22.06.2012 Aufrufe

Die öffentliche Verschwendung 2010

Die öffentliche Verschwendung 2010

Die öffentliche Verschwendung 2010

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Brücken und Verkehr<br />

Brückenwerk aufgesetzt. Um ein Wegenetz<br />

für die Landwirtschaft zu erhalten,<br />

wurde die Landesstraße mehrere Meter<br />

aufgeschüttet und mit einer Brücke versehen:<br />

Kosten rund 430.000 Euro. Damit<br />

sollten landwirtschaftliche Fahrzeuge<br />

kreuzungsfrei in das Wirtschaftswegenetz<br />

gelangen. Übergangen wurden<br />

dabei die Einwände, es habe seit Jahren<br />

dort keine Landwirtschaft gegeben<br />

und am Anfang und am Ende der 1.450<br />

Meter langen Umgehung seien Zugänge<br />

in die Wirtschaftswege vorhanden. Der<br />

neue Weg unter der Brücke wird indes<br />

hauptsächlich von Spaziergängern mit<br />

Hund genutzt. Ursache dafür ist ein hinter<br />

der Brücke befindliches, ebenfalls<br />

neu errichtetes Regenrückhaltebecken.<br />

Wegen des Beckens führt der Weg in so<br />

enger Kurve unter der Brücke hindurch,<br />

dass er für landwirtschaftliches Gerät<br />

kaum nutzbar ist.<br />

Kisdorf/S-H. Gerade einmal drei Jahre<br />

war der Minikreisverkehr von Kisdorf in<br />

Betrieb, dann wurde er wieder zurückgebaut.<br />

Dabei wollte die Gemeinde ihn<br />

behalten. Wie viele andere Ortschaften<br />

auch, beklagt die Gemeinde Kisdorf<br />

(Kreis Segeberg), dass sich Autofahrer<br />

in der Ortsdurchfahrt nicht an die<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung halten.<br />

Abhilfe sollte ein Kreisverkehr schaffen.<br />

Im August 2006 errichtete der Landesbetrieb<br />

Straßenbau und Verkehr auf<br />

Wunsch der Gemeinde im Rahmen einer<br />

anderen Straßenbaumaßnahme einen<br />

28<br />

sogenannten Minikreisel, weil für einen<br />

großen Kreisverkehr mit bepflanzter<br />

Mittelinsel nicht genügend Raum zur<br />

Verfügung stand. Deshalb musste er<br />

so gestaltet werden, dass Lastzüge und<br />

Busse die Mittelinsel überfahren können.<br />

In der Praxis zeigte sich, dass aber auch<br />

viele andere Autofahrer einfach geradeaus<br />

über die Aufpflasterung fuhren, womit<br />

zusätzlicher Lärm verursacht wurde.<br />

Deswegen beschwerten sich rund 60<br />

Einwohner und forderten den Rückbau<br />

des Kreisels. Mehrfach beschäftigte sich<br />

daraufhin die Gemeindevertretung mit<br />

dem Problem und kam zu dem Ergebnis,<br />

dass unter dem Strich der Erhalt<br />

des Kreisverkehrs die bessere Lösung<br />

ist. <strong>Die</strong> Minderheit der unmittelbar<br />

Betroffenen wandte sich dann an den<br />

Petitionsausschuss des Schleswig-Holsteinischen<br />

Landtags. Nach Anhörung<br />

von Verkehrsaufsicht, Polizei und Straßenbauverwaltung<br />

empfahl dieser den<br />

Rückbau als einzige Lösungsmöglichkeit.<br />

Der Landesbetrieb Straßenbau und<br />

Verkehr als Baulastträger sah sich an die<br />

Empfehlung des Ausschusses gebunden<br />

und verfügte trotz Protesten des Bürgermeisters<br />

den Rückbau. Dabei spielte<br />

auch keine Rolle, dass dieser mit rund<br />

24.000 Euro fast fünfmal so teuer war<br />

wie die ursprüngliche Herstellung. <strong>Die</strong><br />

Lehre aus der Geschichte: Wenn man<br />

Minderheiten vor der Mehrheit schützen<br />

will, wird es für den Steuerzahler<br />

oft teuer.<br />

Finnentrops Lennebrücke ist bis 2012 eine temporäre So-Da-Brücke.<br />

Finnentrop. Seit drei Jahrzehnten wird<br />

die Beseitigung des Bahnübergangs in<br />

Finnentrop, der täglich lange Staus verursacht,<br />

geplant und geprüft, verworfen<br />

und wieder neu geplant. Es handelt<br />

sich um ein Gemeinschaftsprojekt von<br />

Bund, Land und Bahn. Dass es mit Bund,<br />

Land und Bahn, die sich die Kosten zu je<br />

einem Drittel teilen, gleich drei Beteiligte<br />

gibt, macht die Sache nicht einfacher.<br />

Im Dezember 1979 stellte das Landesstraßenbauamt<br />

erstmals verschiedene<br />

Varianten vor, um den Bahnübergang<br />

zu beseitigen. Zuerst gab es Proteste von<br />

einer Bürgerinitiative, dann wurden die<br />

Planungen eingestellt. Nachdem das Gesetz<br />

zur Prüfung der Umweltverträglichkeit<br />

(UVP) erlassen worden war, musste<br />

wieder neu geprüft und geplant werden.<br />

Anfang 1990 brachte die Gemeinde<br />

schließlich selbst eine neue Variante ins<br />

Spiel: Mit einer neuen Brücke über die<br />

Lenne und einer weiteren Brücke über<br />

die Gleise. Im Mai 2004 wurde das Planfeststellungsverfahren<br />

rechtskräftig.<br />

Anschließend brauchten Bund, Land<br />

und Deutsche Bahn weitere vier Jahre,<br />

um eine neue Eisenbahnkreuzungsvereinbarung<br />

zu treffen. Im März 2008<br />

Brücken und Verkehr<br />

war es endlich soweit: Feierlich wurde<br />

der erste Spatenstich für die neue Lennebrücke<br />

gesetzt. Ende <strong>2010</strong> sollte der<br />

Bahnübergang beseitigt werden. Doch<br />

die Finnentroper haben zu früh gefeiert:<br />

<strong>Die</strong> neue Lennebrücke ragt sinnlos ins<br />

Leere, weil die Oberleitungen der Bahn<br />

den Weiterbau behindern. Um die Oberleitungen<br />

zu verlegen, muss der Bahnhof<br />

sechs Wochen gesperrt werden. Das<br />

war für die Sommerferien <strong>2010</strong> geplant.<br />

Weil die Bahn aber zu viele Baustellen<br />

und zu wenige Umleitungsmöglichkeiten<br />

hat, würde der bereits national und international<br />

abgestimmte Eisenbahnverkehr<br />

nicht mehr funktionieren. Denn die<br />

Bahn hatte vergessen, ihre Pläne rechtzeitig<br />

mit ihren Verkehrsunternehmen<br />

abzustimmen. Also werden die Oberleitungen<br />

erst 2012 verlegt. Das hatte die<br />

Straßenbaubehörde allerdings nicht mitbekommen<br />

und schon mal mit dem Bau<br />

der neuen Lennebrücke begonnen. Jetzt<br />

ist die Brücke fast fertig – aber eben nur<br />

fast, weil die restlichen Bauarbeiten erst<br />

beendet werden können, wenn die Oberleitungen<br />

verlegt worden sind. Bis in vier<br />

Jahren alles endgültig fertig ist, wird hier<br />

kein Auto fahren. Für die Unterhaltung<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!