botenstoff 04.13 - Human.technology Styria GmbH
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Endokrinologie ist das Fach der Hormon-<br />
Forschung, und Hormone sind klassische<br />
Biomarker“, erzählt Prof. Thomas Pieber,<br />
Leiter der Klinischen Abteilung für Endokrinologie<br />
und Stoffwechsel am Universitätsklinikum<br />
Graz. Auch in der Kardiologie<br />
spielt die Biomarkerforschung<br />
traditionell eine große Rolle.<br />
Die moderne Biomarkerforschung ist<br />
deshalb so wichtig, weil damit die Früherkennung<br />
von Krankheiten möglich<br />
wird. Ein zweiter wichtiger Aspekt neben<br />
der Früherkennung ist die Verlaufskontrolle<br />
einer Krankheit. Damit werden<br />
schlussendlich auch „individualisierte<br />
Therapien“ möglich. Thomas Pieber berichtet<br />
aus der Forschungspraxis: „Die<br />
aktuelle Biomarkerforschung ist deshalb<br />
besonders spannend, weil es eine Reihe<br />
von Krankheitsbildern in allen wichtigen<br />
Bereichen gibt, von denen man gar nicht<br />
wusste, dass die Biomarkerforschung<br />
eine entscheidende Rolle spielt. So<br />
wissen wir heute auf Grund dieser Forschung,<br />
dass der Knochen ein wichtiges<br />
Organ in Hinblick auf Hormonausschüttung<br />
und Fruchtbarkeit ist. Der Knochen<br />
sendet Botenstoffe bzw. Biomarker aus<br />
und wenn man diese misst, kann man<br />
auch besser über den Krankheitszustand<br />
und die Prognose Auskunft geben.<br />
„Interessanterweise setzt auch das Herz<br />
Botenstoffe frei, die im Blut messbar sind<br />
und eine Herzüberlastung andeuten“,<br />
ergänzt Prof. Burkert Pieske, Leiter der<br />
Klinischen Abteilung für Kardiologie am<br />
Universitätsklinikum Graz. So könne<br />
heute bereits durch Messung des sogenannten<br />
„BNP“-Wertes eine Herzmuskelschwäche<br />
erkannt werden. „Ebenso<br />
kann durch die Messung von Troponin,<br />
einem Bestandteil der Herzmuskelzellen,<br />
ein Herzinfarkt frühzeitig erkannt werden.“<br />
Unerlässlich als Basis für die Biomarkerforschung<br />
sind sogenannte Biobanken<br />
– hier werden menschliche biologische<br />
Proben (z. B. Gewebe- und Blutproben)<br />
ebenso wie medizinische Daten gesammelt<br />
und können anschließend im Rahmen<br />
kontrollierter Studien ausgewertet<br />
werden. An der Medizinischen Universität<br />
Graz befindet sich eine der größten<br />
Biobanken Europas und im Herbst dieses<br />
Jahres siedelt sich auch das europäische<br />
Koordinationszentrum für Biobanken im<br />
Rahmen der EU, genannt BBMRI, in Graz<br />
an. Eine in diesem Sinne integrative Infrastruktur<br />
macht Synergien und Neues<br />
in der Forschung erst möglich.<br />
Standort Steiermark<br />
In der steirischen Landeshauptstadt<br />
Graz hat Biomarkerforschung eine ebenso<br />
große wie lange Tradition. Mit dem<br />
K-Projekt „BioPersMed“ wurden diese<br />
Aktivitäten im Jahr 2010 weiter vertieft<br />
und gebündelt. Und auch die Zusammenarbeit<br />
zwischen den Universitäten und<br />
Forschungseinrichtungen hat Tradition<br />
in der Steiermark. Mit „BioTechMed“<br />
werden die Aktivitäten in den Life Sciences<br />
und <strong>Human</strong>technologien der drei<br />
großen steirischen Universitäten – Karl-<br />
Franzens-Universität, Medizinische Universität<br />
Graz und TU Graz – gebündelt<br />
und international sichtbar gemacht.<br />
Die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und<br />
Industrie klappt ebenfalls – Katalysator<br />
und Drehscheibe zwischen Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Standortpolitik ist<br />
hier der 2004 gegründete <strong>Human</strong>technologie-Cluster,<br />
in dem mittlerweile 78<br />
Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />
organisiert sind.<br />
Im gesamten steirischen Stärkefeld <strong>Human</strong>technologie<br />
werden mit rund 14.800<br />
Beschäftigten rund 2,9 Mrd. Euro Umsatz<br />
jährlich generiert.<br />
Besonders wichtig sind naturgemäß die<br />
Kooperationen zwischen der internationalen<br />
Industrie und den Forschenden<br />
vor Ort. Dr. Dagmar Kasper vom britischen<br />
Diagnostika-Konzern Immunodiagnostic<br />
Systems (IDS) bezeichnet Graz<br />
als „schnell wachsenden Standort mit<br />
einem wohldurchdachten Konzept und<br />
Plan. Die Säulen für den Erfolg sind sowohl<br />
durch die Unterstützung des Landes<br />
Steiermark als auch durch die rege<br />
Beteiligung der kompetenten Forscher<br />
und Kliniker vor Ort, durch die enge Zusammenarbeit<br />
mit der Industrie und mit<br />
der Biobank gesichert.“<br />
Zukunftsszenarien<br />
Ein besonders erfolgsversprechendes<br />
Feld beim Aufspüren und intelligenten<br />
Einsatz von Biomarkern ist die Diabetesforschung.<br />
Typ1-Diabetes ist eine Erkrankung,<br />
bei der das Immunsystem die<br />
insulinproduzierenden Zellen zerstört.<br />
„Die Behandlung ist klar: Man muss<br />
das fehlende Hormon Insulin ersetzen“,<br />
erläutert Diabetologe Thomas Pieber.<br />
„Spannend ist nun die Frage, warum<br />
manche Menschen einen Typ1-Diabetes<br />
bekommen und manche nicht und ob<br />
man die Krankheit nicht schon diagnostizieren<br />
könnte, bevor sie zum Ausbruch<br />
kommt. Das wäre ein Durchbruch, weil<br />
man dann mit spezifischen Maßnahmen<br />
verhindern könnte, dass Typ1-Diabetes<br />
überhaupt erst entsteht.“<br />
Prof. Burkert Pieske<br />
Medizinische Universität Graz<br />
„In der Kardiologie spielt die Biomarkerforschung<br />
traditionell eine große Rolle.<br />
In Graz sind wir auf den drei Gebieten<br />
Früherkennung, Verlaufsbeurteilung<br />
und individualisierte Therapie zusammen<br />
mit einigen anderen Zentren weltweit<br />
führend. Das liegt daran, dass<br />
es uns gelungen ist, große Patienten-<br />
Kohorten aufzubauen, die entweder ein<br />
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
haben oder schon eine manifeste Erkrankung<br />
und wir so neue Biomarker oder<br />
auch die Kombination schon bekannter<br />
Biomarker erforschen können. Durch<br />
diese Kohorten, die wir über viele Jahre<br />
nachverfolgen können, haben wir nun<br />
die Möglichkeit, modernste Biomarkerforschung<br />
an einem sehr gut definierten<br />
Patientenkollektiv zu machen. Das ist<br />
weltweit einmalig. Und diese Kohortenforschung<br />
wollen wir weiter ausbauen.“<br />
Info<br />
Neu: <strong>botenstoff</strong> EXTRA<br />
Mit der ersten Ausgabe der neuen Reihe<br />
„<strong>botenstoff</strong> EXTRA“, die jeweils Schwerpunktthemen<br />
der Branche näher beleuchtet,<br />
haben wir im August dieses Jahres<br />
auch das Layout unseres Print-Newsletters<br />
erneuert.<br />
Wir hoffen, es gefällt, und freuen uns auf<br />
Ihr Feedback!<br />
Ihr <strong>botenstoff</strong>-Redaktionsteam<br />
Lesen Sie hier auf diesen beiden Seiten die<br />
Titelstory aus dem ersten <strong>botenstoff</strong> EXTRA.<br />
Link zum<br />
Download des<br />
<strong>botenstoff</strong> 03.13<br />
EXTRA ...<br />
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