Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
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Teure Imagepflege<br />
Finanzierung der Broschüre aus der<br />
<strong>Die</strong>nstleistungspauschale sei innerhalb<br />
des IZBB-Programms erfolgt. Insgesamt<br />
habe Berlin einen Anteil in Höhe von 147<br />
Mio. Euro erhalten, wovon rund 275.000<br />
Euro für wissenschaftliche Begleitung,<br />
Evaluation und Publikationen vorgesehen<br />
gewesen seien, ist dem Sitzungsprotokoll<br />
zu entnehmen. Weiter bestätigte<br />
die Staatsekretärin auch, dass die<br />
Broschüre von einer Firma erstellt und<br />
mit 17.504,90 Euro in Rechnung gestellt<br />
worden sei. Sie gesteht dabei aber auch<br />
ein, dass die Frage des Preis-Leistungs-<br />
Verhältnisses sicher noch einmal geprüft<br />
werden müsse. Bearbeitet worden sei die<br />
Broschüre von den Verwaltungsmitarbeitern,<br />
die das IZBB-Programm insgesamt<br />
abgewickelt hätten. Insofern geht der<br />
BdSt davon aus, dass die Broschüre die<br />
Steuerzahler zusammen mit den Kosten<br />
der Verwaltung insgesamt an die 25.000<br />
Euro bzw. rund 100 Euro pro Stück gekostet<br />
haben dürfte. Für eine Schrift mit<br />
einem so geringen Informationsgehalt<br />
und so begrenzten Adressatenkreis ist<br />
das eindeutig zu viel.<br />
Saarbrücken. Mit Urteil vom 1. Juli stellte<br />
der Verfassungsgerichtshof des Saarlandes<br />
fest, dass die CDU-Landesregierung<br />
während des Landtagswahlkampfes<br />
2009 verfassungswidrig Wahlkampf auf<br />
Kosten der Steuerzahler betrieben hat.<br />
Für den Schaden geradestehen will jetzt<br />
niemand. Im Vorfeld der Landtagswahl<br />
vom 30. August 2009 startete die Landes-<br />
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regierung von Peter Müller (CDU) mehrere<br />
PR-Aktionen. So wurde den Mai-Gehaltsabrechnungen<br />
der Beschäftigten im<br />
<strong>öffentliche</strong>n <strong>Die</strong>nst ein Begleitschreiben<br />
des Ministerpräsidenten beigefügt, in<br />
dem dieser die Verdienste seiner Regierung<br />
um die Staatsdiener über den grünen<br />
Klee lobte. Im Sommer 2009 wurde<br />
eine Broschüre vom Innenministerium in<br />
einer Auflage von 5.000 Exemplaren veröffentlicht,<br />
die den Titel „Saarland – aber<br />
sicher“ trug. Darin wurde darauf verwiesen,<br />
dass unter der CDU-Regierung<br />
deutlich mehr Polizeibeamte eingestellt<br />
worden seien als unter der SPD-Vorgängerregierung.<br />
Schließlich schaltete man<br />
im Zeitraum Mai bis August eine Anzeigenserie<br />
in Nachrichtenblättern verschiedener<br />
Gemeinden unter der Überschrift<br />
„Der Ministerpräsident informiert“.<br />
Garniert mit dem Landeswappen und<br />
dem Konterfei von Peter Müller wurden<br />
unterschiedliche Themen abgehandelt.<br />
Vom BdSt angesprochen, teilte die Staatskanzlei<br />
mit, dass der Schaden durch die<br />
verfassungswidrige Wahlwerbung bei<br />
28.000 Euro liege. <strong>Die</strong> oppositionelle SPD<br />
befürchtet indes einen Schaden von mehr<br />
als 100.000 Euro. Alles deutet darauf hin,<br />
dass den die Steuerzahler tragen müssen,<br />
denn die CDU, zu deren Gunsten die Werbeaktionen<br />
liefen, lehnt einen Ersatz des<br />
Schadens kategorisch ab. Und die Staatskanzlei<br />
teilte dem BdSt lakonisch mit, dass<br />
Ersatzansprüche geprüft und gegebenenfalls<br />
beschieden würden. Mehr war bis<br />
heute nicht zu vernehmen.<br />
Treue <strong>Die</strong>ner, teure <strong>Die</strong>ner<br />
Bürokraten schlagen Kapriolen<br />
München/Taiwan. Ihr „Fernweh“ stillten<br />
16 Mitglieder des Ausschusses für Fragen<br />
des Öffentlichen <strong>Die</strong>nstes des Bayerischen<br />
Landtags. Sie reisten vom 14. bis<br />
21. November 2009 nach Taiwan. Man<br />
wollte in Fernost Erfahrungen über das<br />
dortige Beamtentum gewinnen. „Es ist<br />
bekannt, dass die asiatische Kultur von<br />
besonderer Freundlichkeit geprägt ist.<br />
Ich bin daher sehr neugierig, wie sich<br />
diese Neigung im täglichen Geschäft in<br />
einer großen Behörde, wie beispielsweise<br />
einem Finanzamt, in der Praxis<br />
umsetzen lässt und ob sich davon Anregungen<br />
für unsere Ämter ableiten<br />
lassen“, hieß es vielversprechend im<br />
Reiseantrag der Ausschussvorsitzenden.<br />
Von den Asiaten Freundlichkeit zu<br />
erlernen, insbesondere beim Umgang<br />
mit den Bürgern, ist geradezu grotesk.<br />
Freundlichkeit sollte wohl eine Selbstverständlichkeit<br />
auch unserer Abgeordneten<br />
und Staatsbediensteten sein.<br />
Das auf dem Asientrip zu gewinnende,<br />
konkrete Informationsbedürfnis ist den<br />
Bürgern und Steuerzahlern weder vermittelbar<br />
noch für sie nachvollziehbar.<br />
Ganz anderer Auffassung ist die Präsidentin<br />
des Bayerischen Landtags. Sie<br />
teilte dem Bund der Steuerzahler u. a.<br />
mit, dass „die Informationsprogramme<br />
vor Ort stets so arbeitsintensiv ausgelegt<br />
sind, dass es sich von selbst versteht,<br />
dass nicht das Reisen, sondern die Information<br />
im Vordergrund steht. In einer<br />
globalisierten Welt haben Abgeordnete<br />
nicht nur das Recht, sondern sogar die<br />
Teure <strong>Die</strong>ner<br />
Pflicht, sich in anderen Ländern zu informieren“.<br />
Außerdem entspreche es dem<br />
Selbstverständnis der frei gewählten<br />
Abgeordneten, wie sie sich im Einzelnen<br />
informieren. Sie seien ausschließlich<br />
den Wählern politisch verantwortlich.<br />
Wenn auch nach Mitteilung der<br />
Präsidentin des Bayerischen Landtags<br />
jeder Abgeordnete in einer Wahlperiode<br />
4.400 Euro an mandatsbedingten Reisen<br />
abrechnen kann und der Ausflug nach<br />
Taiwan wohl in diesem Budget enthalten<br />
war, stellen sich die Steuerzahler als<br />
eigentliche Financiers unseres Staates<br />
die Frage, ob in Zeiten einer Finanzkrise<br />
dieser Polittourismus nach Taiwan noch<br />
gerechtfertigt ist.<br />
Landkreis Waldeck-Frankenberg. Fast<br />
drei Monate nachdem Landrat Helmut<br />
Eichenlaub aus seinem Amt ausgeschieden<br />
war, rückte die Kreisverwaltung<br />
erstmals Zahlen über die Höhe der<br />
Reisekosten des ehemaligen Landrats<br />
heraus. Dabei wurde bekannt, das allein<br />
die Reisekosten in den Jahren 2008 und<br />
2009 um 67.000 Euro höher waren als<br />
im Haushalt veranschlagt, obwohl der<br />
Kreisausschuss den Ansatz für <strong>Die</strong>nstreisen<br />
und Partnerschaften bereits 2008<br />
wegen deutlichen Überschreitungen<br />
erhöhen musste. In den zwei Jahren<br />
hatte der Landrat allein 116.000 Euro<br />
für 38 Auslandsreisen ins Burgenland,<br />
die Schweiz, die USA und nach Moskau<br />
ausgegeben. Bekannt wurde auch,<br />
dass die überhöhten Reisekosten im<br />
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