Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Teure Imagepflege<br />
sten, 2005 offenbar ohne Kenntnis seines<br />
damaligen Staatsministers die Projektgruppe<br />
„Waldumbau - Klimawandel“<br />
einberufen. <strong>Die</strong>se hatte den Auftrag, für<br />
das Bayerische Staatsministerium für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
Lösungsvorschläge und Entscheidungsgrundlagen<br />
zu erarbeiten, „wie<br />
der dringend erforderliche Waldumbau<br />
beschleunigt werden kann“. Dabei wurde<br />
auch ein externes privates Marketingunternehmen<br />
eingeschaltet. <strong>Die</strong>ses wurde<br />
beauftragt, die Projektgruppenarbeit zu<br />
begleiten und zu moderieren. Es sollten<br />
u. a. Vorschläge entwickelt werden, wie<br />
Waldbesitzer erreicht, interessiert, informiert<br />
und motiviert werden können.<br />
Als Ergebnis der Projektarbeit wurde<br />
ein Abschlussbericht verfasst, der u. a.<br />
„die Schaffung eines medialen Humus“<br />
vorschlägt zur Schaffung eines „neuen<br />
Typus des Jägers“ – gegen die „verfilzte<br />
Struktur der Jagd – die uneinsichtigen<br />
Der Bericht der Projektgruppe „Waldumbau<br />
- Klimawandel“ war „für die Katz“!<br />
54<br />
Jäger“. Nach alledem wertete auch der<br />
heutige Bayerische Staatsminister für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten die<br />
im Abschlussbericht der Projektgruppe<br />
getroffenen Aussagen als „völlig überzogen“<br />
und weder seinem Stil noch dem<br />
Stil seines Hauses entsprechend. Er hat<br />
daher das Papier „sofort“ – nachdem er<br />
davon Kenntnis erlangt hat – „offiziell für<br />
gegenstandslos erklärt“. Der Abschlussbericht<br />
werde „wegen der unberechtigten<br />
pauschalen Vorwürfe keinerlei<br />
jagdpolitische Bedeutung erlangen“. Finanzielle<br />
Bedeutung erlangte der Bericht<br />
jedoch für die Steuerzahler, denn diese<br />
hatten ihn zu bezahlen. Wie die Nachfragen<br />
des Bundes der Steuerzahler ergaben,<br />
kostete die externe Beratung 24.000<br />
Euro. Wie gut, dass man die braven Steuerzahler<br />
hat!<br />
Kreis Höxter. Grand Canyon war gestern,<br />
die Hannoverschen Klippen sind heute.<br />
Um der beeindruckenden Felsformation<br />
im Kreis Höxter zu mehr Glanz zu verhelfen,<br />
soll eine Aussichtsplattform in<br />
den Klippen verankert werden. <strong>Die</strong>ser<br />
Skywalk ist eines der Projekte aus dem<br />
Programm „Erlesene Natur“, mit dem<br />
der Kreis Höxter die Natur erlebbar und<br />
attraktiver machen und mehr Besucher<br />
anlocken möchte. Rund 3 Mio. Euro haben<br />
die EU, das Land NRW und der Kreis<br />
Höxter insgesamt dafür locker gemacht.<br />
Für den Skywalk, eine rund fünf mal<br />
vier Meter große Aussichtsplattform mit<br />
einem schmaleren Seitenarm, der über<br />
die Hannoverschen Klippen hinausragen<br />
und den Besuchern einen spektakulären<br />
Blick ins Wesertal bescheren soll, sowie<br />
einen barrierearmen Wanderweg als<br />
Zugang rechnet der Kreis mit Kosten in<br />
Höhe von 500.000 Euro. Was der Kreis<br />
Höxter als „Leuchtturmprojekt“ betitelt,<br />
findet in der Bevölkerung wenig Rückhalt.<br />
Denn es gibt einen historischen Klippenweg,<br />
der zu einem Aussichtspunkt<br />
mit einem so spektakulären Blick ins<br />
Wesertal führt, dass eine Aussichtsplattform<br />
schlicht überflüssig ist. Allerdings<br />
ist dieser Weg seit Beginn der 90er Jahre<br />
aus Sicherheitsgründen gesperrt. Ob er<br />
sich nicht sichern, ggf. verbessern und<br />
wieder öffnen ließe? Der Kreis zeigt sich<br />
in dieser Frage zugeknöpft. Eine Interessengemeinschaft<br />
kritisiert zudem, dass<br />
der stählerne Skywalk, der in die Hannoverschen<br />
Klippen hineingebohrt wird,<br />
das Gesamtbild der Felsen beeinträchtigt<br />
und sich nicht mit dem Naturschutz verträgt.<br />
Sie plädiert dafür, den historischen<br />
Klippenweg wieder zu öffnen. Der Landrat<br />
hatte versichert, keine Entscheidung<br />
gegen den Willen der Bevölkerung zu<br />
treffen. Doch eine Ausschreibung hat<br />
bereits stattgefunden, die Aufträge wurden<br />
an zwei heimische Firmen vergeben.<br />
Ein solches Vorgehen wirft ein denkbar<br />
schlechtes Licht auf die Entscheidungsträger.<br />
Auch dass der anfangs geplante<br />
Rundwanderweg plötzlich nicht mehr zu<br />
dem Projekt gehört, sondern in einem<br />
weiteren Schritt angelegt werden soll<br />
und dass immer wieder andere Kosten<br />
Teure Imagepflege<br />
in der Öffentlichkeit kursieren, macht<br />
stutzig. Der Bund der Steuerzahler wird<br />
den Fall weiter beobachten und die Öffentlichkeit<br />
über die Kostenentwicklung<br />
dieses Prestigeprojekts informieren.<br />
Berlin. <strong>Die</strong> Berliner Senatsverwaltung<br />
für Bildung, Wissenschaft und Forschung<br />
hat im Dezember 2009 eine<br />
Broschüre mit dem Titel „Investitionsprogramm<br />
‚Zukunft Bildung und Betreuung’“<br />
(IZBB) herausgegeben. <strong>Die</strong> 38<br />
Seiten umfassende Schrift dokumentiert<br />
den Ausbau der Berliner Grundschulen<br />
für den Ganztagsbetrieb und dürfte<br />
eine der teuersten Drucksachen des<br />
Berliner Senats sein. Bei einer Auflage<br />
von gerade einmal 250 Stück beliefen<br />
sich die Herstellungskosten durch eine<br />
Fremdfirma auf über 17.000 Euro. <strong>Die</strong>s<br />
entspricht damit Kosten von 70 Euro<br />
pro Exemplar. Reich bebildert ist die<br />
Broschüre mit hochwertigen Architekturfotos<br />
der umgebauten Schulgebäude<br />
sowie mit Fotografien spielender und<br />
lernender Kinder. Unterlegt sind die Abbildungen<br />
mit Aussagen zur Wirkung<br />
von Gestaltung, Licht und Schall. Im<br />
Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses<br />
informierte die zuständige<br />
Staatssekretärin auf Nachfrage, dass im<br />
Rahmen des IZBB-Programms Bund<br />
und Länder vereinbart hätten, wie die<br />
umgesetzten Maßnahmen dokumentiert<br />
werden sollten. <strong>Die</strong> erstellte Broschüre<br />
sei insofern mit dem Bund und den anderen<br />
Bundesländern abgestimmt. <strong>Die</strong><br />
55