22.06.2012 Aufrufe

Die öffentliche Verschwendung 2010

Die öffentliche Verschwendung 2010

Die öffentliche Verschwendung 2010

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fehlplanungen<br />

Anstelle einer solchen günstigen Fußgängerbrücke wird hier nun ein Tunnel gebaut.<br />

ren würde. Bei Verzicht auf die wegen<br />

der 15-prozentigen Steigung im Winter<br />

zu beheizenden Rampe und Planung der<br />

Zufahrt zur Tiefgarage über die im historischen<br />

Baukörper in den Seitenflügeln<br />

des Schlosses ehemals existierenden<br />

Tordurchfahrten sind Einsparungen<br />

von weiteren 1,4 Mio. Euro möglich. Bei<br />

Ansatz der Kosten, wie sie für vergleichbare<br />

Neubauten anfallen (5.000 Euro je<br />

Quadratmeter anstelle der sich aus der<br />

Planung ergebenden Kosten von 6.667<br />

Euro je Quadratmeter), ließen sich bei<br />

der Nutzfläche von 15.000 Quadratmetern<br />

weitere 25 Mio. Euro einsparen.<br />

Bund. Unweit des Reichstages lässt die<br />

Bundestagsverwaltung derzeit für 41,5<br />

Mio. Euro aufwendig alte Verwaltungsgebäude<br />

an der Ecke Wilhelm-/Dorotheenstraße<br />

sanieren, um mehr Raum<br />

für Abgeordnete und Mitarbeiter zu<br />

schaffen. Damit diese und ihre Akten<br />

stets trocken das auf der Wilhelmstraße<br />

gegenüberliegende Jakob-Kaiser-Haus<br />

erreichen können, stellte sich die Frage,<br />

12<br />

wie beide Verwaltungsgebäude zu verbinden<br />

seien. Eine sinnvolle Lösung<br />

wäre eine überdachte Fußgängerbrücke,<br />

wie es zwei von ihnen in rund 100<br />

Metern Entfernung bereits gibt. Für<br />

diese erhielt der Bundestag seitens des<br />

Berliner Senats vor Jahren grünes Licht.<br />

Doch diesmal sperrte sich die Stadt. Auf<br />

einer Planungsbesprechung verweigerten<br />

Senat und örtliches Bezirksamt<br />

auf Anfrage des bauausführenden Bundesamtes<br />

für Bauwesen und Raumordnung<br />

mündlich eine Brückenlösung.<br />

Lapidare Begründung: <strong>Die</strong> Stadtplaner<br />

sahen die durchgehende Sichtachse<br />

der Wilhelmstraße gestört. Fixiert sind<br />

Anfrage und Ablehnung lediglich im<br />

Besprechungsprotokoll, einen separaten<br />

Schriftverkehr hierzu gibt es nicht.<br />

Das Bundesamt war damit gezwungen,<br />

einen Tunnelbau zu verfolgen. Derzeit<br />

wird dieser in acht Meter Tiefe mit<br />

rund 80 Metern Länge erstellt. 7,5 Mio.<br />

Euro wird der Tunnel kosten, der den<br />

Abgeordneten eine Unterquerung der<br />

Wilhelmstraße von Fahrstuhl A nach<br />

Fahrstuhl B garantieren wird. Das geplante<br />

luxuriöse Beleuchtungskonzept<br />

sowie die Tunnel-Ausschmückung mit<br />

Kunstwerken wirken im Übrigen als<br />

Kos tentreiber. Auch wenn eine Brücke<br />

planerisch aufwendig gewesen wäre,<br />

wäre sie die Steuerzahler allemal günstiger<br />

gekommen als der jetzige Tunnel,<br />

der rund 94.000 Euro pro laufenden Meter<br />

kostet.<br />

Sachsen-Anhalt. <strong>Die</strong> neue West-Ost-Verkehrsverbindung<br />

mit dem Namen B 6n<br />

ist von großer Bedeutung. Sie verbindet<br />

die A 395 in Niedersachsen mit der A<br />

14 in Sachsen-Anhalt. <strong>Die</strong> sogenannte<br />

Nordharz-Autobahn wurde seit 1997 in<br />

mehreren Teilabschnitten gebaut. 2002<br />

erfolgte die Freigabe des ersten Abschnitts<br />

von Wernigerode bis zur Landesgrenze<br />

Niedersachsen. <strong>Die</strong>ser und<br />

der Nordabschnitt bei Aschersleben<br />

aber wurden vorzeitig, nämlich etwa<br />

sieben Jahres nach ihrer Fertigstellung,<br />

zum Sanierungsfall, während eine zehn<br />

Kilometer lange Teststrecke in einer<br />

neuen Bauweise mit Kompaktasphalt<br />

bei Quedlinburg den bisherigen „Test“<br />

sehr gut besteht. Normalerweise halten<br />

derartige Autostraßen 10 bis 15 Jahre.<br />

Doch für diese beiden Abschnitte musste<br />

2009 der Bund 13 Mio. Euro schon an<br />

Sanierungskosten aufbringen, mit denen<br />

manche Ortsumgehung finanzierbar gewesen<br />

wäre.<br />

Alle Kritiken und Beschwerden von Bürgern,<br />

Abgeordneten aus Kommunen<br />

Fehlplanungen<br />

bis hin zu Bundestagsabgeordneten,<br />

dass nach so kurzer Zeit erneut so viele<br />

Steuergelder eingesetzt wurden, wies<br />

das Bauministerium erst einmal zurück<br />

und begründete die Schäden mit einer<br />

„Abnutzung durch hohes Verkehrsaufkommen“.<br />

Das leuchtete den Laien nicht<br />

ganz ein, traten doch die Schäden komischerweise<br />

eben nur in bestimmten<br />

Abschnitten auf, die nicht mehr als andere<br />

belastet waren. Es bedurfte erst einer<br />

anonymen Anzeige und des Drucks<br />

der Öffentlichkeit, bis sich das Landesbauministerium<br />

zu einer gründlichen<br />

Ursachenforschung bequemte. Ein Gutachter<br />

vertrat die Auffassung, dass es<br />

an zu hohlraumreichen Deckschichten<br />

und am verwendeten Asphaltgemisch<br />

gelegen habe, das in den Trag- und Binderschichten<br />

mit wiederverwendetem<br />

Alt-Asphalt aus Abfräsungen anderer<br />

Straßen versetzt worden war. Das hätte<br />

zum vorzeitigen Verschleiß geführt. <strong>Die</strong><br />

Anforderungen an den Hohlraumgehalt<br />

von Deck- und Binderschichten wurden<br />

inzwischen bundesweit bzw. auf Landesebene<br />

reduziert. Es sei nicht auszuschließen,<br />

dass auf weiteren Abschnitten<br />

zukünftig dieses Schadensbild ebenfalls<br />

auftreten und damit weitere Kosten für<br />

Sanierung anfallen könnten. <strong>Die</strong>se wären<br />

bei den ersten beiden Abschnitten<br />

sicher nicht so hoch ausgefallen, hätten<br />

verantwortliche Mitarbeiter des Landesbaubetriebs<br />

nicht die mögliche Gewährleistungspflicht<br />

verstreichen lassen, um<br />

bereits erste Schäden auf diesem Wege<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!