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Die öffentliche Verschwendung 2010

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Teure Imagepflege<br />

schöpfen: Der Brunnen ist vergittert, damit<br />

niemand hineinfallen kann. Kosten:<br />

67.000 Euro. Gut 130.000 Euro kosteten<br />

den Steuerzahler allein diese drei Projekte<br />

aus dem Regionale-Projekt „Natur<br />

und Kultur quer zur Sieg“. Insgesamt<br />

sind dafür 568.000 Euro Fördermittel<br />

nach Hennef geflossen, weitere 143.000<br />

Euro zahlt die Stadt selbst. Ob es auch<br />

Geld für sinnvollere Projekte gegeben<br />

hätte?<br />

Schleswig-Holstein. <strong>Die</strong> stetig steigenden<br />

Gesundheitskosten werden zu einem<br />

immer größeren Problem des Sozialstaates.<br />

Dabei trägt nicht nur die Krankenversorgung<br />

zur Kostensteigerung<br />

bei, wie unser Beispiel aus Kiel zeigt. Für<br />

sage und schreibe 275.000 Euro richtete<br />

die Landesregierung einen zweitägigen<br />

Gesundheitskongress mit 30 Referenten<br />

und rund 500 Gästen aus. Nach Abzug<br />

von Sponsorengeldern blieb für die<br />

marode Landeskasse immer noch ein<br />

Aufwand von rund 200.000 Euro. Ziel<br />

war es, die Gesundheitsversorgung auf<br />

dem Lande in der Zukunft zu beraten.<br />

Das Ergebnis ist mehr als mager: Man<br />

werde eine flächendeckende Versorgung<br />

im ländlichen Raum nur aufrechterhalten<br />

können, wenn das Angebot<br />

besser vernetzt werde. So das wenig<br />

überraschende Urteil der Fachleute.<br />

Für die Organisation und Durchführung<br />

der Tagung erhielt eine Agentur 65.000<br />

Euro Honorar. Um die 500 Teilnehmer<br />

zu gewinnen, versandte man insgesamt<br />

52<br />

15.000 Einladungen, für die gut 50.000<br />

Euro ausgegeben wurden. Größter Einzelposten<br />

war aber die Verpflegung der<br />

Teilnehmer: <strong>Die</strong>se ließ man sich knapp<br />

57.000 Euro kosten, das sind weit mehr<br />

als 100 Euro pro Person. Wenn für eine<br />

solche Alibiveranstaltung noch so viel<br />

Geld vorhanden ist, kann es um die Finanzsituation<br />

ja so schlimm nicht stehen,<br />

könnte man glauben. Dem ist aber<br />

leider nicht so!<br />

Dresden. <strong>Die</strong> Stadt Dresden verschickte<br />

Ende 2009 eine aufwendig auf Hochglanzpapier<br />

gedruckte 20-seitige Broschüre<br />

„Der neue Konzertsaal im Kulturpalast<br />

Dresden“. <strong>Die</strong>se Broschüre<br />

soll der Information über den geplanten<br />

Konzertsaal innerhalb des Umbauprojekts<br />

des Kulturpalastes dienen, so die<br />

Antwort der Stadtverwaltung Dresden<br />

auf unsere Anfrage. Im Juli 2008 hatte<br />

der Dresdner Stadtrat beschlossen, die<br />

akustisch ungenügende Spielstätte der<br />

Dresdner Philharmonie, den Dresdner<br />

Kulturpalast, in einen Konzertsaal der<br />

internationalen Spitzenklasse umzubauen.<br />

An dem Architektenwettbewerb<br />

hatten sich 28 Büros aus ganz Europa<br />

beteiligt. Zusammen mit der Dresdner<br />

Philharmonie wird auch die Städtische<br />

Bibliothek nach dem Umbau den Kulturpalast<br />

nutzen und in verglasten Türmen<br />

rechts und links des Konzertsaals ihren<br />

Platz finden. Auch das Kabarett „<strong>Die</strong><br />

Herkuleskeule“ soll im Gebäude seine<br />

neue Spielstätte erhalten. In den letzten<br />

Monaten wurde erneut eine Diskussion<br />

über den Neubau eines separaten Konzertsaals<br />

für die Dresdner Philharmonie<br />

von Kritikern des Konzepts „Konzertsaal“<br />

im Kulturpalast angestoßen. Von<br />

der Broschüre wurden 35.000 Exemplare<br />

gedruckt; die Gesamtkosten beliefen sich<br />

auf rund 25.000 Euro. Allein 2.130 Euro<br />

gab die Stadt für den Kauf von Adressen<br />

aus. Der Empfängerkreis der Briefe<br />

setzte sich zusammen aus Abonnenten<br />

der Dresdner Philharmonie sowie Einrichtungen,<br />

Institutionen, <strong>Die</strong>nstleistern<br />

und Partnern, die in einem Bezug zur<br />

Landeshauptstadt Dresden stehen. Der<br />

Bund der Steuerzahler ist der Ansicht,<br />

dass man auch mit anderen, kostengünstigeren,<br />

Möglichkeiten das Projekt<br />

breiteren Bevölkerungsschichten hätte<br />

vorstellen können.<br />

Baden-Württemberg. Für viel Aufsehen<br />

sorgte im Frühjahr <strong>2010</strong> die Informationskampagne<br />

des Kultusministeriums<br />

zur „Qualitätsoffensive Bildung“<br />

in Baden-Württemberg. Landesweit<br />

wurden die Leser der führenden Tageszeitungen<br />

mittels einer Beilage über die<br />

Bestandteile der Qualitätsoffensive unterrichtet.<br />

<strong>Die</strong> Gesamtauflage belief sich<br />

auf stattliche 1,3 Millionen Exemplare.<br />

<strong>Die</strong> Kosten für Druck und Versand allein<br />

für diese Aktion beliefen sich für<br />

die Steuerzahler auf 311.411 Euro. Der<br />

Informationsgehalt der Beilage war<br />

allerdings überschaubar. Auf unsere<br />

Anfrage antwortete das Kultusministe-<br />

Teure Imagepflege<br />

rium, dass man gemessen am Gesamtumfang<br />

der Bildungsausgaben, die<br />

Informationskampagne und die hierfür<br />

bereitgestellten Haushaltsmittel für angemessen<br />

halte. Insgesamt hat man für<br />

die gesamte Informationskampagne 2,5<br />

Millionen Euro vorgesehen. <strong>Die</strong>se umfasst<br />

unter anderem neben zahlreichen<br />

Faltblättern, Leitfäden auch Veranstaltungen<br />

wie „Klassenzimmer on tour“<br />

sowie eine eigene Internetseite. Eine im<br />

Vorfeld der gesamten Kampagne durch<br />

ein Institut durchgeführte Befragung<br />

für rund 38.000 Euro sowie Schokoladetafeln<br />

mit Banderolen für 12.000 Euro<br />

durften natürlich auch nicht fehlen.<br />

Bis 1. April beliefen sich die Ausgaben<br />

für die verschiedenen Maßnahmen auf<br />

920.000 Euro. Ob diese Ausgaben wirklich<br />

angemessen sind, kann bezweifelt<br />

werden. Nach lautstarken Protesten entschied<br />

man sich, den Schwerpunkt der<br />

Kampagne auf dialogorientierte Maßnahmen<br />

zu verlegen und stoppte Anzeigen<br />

und Flyer. Für den Steuerzahler ist<br />

es ärgerlich, wenn sein Geld für teure<br />

Imagekampagnen der Politik ausgegeben<br />

wird.<br />

München. Arbeitet das Bayerische<br />

Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten für den Wald<br />

oder für die Katz? Letzteres scheint offenbar<br />

der Fall zu sein. So hat Ministerialdirigent<br />

W., Leiter der Forstverwaltung<br />

im Bayerischen Staatsministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und For-<br />

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