Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
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Fehlplanungen<br />
Friedrichshafen. Üblicherweise ist mit<br />
dem Kauf einer Immobilie eine Absicht<br />
verbunden. Aber anscheinend nicht<br />
so in Friedrichshafen. Dort erwarb die<br />
Stadt im Jahr 2000 für rund 530.000 Euro<br />
ein Wohnhaus mit Garage und einer<br />
Gesamtfläche von 1.600 m². Der Haken<br />
dabei: Seit dem Kauf vor zehn Jahren<br />
steht das Haus leer und rottet vor sich<br />
hin. Womit sich sein Zustand nicht wesentlich<br />
geändert hat: Denn bereits vor<br />
dem Ankauf durch die Stadt war das<br />
Haus lange Zeit unbewohnt. Ein Käufer<br />
fand sich nicht. Bis eben im Jahr 2000<br />
die Stadt sich das Grundstück samt Gebäude<br />
„sicherte“. Der Oberbürgermeister,<br />
der damals noch nicht im Amt war,<br />
führt dazu aus, dass in den ersten Jahren<br />
nach Erwerb durch die Stadt tatsächlich<br />
noch keine konkrete Anschlussnutzung<br />
für das Grundstück bestand. <strong>Die</strong><br />
Stadtverwaltung zog damals sowohl den<br />
Abriss als auch eine Totalsanierung in<br />
Betracht. Eine unmittelbare Nutzung<br />
des Gebäudes hingegen stand konkret<br />
nicht zur Diskussion. Und da auch Häuser<br />
nicht jünger werden, scheiden nach<br />
den langen Jahren des Leerstands mittlerweile<br />
sowohl Renovierung als auch<br />
Sanierung des Gebäudes für die Stadt<br />
selbst aus. Bleibt als einzige Option wohl<br />
nur noch der Abriss. Immerhin hat sich<br />
die Stadt nun eine Deadline gesetzt. Am<br />
30.10.<strong>2010</strong> soll endlich eine Entscheidung<br />
über das Schicksal von Haus und<br />
Grundstück getroffen werden. Und vielleicht<br />
macht man sich wieder einmal da-<br />
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ran, zumindest für das Grundstück einen<br />
Käufer zu finden. Nach immerhin fast<br />
zwanzig Jahren.<br />
Baden-Württemberg. Im März dieses<br />
Jahres musste die Polizei ein neues Teilstück<br />
der Bundesstraße 10 zwischen<br />
Eislingen-Ost und Süßen mehrfach<br />
sperren: Tausende von Kröten waren auf<br />
dem Weg zu ihrem Laichtümpel. Da auf<br />
dem neuen Teilstück das Verkehrsaufkommen<br />
noch relativ gering ist, führte<br />
die Sperrung zu keinen größeren Problemen.<br />
Das wird sich allerdings bald<br />
ändern, denn ab Frühjahr 2011, wenn<br />
die Bauarbeiten an einem weiteren Teilstück<br />
der B 10 fertiggestellt sein werden,<br />
wird der gesamte Verkehr über die neue<br />
B 10 rollen und das Verkehrsaufkommen<br />
voraussichtlich deutlich steigen. Das Regierungspräsidium<br />
Stuttgart, das für die<br />
Planungen der Straße verantwortlich<br />
zeichnet, war sichtlich überrascht von<br />
der Kröteninvasion, sollte es doch dort<br />
eigentlich gar keine Krötenpopulation<br />
geben. So zumindest die Aussage eines<br />
faunistischen Gutachtens aus dem Jahr<br />
1996, das im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens<br />
erstellt wurde. Seltsam<br />
nur, dass die Kommunalentwicklung<br />
Baden-Württemberg GmbH bereits ein<br />
Jahr zuvor, also im Vorfeld der Erstellung<br />
des Gutachtens, im Rahmen der „Planfeststellung<br />
Süßen B 10/B 466/K 1404“<br />
auf Amphibienwanderungen hinwies<br />
und zugleich monierte, dass diese bei<br />
Umweltverträglichkeitsuntersuchungen<br />
(UVU) nicht behandelt wurden. Auch<br />
der örtliche Naturschutzbund Deutschland<br />
wies auf das Vorhandensein der<br />
Krötenpopulation hin und forderte entsprechende<br />
Schutzmaßnahmen. <strong>Die</strong> Gemeinde<br />
Süßen als Empfänger der Warnungen<br />
des Naturschutzbundes und der<br />
Kommunalentwicklung leitete die Hinweise<br />
im Mai 1995 an das Regierungspräsidium<br />
Stuttgart weiter. Dort aber<br />
schenkte man den Hinweisen entweder<br />
keine Beachtung oder nahm diese nicht<br />
ernst, vielleicht versandeten diese dort<br />
auch einfach.<br />
So oder so, das Ergebnis ist bekannt:<br />
In einer Gegend, in der laut Gutachten<br />
keine Kröten vorkommen, gibt es tausende<br />
davon, und die verursachen jetzt<br />
die Probleme. Da eine einfache Sperrung<br />
zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der<br />
neuen B 10 nicht mehr ausreichen und<br />
erhebliche Verkehrsprobleme verursachen<br />
wird, zudem das Leben und die Gesundheit<br />
der Kröten und natürlich der<br />
Autofahrer geschützt werden müssen,<br />
wird jetzt nach einer wirksameren und<br />
nachhaltigeren Lösung der Problems gesucht.<br />
Abhilfe soll die Anlage eines neuen<br />
Laichtümpels schaffen. <strong>Die</strong>ser soll rund<br />
10.000 Euro kosten. Allerdings weiß niemand<br />
mit Sicherheit, ob die Amphibien<br />
den Tümpel auch annehmen, sind Kröten<br />
doch als ausgesprochen standorttreu<br />
bekannt. Weiter erwägt das Regierungspräsidium<br />
Stuttgart zusätzlich zu der<br />
Anlage des Laichtümpels dauerhafte<br />
Amphibiensperranlagen zu errichten,<br />
Fehlplanungen<br />
damit die Tiere künftig nicht mehr auf<br />
die Straße gelangen können. <strong>Die</strong> Kosten<br />
dafür sind noch nicht ermittelt worden.<br />
Es ist also zu befürchten, dass das Regierungspräsidium<br />
jetzt mit viel Geld einen<br />
Fehler korrigiert, der nicht hätte passieren<br />
müssen, wären die Hinweise auf die<br />
Kröten seinerzeit bei der Planfeststellung<br />
ernst genommen oder überhaupt<br />
beachtet worden. Übrigens, im Herbst<br />
werden die Kröten wieder von ihrem angestammten<br />
Laichgewässer zurückkehren<br />
und dabei wieder die B 10 passieren.<br />
Autofahrer sollten sich also wieder vorsorglich<br />
auf Umwege einstellen.<br />
Potsdam. Das nach dem Krieg gesprengte<br />
Potsdamer Stadtschloss soll<br />
mit historischer Fassade wieder aufgebaut<br />
und vom Land Brandenburg über<br />
30 Jahre als Sitz des Landtages angemietet<br />
werden. Kritikwürdig sind die vergleichsweise<br />
hohen Baukosten für den<br />
Neubau, die Überschreitung der vom<br />
Land erlassenen Raum- und Flächennorm<br />
für Landesbauten sowie die Errichtung<br />
einer außerhalb des Gebäudes<br />
liegenden beheizbaren Rampe zur Tiefgarage<br />
unterhalb des Landtagsneubaus.<br />
Insgesamt wären Einsparungen von bis<br />
zu 34,9 Mio. Euro möglich. Bei Einhaltung<br />
der Raum- und Flächennorm für<br />
Landesbauten würden 1.700 Quadratmeter<br />
Fläche nicht benötigt, was bei für<br />
vergleichbare Neubauten anfallenden<br />
Kosten von 5.000 Euro je Quadratmeter<br />
zu Einsparungen von 8,5 Mio. Euro füh-<br />
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