Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
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Bürokratie<br />
Der Gesetzgeber versäumte es trotz Aufforderung der Deutschen Rentenversicherung,<br />
die Versendung einer informationslosen Rentenmitteilung zu verhindern.<br />
zugeschnappt. In den Zuwendungsbescheiden<br />
waren weder Rückfallklauseln,<br />
Wertausgleich oder auch Übertragung<br />
der Busse auf den neuen Betreiber des Linienverkehrs<br />
enthalten, noch Regelungen<br />
über die Nachnutzung des geförderten<br />
Busbetriebshofs. Objektiv kann der Unternehmer<br />
die Förderbedingungen nun<br />
nicht mehr erfüllen. Er steht am Rande<br />
des Ruins. Dafür wurde das Busunternehmen<br />
gefördert, das jetzt mit dem<br />
ÖPNV beauftragt ist.Wie sich später bei<br />
Überprüfung durch den Landesrechnungshof<br />
herausstellte, brachten Neuausschreibung<br />
und Neuvergabe keine<br />
Einsparungen. Vielmehr entstanden dem<br />
Landkreis im Bereich der Schülerbeförderung<br />
in nur zwei Jahren eine Million<br />
Euro Mehrkosten. Doch das half dem<br />
Ausschreibungsverlierer nicht wirklich<br />
weiter. Das Landesverwaltungsamt forderte<br />
2009 wegen „Nichteinhaltung der<br />
Zweckbindungsfristen“ die Fördermittel<br />
zurück und begründete in einem Schreiben<br />
an ein Busunternehmen seine Rückforderung<br />
aus Fördermittelvergaben der<br />
Jahre 1994 bis 2005 u. a. mit dem Vermerk,<br />
dass „private Interessen zum Erhalt<br />
des Betriebs hinter dem <strong>öffentliche</strong>n Interesse<br />
an der Einhaltung des Grundsatzes<br />
der wirtschaftlichen und sparsamen Verwendung<br />
<strong>öffentliche</strong>r Mittel zurückstehen“<br />
müssen. Fragt sich, wo eigentlich<br />
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die sparsame Verwendung stattfindet?<br />
Eher muss man doch von bürokratisch<br />
geförderter <strong>Verschwendung</strong> sprechen!<br />
Bund. Schon frühzeitig wussten die<br />
Rentner, dass es in diesem Jahr keine<br />
Erhöhung der gesetzlichen Rente geben<br />
wird. Umso überraschter waren sie, als<br />
ihnen dies noch schwarz auf weiß von<br />
der Deutschen Rentenversicherung per<br />
Brief mitgeteilt wurde. In der jährlichen<br />
Rentenanpassungsmitteilung wurden sie<br />
auf mehreren Seiten darüber informiert,<br />
dass sich in diesem Jahr an ihrer Rentenhöhe<br />
nichts ändert. Informationsgehalt<br />
null, Unmut groß. Für den flächendeckenden<br />
Versand der Rentenanpassungsmitteilungen<br />
entstanden inkl. des<br />
Drucks Ausgaben von 9 Mio. Euro. Hinzu<br />
kommen nicht bezifferbare Arbeitskosten<br />
für die betroffenen Mitarbeiter der Deutschen<br />
Rentenversicherung. Zwar ist die<br />
Deutsche Rentenversicherung rechtlich<br />
verpflichtet, solche Rentenanpassungsmitteilungen<br />
zu verschicken. Allerdings<br />
wären diese Ausgaben vermeidbar gewesen,<br />
zumal sogar die Deutsche Rentenversicherung<br />
im Vorfeld des Versands<br />
bei der Bundesregierung um Aussetzung<br />
der Verpflichtung bat, als klar war, dass<br />
es zu keiner Änderung an der Rentenhöhe<br />
kommt.<br />
Finanzmärkte<br />
Mit Steuergeldern erst spekulieren, dann regulieren<br />
München. Bereits in seinem Schwarzbuch<br />
2009 hatte der Bund der Steuerzahler<br />
die leichtsinnige Anlagepolitik<br />
der Bayerischen Landesbank (BayernLB)<br />
sowohl mit verbrieften „Ramsch-Hypotheken“<br />
auf dem amerikanischen Immobilienmarkt,<br />
als auch mit hoch spekulativen<br />
Wertpapieren, sog. Asset Backed<br />
Securities (ABS) gerügt. Der Freistaat<br />
Bayern musste sich mit 10 Mrd. Euro tief<br />
verschulden, um seine Landesbank vor<br />
der Pleite zu retten. <strong>Die</strong> Verschuldung<br />
Bayerns stieg damit in einem Jahr um<br />
fast 50 Prozent. Doch dem nicht genug.<br />
Mit dem hastigen Erwerb der maroden<br />
österreichischen Bank Hypo Group Alpe<br />
Adria (HGAA) für 1,6 Mrd. Euro kam zu<br />
den „Schrottpapieren“ auch noch eine<br />
ganze „Schrottbank“ dazu, machte doch<br />
die HGAA mit falschen Sicherheits- und<br />
Bonitätsdarstellungen von sich reden.<br />
Mit der HGAA wollte man die vielbeschworenen<br />
Wachstumschancen in<br />
Osteuropa nicht verpassen. Doch der<br />
vorschnelle und überteuerte Erwerb der<br />
HGAA erwies sich als katastrophaler<br />
Fehlkauf, hat sich doch die BayernLB<br />
kaum gegen nachträglich auftretende<br />
Probleme und Altlasten der HGAA abgesichert.<br />
<strong>Die</strong> millionenschwere Fehlinvestition<br />
in die HGAA, deren Erhalt<br />
und letztlich die Abtretung der Anteile<br />
der BayernLB an der maroden Kärntner<br />
Skandalbank an die Republik Österreich<br />
für einen symbolischen Euro, haben die<br />
bayerischen Steuerzahler rd. 3,7 Mrd.<br />
Euro gekostet, die am Ende in den Sand<br />
Finanzmärkte<br />
gesetzt waren. Dabei kommt es einem<br />
Schlag ins Gesicht aller Steuerzahler<br />
gleich, wenn Verantwortliche den Erwerb<br />
der österreichischen Pleite-Bank<br />
im Nachhinein eiskalt als einen bedauerlichen<br />
Fehler abtun. Ob der Kauf der<br />
HGAA noch verfassungskonform war,<br />
wird sich herausstellen. Jedenfalls wird<br />
geprüft, ob insoweit der Bayerische<br />
Verfassungsgerichtshof eingeschaltet<br />
wird.<br />
Vor diesem Hintergrund sind millionenschwere<br />
Ausgaben der BayernLB für<br />
Investitionen in die Hotellerie (Luxushotel<br />
InterContinental auf dem Obersalzberg,<br />
Schlosshotel am Wörther See<br />
in Velden/Kärnten) und für das dubiose<br />
5 Mio. Euro teure Sponsoring eines<br />
neuen Fußballstadions in Klagenfurt nur<br />
„Peanuts“. Fast wie eine Ausgabe von<br />
Groschen gleichsam aus der Portokasse<br />
erscheint es, als die BayernLB als Sponsor<br />
bei der Verleihung des Deutschen<br />
Entertainment Preises „Diva“ 20.000<br />
Euro springen ließ. <strong>Die</strong>se finanziellen<br />
Engagements zeigen, wie selbstherrlich<br />
die Manager der BayernLB ihren <strong>öffentliche</strong>n<br />
Auftrag verstehen und wie maßlos<br />
mit dem Geld umgegangen wird.<br />
<strong>Die</strong> zuständige Staatsanwaltschaft stellt<br />
in der Affäre um das Milliardendesaster<br />
der BayernLB infolge des HGAA-Abenteuers<br />
strafrechtliche Ermittlungen gegen<br />
die Verantwortlichen an, und zwar<br />
offenbar wegen des Verdachts, wissentlich<br />
einen überhöhten Preis gezahlt und<br />
so Millionen Euro veruntreut zu haben.<br />
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