01.03.2014 Aufrufe

Skript zur Vorlesung „Allgemeine Psychologie II“ (Prof. Dr. Christian ...

Skript zur Vorlesung „Allgemeine Psychologie II“ (Prof. Dr. Christian ...

Skript zur Vorlesung „Allgemeine Psychologie II“ (Prof. Dr. Christian ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

16<br />

2. Rotwerden und Versteifen des Körpers (bei Wut) US = körperliche Einschränkungen<br />

3. Glucksen und zustimmende Geräuche (bei Liebe) US = Stimulation erogener Zonen<br />

Die Vielfalt der Emotionen entsteht aus behavioristischer Sicht durch freie Kombination<br />

dieser angeborenen Reaktionsmuster. Durch klassische Konditionierung können statt dem US<br />

auch viele CS die Reaktionsmuster auslösen.<br />

3. Probleme der empirischen Evidenz und der theoretischen Position des<br />

Behaviorismus zu Emotionen?<br />

1. Konditionierung wurde nur für Furcht, nicht für Wut und Liebe empirisch<br />

nachgewiesen.<br />

2. Bei chaotischen Reaktionsmustern bleibt unklar, ob es sich um Emotionen handelt.<br />

3. Die Reichhaltigkeit von Emotionen wird nicht erfasst.<br />

4. Positiv: das Konzept der erlernten Furchtreaktionen ist wertvoll für (Verhaltens)-<br />

therapeutische Interventionen.<br />

4. Was ist das Besondere an der Emotionstheorie von William James und Carl<br />

Lange?<br />

Sie ist kontraintuitiv: es wird darin behauptet, dass das bewusste Wahrnehmen körperlicher<br />

Veränderungen erst zu Emotionen führe.<br />

Dies geschieht nach James & Lange in 3 Schritten: zunächst wird ein erregender Reiz<br />

wahrgenommen, woraus zweitens eine emotionsspezifische körperliche (viszerale)<br />

Veränderung folgt. <strong>Dr</strong>ittens wird die körperliche Veränderung bewusst als Emotion erlebt.<br />

Die körperliche Veränderung ist eine Veränderung im autonomen NS (z.B. Schwitzen,<br />

erhöhte Herzfrequenz, „Bauchschmerzen“ bei Furcht).<br />

5. Was ist die Kritik von Walter Cannon an dieser Theorie und wie ist diese Kritik<br />

aus heutiger Sicht zu bewerten?<br />

1. Dass auch Querschnittsgelähmte noch Emotionen haben, obwohl das ZNS vom<br />

autonomen NS getrennt wurde.<br />

2. Viszerale Reaktionen haben eine mangelnde Spezifität, so tritt schwitzen sowohl bei<br />

Wut als auch bei Furcht auf. Diese Kritik ist aus heutiger Sicht ungültig, weil James<br />

sich nicht auf spezifische viszerale Emotionen bezog (dem damaligen Kenntnisstand<br />

gemäß).<br />

3. Cannon hielt außerdem die Eingeweide für unempfindliche Organe, deren viszeralen<br />

Effekte nicht bewusst zugänglich seien.<br />

4. Die viszeralen Reaktionen seien zu langsam, um direkte emotionale Reaktionen zu<br />

erklären (z.B. Änderungen in Hormonkonzentrationen, im Blutdruck, etc.).<br />

5. Bei künstlicher Stimulation der Viszera entsteht kein emotionales Erleben. (Maranon<br />

injizierte 1924 Adrenalin und nur 30% der VP berichteten echte Emotionen, der Rest<br />

„als ob“ – Emotionen.<br />

6. Was ist die Lösung dieser Debatte durch Stanley Schachter und Jerome Singer?<br />

Die physiologische Erregung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung im<br />

Erleben von Emotionen.<br />

Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!