Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
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Fehlplanungen<br />
Anstelle einer solchen günstigen Fußgängerbrücke wird hier nun ein Tunnel gebaut.<br />
ren würde. Bei Verzicht auf die wegen<br />
der 15-prozentigen Steigung im Winter<br />
zu beheizenden Rampe und Planung der<br />
Zufahrt zur Tiefgarage über die im historischen<br />
Baukörper in den Seitenflügeln<br />
des Schlosses ehemals existierenden<br />
Tordurchfahrten sind Einsparungen<br />
von weiteren 1,4 Mio. Euro möglich. Bei<br />
Ansatz der Kosten, wie sie für vergleichbare<br />
Neubauten anfallen (5.000 Euro je<br />
Quadratmeter anstelle der sich aus der<br />
Planung ergebenden Kosten von 6.667<br />
Euro je Quadratmeter), ließen sich bei<br />
der Nutzfläche von 15.000 Quadratmetern<br />
weitere 25 Mio. Euro einsparen.<br />
Bund. Unweit des Reichstages lässt die<br />
Bundestagsverwaltung derzeit für 41,5<br />
Mio. Euro aufwendig alte Verwaltungsgebäude<br />
an der Ecke Wilhelm-/Dorotheenstraße<br />
sanieren, um mehr Raum<br />
für Abgeordnete und Mitarbeiter zu<br />
schaffen. Damit diese und ihre Akten<br />
stets trocken das auf der Wilhelmstraße<br />
gegenüberliegende Jakob-Kaiser-Haus<br />
erreichen können, stellte sich die Frage,<br />
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wie beide Verwaltungsgebäude zu verbinden<br />
seien. Eine sinnvolle Lösung<br />
wäre eine überdachte Fußgängerbrücke,<br />
wie es zwei von ihnen in rund 100<br />
Metern Entfernung bereits gibt. Für<br />
diese erhielt der Bundestag seitens des<br />
Berliner Senats vor Jahren grünes Licht.<br />
Doch diesmal sperrte sich die Stadt. Auf<br />
einer Planungsbesprechung verweigerten<br />
Senat und örtliches Bezirksamt<br />
auf Anfrage des bauausführenden Bundesamtes<br />
für Bauwesen und Raumordnung<br />
mündlich eine Brückenlösung.<br />
Lapidare Begründung: <strong>Die</strong> Stadtplaner<br />
sahen die durchgehende Sichtachse<br />
der Wilhelmstraße gestört. Fixiert sind<br />
Anfrage und Ablehnung lediglich im<br />
Besprechungsprotokoll, einen separaten<br />
Schriftverkehr hierzu gibt es nicht.<br />
Das Bundesamt war damit gezwungen,<br />
einen Tunnelbau zu verfolgen. Derzeit<br />
wird dieser in acht Meter Tiefe mit<br />
rund 80 Metern Länge erstellt. 7,5 Mio.<br />
Euro wird der Tunnel kosten, der den<br />
Abgeordneten eine Unterquerung der<br />
Wilhelmstraße von Fahrstuhl A nach<br />
Fahrstuhl B garantieren wird. Das geplante<br />
luxuriöse Beleuchtungskonzept<br />
sowie die Tunnel-Ausschmückung mit<br />
Kunstwerken wirken im Übrigen als<br />
Kos tentreiber. Auch wenn eine Brücke<br />
planerisch aufwendig gewesen wäre,<br />
wäre sie die Steuerzahler allemal günstiger<br />
gekommen als der jetzige Tunnel,<br />
der rund 94.000 Euro pro laufenden Meter<br />
kostet.<br />
Sachsen-Anhalt. <strong>Die</strong> neue West-Ost-Verkehrsverbindung<br />
mit dem Namen B 6n<br />
ist von großer Bedeutung. Sie verbindet<br />
die A 395 in Niedersachsen mit der A<br />
14 in Sachsen-Anhalt. <strong>Die</strong> sogenannte<br />
Nordharz-Autobahn wurde seit 1997 in<br />
mehreren Teilabschnitten gebaut. 2002<br />
erfolgte die Freigabe des ersten Abschnitts<br />
von Wernigerode bis zur Landesgrenze<br />
Niedersachsen. <strong>Die</strong>ser und<br />
der Nordabschnitt bei Aschersleben<br />
aber wurden vorzeitig, nämlich etwa<br />
sieben Jahres nach ihrer Fertigstellung,<br />
zum Sanierungsfall, während eine zehn<br />
Kilometer lange Teststrecke in einer<br />
neuen Bauweise mit Kompaktasphalt<br />
bei Quedlinburg den bisherigen „Test“<br />
sehr gut besteht. Normalerweise halten<br />
derartige Autostraßen 10 bis 15 Jahre.<br />
Doch für diese beiden Abschnitte musste<br />
2009 der Bund 13 Mio. Euro schon an<br />
Sanierungskosten aufbringen, mit denen<br />
manche Ortsumgehung finanzierbar gewesen<br />
wäre.<br />
Alle Kritiken und Beschwerden von Bürgern,<br />
Abgeordneten aus Kommunen<br />
Fehlplanungen<br />
bis hin zu Bundestagsabgeordneten,<br />
dass nach so kurzer Zeit erneut so viele<br />
Steuergelder eingesetzt wurden, wies<br />
das Bauministerium erst einmal zurück<br />
und begründete die Schäden mit einer<br />
„Abnutzung durch hohes Verkehrsaufkommen“.<br />
Das leuchtete den Laien nicht<br />
ganz ein, traten doch die Schäden komischerweise<br />
eben nur in bestimmten<br />
Abschnitten auf, die nicht mehr als andere<br />
belastet waren. Es bedurfte erst einer<br />
anonymen Anzeige und des Drucks<br />
der Öffentlichkeit, bis sich das Landesbauministerium<br />
zu einer gründlichen<br />
Ursachenforschung bequemte. Ein Gutachter<br />
vertrat die Auffassung, dass es<br />
an zu hohlraumreichen Deckschichten<br />
und am verwendeten Asphaltgemisch<br />
gelegen habe, das in den Trag- und Binderschichten<br />
mit wiederverwendetem<br />
Alt-Asphalt aus Abfräsungen anderer<br />
Straßen versetzt worden war. Das hätte<br />
zum vorzeitigen Verschleiß geführt. <strong>Die</strong><br />
Anforderungen an den Hohlraumgehalt<br />
von Deck- und Binderschichten wurden<br />
inzwischen bundesweit bzw. auf Landesebene<br />
reduziert. Es sei nicht auszuschließen,<br />
dass auf weiteren Abschnitten<br />
zukünftig dieses Schadensbild ebenfalls<br />
auftreten und damit weitere Kosten für<br />
Sanierung anfallen könnten. <strong>Die</strong>se wären<br />
bei den ersten beiden Abschnitten<br />
sicher nicht so hoch ausgefallen, hätten<br />
verantwortliche Mitarbeiter des Landesbaubetriebs<br />
nicht die mögliche Gewährleistungspflicht<br />
verstreichen lassen, um<br />
bereits erste Schäden auf diesem Wege<br />
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