erholsamen<br />

Schlaf vor. Regelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten fördern einen<br />

erholsamen Schlaf.<br />

Aktivität und Schlafen trennen<br />

Das Bett nur zum Schlafen nutzen – nicht zum Essen, Fernsehen<br />

usw. Ruhige Einschlafrituale können helfen.<br />

Nicht aus der Ruhe bringen lassen<br />

Durchschlafen ist nicht normal! Im Gegenteil: Ein guter Schläfer<br />

wacht im Durchschnitt 28mal auf – in der Regel ohne es zu merken.<br />

Erst wenn das Einschlafen nach diesen kurzen Unterbrechungen<br />

nicht wie gewünscht funktioniert, werden die Wachphasen<br />

bewusst wahrgenommen. So gesehen sind »Durchschlafstörungen«<br />

eher »Einschlafstörungen«. Wer gelassen auf das<br />

nächtliche Aufwachen reagiert, erhöht seine Chancen, wieder einzuschlafen.<br />

Was leisten gute Schlafmittel?<br />

Ideale Schlafmittel unterstützen das Ein- und Durchschlafen und<br />

verbessern die Schlafqualität, so dass man sich am nächsten Tag<br />

ausgeruht und leistungsfähig fühlt. So gesehen machen gute<br />

Schlafmittel wach statt müde – nämlich am nächsten Tag! Chemisch-synthetische<br />

Arzneimittel wie die so genannten Benzodiazepine<br />

erfüllen diese Forderungen nur bedingt. Einer in der Regel<br />

schnellen und zuverlässigen Verbesserung der Schlafkontinuität<br />

stehen unerwünschte Wirkungen wie Tagesmüdigkeit, Abhängigkeitspotenzial,<br />

Einschränkungen des Reaktionsvermögens und<br />

der Verkehrssicherheit gegenüber. Bei älteren Patienten muss der<br />

Einsatz von Benzodiazepinen wegen des erhöhten Sturzrisikos<br />

und kognitiver Beeinträchtigungen besonders sorgfältig abgewogen<br />

werden.<br />

Was können<br />

Phytotherapeutika?<br />

Extrakte aus Baldrian, Hopfen und Melisse ziehen weder geistige<br />

noch psychomotorische Beeinträchtigungen am Tag nach sich.<br />

Demnach lässt sich eine Schlafstörung mit pflanzlichen Präparaten,<br />

also Phytotherapeutika, ohne negative Auswirkungen am<br />

nächsten Tag behandeln. Auch Abhängigkeiten sind nicht zu erwarten.<br />

Somit bieten Arzneipflanzen eine wirksame und verträgliche<br />

therapeutische Alternative bei Schlaflosigkeit.<br />

Empfohlen wird die Einnahme von Phytopharmaka meist eine<br />

halbe bis eine Stunde vor dem Schlafengehen. In der Regel ist eine<br />

mehrwöchige Einnahme für eine spürbare Besserung erforderlich.<br />

Verbreitet sind Kombinationspräparate mit mehreren Wirkstoffen.<br />

Bei der Auswahl geeigneter Produkte sollte auf eine hohe<br />

Qualität geachtet werden.<br />

Baldrian<br />

Baldrian ist die am besten dokumentierte und am häufigsten bei<br />

Schlafstörungen eingesetzte Heilpflanze. Bei älteren Patienten,<br />

die wenig und unregelmäßig schlafen, scheint Baldrian besonders<br />

wirksam zu sein. Durch klinische Daten unterstützt wird die Anwendung<br />

von Extrakten der Baldrianwurzel bei Unruhezuständen<br />

und nervös bedingten Einschlafstörungen. Zu empfehlen ist eine<br />

fixe Kombination aus Baldrian- und Hopfen-Extrakt. Dieser wurde<br />

in Studien eine höhere schlaffördernde Wirkung als Baldrian-<br />

Extrakt allein zugeschrieben, wobei sowohl die Schlafdauer als<br />

auch die Schlafqualität verbessert werden konnten.<br />

Auf jeden Fall sollte darauf geachtet werden, dass Baldrian ausreichend<br />

dosiert – 500 mg pro Tag – und über einen längeren Zeitraum<br />

eingenommen wird. Die einmalige Gabe kann zwar subjek-<br />

34 <strong>DA</strong> Dezember 2013

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