22.06.2012 Aufrufe

Die öffentliche Verschwendung 2010

Die öffentliche Verschwendung 2010

Die öffentliche Verschwendung 2010

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fehlplanungen<br />

Friedrichshafen. Üblicherweise ist mit<br />

dem Kauf einer Immobilie eine Absicht<br />

verbunden. Aber anscheinend nicht<br />

so in Friedrichshafen. Dort erwarb die<br />

Stadt im Jahr 2000 für rund 530.000 Euro<br />

ein Wohnhaus mit Garage und einer<br />

Gesamtfläche von 1.600 m². Der Haken<br />

dabei: Seit dem Kauf vor zehn Jahren<br />

steht das Haus leer und rottet vor sich<br />

hin. Womit sich sein Zustand nicht wesentlich<br />

geändert hat: Denn bereits vor<br />

dem Ankauf durch die Stadt war das<br />

Haus lange Zeit unbewohnt. Ein Käufer<br />

fand sich nicht. Bis eben im Jahr 2000<br />

die Stadt sich das Grundstück samt Gebäude<br />

„sicherte“. Der Oberbürgermeister,<br />

der damals noch nicht im Amt war,<br />

führt dazu aus, dass in den ersten Jahren<br />

nach Erwerb durch die Stadt tatsächlich<br />

noch keine konkrete Anschlussnutzung<br />

für das Grundstück bestand. <strong>Die</strong><br />

Stadtverwaltung zog damals sowohl den<br />

Abriss als auch eine Totalsanierung in<br />

Betracht. Eine unmittelbare Nutzung<br />

des Gebäudes hingegen stand konkret<br />

nicht zur Diskussion. Und da auch Häuser<br />

nicht jünger werden, scheiden nach<br />

den langen Jahren des Leerstands mittlerweile<br />

sowohl Renovierung als auch<br />

Sanierung des Gebäudes für die Stadt<br />

selbst aus. Bleibt als einzige Option wohl<br />

nur noch der Abriss. Immerhin hat sich<br />

die Stadt nun eine Deadline gesetzt. Am<br />

30.10.<strong>2010</strong> soll endlich eine Entscheidung<br />

über das Schicksal von Haus und<br />

Grundstück getroffen werden. Und vielleicht<br />

macht man sich wieder einmal da-<br />

10<br />

ran, zumindest für das Grundstück einen<br />

Käufer zu finden. Nach immerhin fast<br />

zwanzig Jahren.<br />

Baden-Württemberg. Im März dieses<br />

Jahres musste die Polizei ein neues Teilstück<br />

der Bundesstraße 10 zwischen<br />

Eislingen-Ost und Süßen mehrfach<br />

sperren: Tausende von Kröten waren auf<br />

dem Weg zu ihrem Laichtümpel. Da auf<br />

dem neuen Teilstück das Verkehrsaufkommen<br />

noch relativ gering ist, führte<br />

die Sperrung zu keinen größeren Problemen.<br />

Das wird sich allerdings bald<br />

ändern, denn ab Frühjahr 2011, wenn<br />

die Bauarbeiten an einem weiteren Teilstück<br />

der B 10 fertiggestellt sein werden,<br />

wird der gesamte Verkehr über die neue<br />

B 10 rollen und das Verkehrsaufkommen<br />

voraussichtlich deutlich steigen. Das Regierungspräsidium<br />

Stuttgart, das für die<br />

Planungen der Straße verantwortlich<br />

zeichnet, war sichtlich überrascht von<br />

der Kröteninvasion, sollte es doch dort<br />

eigentlich gar keine Krötenpopulation<br />

geben. So zumindest die Aussage eines<br />

faunistischen Gutachtens aus dem Jahr<br />

1996, das im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens<br />

erstellt wurde. Seltsam<br />

nur, dass die Kommunalentwicklung<br />

Baden-Württemberg GmbH bereits ein<br />

Jahr zuvor, also im Vorfeld der Erstellung<br />

des Gutachtens, im Rahmen der „Planfeststellung<br />

Süßen B 10/B 466/K 1404“<br />

auf Amphibienwanderungen hinwies<br />

und zugleich monierte, dass diese bei<br />

Umweltverträglichkeitsuntersuchungen<br />

(UVU) nicht behandelt wurden. Auch<br />

der örtliche Naturschutzbund Deutschland<br />

wies auf das Vorhandensein der<br />

Krötenpopulation hin und forderte entsprechende<br />

Schutzmaßnahmen. <strong>Die</strong> Gemeinde<br />

Süßen als Empfänger der Warnungen<br />

des Naturschutzbundes und der<br />

Kommunalentwicklung leitete die Hinweise<br />

im Mai 1995 an das Regierungspräsidium<br />

Stuttgart weiter. Dort aber<br />

schenkte man den Hinweisen entweder<br />

keine Beachtung oder nahm diese nicht<br />

ernst, vielleicht versandeten diese dort<br />

auch einfach.<br />

So oder so, das Ergebnis ist bekannt:<br />

In einer Gegend, in der laut Gutachten<br />

keine Kröten vorkommen, gibt es tausende<br />

davon, und die verursachen jetzt<br />

die Probleme. Da eine einfache Sperrung<br />

zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der<br />

neuen B 10 nicht mehr ausreichen und<br />

erhebliche Verkehrsprobleme verursachen<br />

wird, zudem das Leben und die Gesundheit<br />

der Kröten und natürlich der<br />

Autofahrer geschützt werden müssen,<br />

wird jetzt nach einer wirksameren und<br />

nachhaltigeren Lösung der Problems gesucht.<br />

Abhilfe soll die Anlage eines neuen<br />

Laichtümpels schaffen. <strong>Die</strong>ser soll rund<br />

10.000 Euro kosten. Allerdings weiß niemand<br />

mit Sicherheit, ob die Amphibien<br />

den Tümpel auch annehmen, sind Kröten<br />

doch als ausgesprochen standorttreu<br />

bekannt. Weiter erwägt das Regierungspräsidium<br />

Stuttgart zusätzlich zu der<br />

Anlage des Laichtümpels dauerhafte<br />

Amphibiensperranlagen zu errichten,<br />

Fehlplanungen<br />

damit die Tiere künftig nicht mehr auf<br />

die Straße gelangen können. <strong>Die</strong> Kosten<br />

dafür sind noch nicht ermittelt worden.<br />

Es ist also zu befürchten, dass das Regierungspräsidium<br />

jetzt mit viel Geld einen<br />

Fehler korrigiert, der nicht hätte passieren<br />

müssen, wären die Hinweise auf die<br />

Kröten seinerzeit bei der Planfeststellung<br />

ernst genommen oder überhaupt<br />

beachtet worden. Übrigens, im Herbst<br />

werden die Kröten wieder von ihrem angestammten<br />

Laichgewässer zurückkehren<br />

und dabei wieder die B 10 passieren.<br />

Autofahrer sollten sich also wieder vorsorglich<br />

auf Umwege einstellen.<br />

Potsdam. Das nach dem Krieg gesprengte<br />

Potsdamer Stadtschloss soll<br />

mit historischer Fassade wieder aufgebaut<br />

und vom Land Brandenburg über<br />

30 Jahre als Sitz des Landtages angemietet<br />

werden. Kritikwürdig sind die vergleichsweise<br />

hohen Baukosten für den<br />

Neubau, die Überschreitung der vom<br />

Land erlassenen Raum- und Flächennorm<br />

für Landesbauten sowie die Errichtung<br />

einer außerhalb des Gebäudes<br />

liegenden beheizbaren Rampe zur Tiefgarage<br />

unterhalb des Landtagsneubaus.<br />

Insgesamt wären Einsparungen von bis<br />

zu 34,9 Mio. Euro möglich. Bei Einhaltung<br />

der Raum- und Flächennorm für<br />

Landesbauten würden 1.700 Quadratmeter<br />

Fläche nicht benötigt, was bei für<br />

vergleichbare Neubauten anfallenden<br />

Kosten von 5.000 Euro je Quadratmeter<br />

zu Einsparungen von 8,5 Mio. Euro füh-<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!