botenstoff 04.13 - Human.technology Styria GmbH
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Fettabbau im „Ruhemodus“<br />
Biochemiker entdecken „Warteposition“ von fettabbauenden Enzymen<br />
Fett als Fluch und Segen: Besonders im<br />
Sommer sind Fettdepots beim Menschen<br />
eher unerwünscht. Pflanzen hingegen<br />
werden durch angesammelte Fette besonders<br />
nährstoffreich. Biochemiker<br />
der TU Graz haben 2010 nachgewiesen,<br />
dass zwei Enzyme des Fettstoffwechsels<br />
Doppelfunktionen erfüllen und sowohl<br />
für den Abbau als auch den Aufbau von<br />
Fetten zuständig sind. Bei genauerer Erforschung<br />
der fettabbauenden Funktion<br />
haben Günther Daum und die Dissertantin<br />
Claudia Schmidt vom Institut für Biochemie<br />
der TU Graz festgestellt: Unter bestimmten<br />
Bedingungen sind die Enzyme<br />
„ruhig gestellt“ und setzen den Fettabbau<br />
aus. Das Ergebnis wurde kürzlich im renommierten<br />
Journal of Biological Chemistry<br />
veröffentlicht.<br />
Das Wissen über den menschlichen und<br />
pflanzlichen Fettstoffwechsel stammt<br />
häufig aus der wissenschaftlichen Arbeit<br />
mit Hefe, die als Modellsystem mit großer<br />
Relevanz für höhere Organismen dient.<br />
Eine entscheidende Rolle beim Fettstoffwechsel<br />
spielen Enzyme, also Proteine,<br />
die als Biokatalysatoren bestimmte Reaktionen<br />
auslösen. Eine Gruppe um Günther<br />
Daum vom Institut für Biochemie der<br />
TU Graz hat vor rund drei Jahren nachgewiesen,<br />
dass zwei<br />
bestimmte fettspaltende<br />
Hefe-<br />
Enzyme jeweils<br />
eine Doppelfunktion<br />
haben: Sie<br />
können Fette sowohl<br />
auf- als auch<br />
abbauen. „Wir<br />
haben nun eines<br />
dieser beiden<br />
Enzyme genauer<br />
unter die Lupe<br />
genommen und<br />
die Regulation<br />
des Fettaufbaus<br />
und -abbaus unter<br />
verschiedenen<br />
Bedingungen biochemisch,<br />
molekularbiologisch<br />
und zellbiologisch untersucht“,<br />
erläutert Günther Daum.<br />
Das Wissen über<br />
den Fettstoffwechsel<br />
stammt häufig<br />
aus der wissenschaftlichen<br />
Arbeit<br />
mit Hefe, die<br />
als Modellsystem<br />
für höhere Organismen<br />
dient.<br />
Enzym auf Abruf<br />
Unter anderem haben die Forscher die<br />
Synthese der Triglyceride, also der Fette,<br />
Fettabbau im „Ruhemodus“: Forscher des Instituts für Biochemie der TU Graz entdecken Warteposition von fettabbauenden Enzymen.<br />
die wie Cholesterin zur Gruppe der Nahrungs-<br />
und Depotfette gehören, „abgeschaltet“.<br />
Durch diese Manipulation kann<br />
die Hefezelle keine Fettpartikel mehr bilden,<br />
auf denen das fettabbauende Enzym<br />
(Lipase) normalerweise sitzt. Das nunmehr<br />
„heimatlos“ gewordene Enzym wandert<br />
daraufhin in das Endoplasmatische<br />
Retikulum, das „Synthese-Kraftwerk“<br />
der Zelle, aus. „Die Reaktion des Hefe-<br />
Enzyms war erstaunlich – nämlich gar<br />
keine. Es wechselte zwar seine Position,<br />
verfiel dann aber in eine Art ‚Ruheposition‘<br />
ohne jegliche Funktion zu erfüllen. Es<br />
gab keinerlei Enzymaktivitäten mehr‘“,<br />
schildert Daum. Das Ergebnis sei zwar<br />
überraschend, aber nicht unlogisch: „Das<br />
Enzym ist zwar ruhiggestellt, aber auf<br />
Abruf wieder bereit, sowohl den Fettabbau<br />
als auch den Fettaufbau zu starten“,<br />
so Daum. Die Forscher kommen zu dem<br />
Schluss, dass der Aufenthaltsort des Enzyms<br />
innerhalb der Zelle seine Funktion<br />
ganz maßgeblich beeinflusst.<br />
Die Biochemiker wollen mit den Untersuchungen<br />
der Hefe-Enzyme die Abläufe im<br />
Fettstoffwechsel grundlegend erforschen<br />
und damit zum übertragbaren Verständnis<br />
des menschlichen und pflanzlichen<br />
Auf- und Abbaus von Fetten beitragen.<br />
Welche Faktoren sich wie auf die Aktivität<br />
der fettspaltenden Enzyme auswirken,<br />
ist dabei eine zentrale Fragestellung. Die<br />
Arbeit ist im Rahmen eines FWF-geförderten<br />
Forschungsprojektes entstanden<br />
und ist Teil der Dissertation von Claudia<br />
Schmidt. Das renommierte Journal of<br />
Biological Chemistry hat die Ergebnisse<br />
kürzlich publiziert.<br />
Autor: TU Graz<br />
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