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Die öffentliche Verschwendung 2010

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Erfolge<br />

noch bis 2018 einen Kapitaldienst von<br />

jährlich gut 2,2 Mio. Euro für den kreditfinanzierten<br />

Gebäudeumbau leisten.<br />

<strong>Die</strong> Bilanz: Das Musical-Abenteuer hat<br />

Bremen laut Auskunft der Wirtschaftsdeputation<br />

einen Gesamtaufwand von rund<br />

58 Mio. Euro beschert. Doch aus Steuerzahlersicht<br />

ist in diesem Fall ein Ende<br />

mit Schrecken besser als ein Schrecken<br />

ohne Ende.<br />

Bund. Es war im Jahr 2003, als der Deutsche<br />

Bundestag seine eigene Sauna im<br />

Berliner Marie-Elisabeth-Lüders-Haus<br />

bekam. Der Bund der Steuerzahler hatte<br />

diese Form von Politluxus (Kostenpunkt:<br />

mehrere zehntausend Euro, genaue Angaben<br />

wollte uns die Bundestagsverwaltung<br />

nicht machen) von Anfang an<br />

kritisiert. Sieben Jahre später wird die<br />

Bundestagssauna nun geschlossen. In<br />

unmittelbarer Nähe der bisherigen Sauna<br />

soll ein öffentlich zugängliches Bistro<br />

errichtet werden. <strong>Die</strong> Bundestagssauna<br />

wird zur Bistro-Toilette umgebaut. Das<br />

ist gut. Besser noch wäre es gewesen,<br />

wenn auf das eigennützige Saunaprojekt<br />

gleich ganz verzichtet worden wäre.<br />

Wehretal. Der Bund der Steuerzahler<br />

warnte die Gemeinde Wehretal davor,<br />

die stark renovierungsbedürftige Obermühle<br />

zu erwerben. Der Kauf im Jahr<br />

2007 erfolgte ohne schlüssiges Nutzungskonzept<br />

und ohne konkrete Sanierungskostenberechnungen.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde<br />

erhoffte sich eine hohe Förderquote bei<br />

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unterschiedlichen Förderprogrammen.<br />

Doch auch zwei Jahre nach dem Kauf<br />

der Obermühle konnte die Gemeinde<br />

kein tragfähiges Nutzungskonzept vorlegen.<br />

Im November 2009 stoppte dann ein<br />

Bürgerentscheid die Sanierungspläne<br />

der Gemeinde. Auch die Initiatoren des<br />

Bürgerbegehrens kritisierten die Höhe<br />

der Sanierungskosten von insgesamt 1,7<br />

Mio. Euro und die unüberschaubaren<br />

Folgekosten. <strong>Die</strong>se Auffassung teilte<br />

eine deutliche Mehrheit der Wehretaler,<br />

die entschieden, dass das Grundstück<br />

der Obermühle an einen Investor veräußert<br />

werden soll. Doch wegen der<br />

Größe der Immobilie blieben offenbar<br />

Kaufinteressenten aus, denn bis zum<br />

Redaktionsschluss war noch kein Investor<br />

in Sicht. Der Verkaufspreis bewegt<br />

sich nach Aussage von Bürgermeister<br />

Jochen Kistner zwischen einem Euro<br />

und einer Summe X. Bezahlt hat die Gemeinde<br />

seinerzeit immerhin 37.000 Euro<br />

Wehretal kaufte die Obermühle ohne Nutzungskonzept,<br />

nun ist sie zu haben.<br />

für das Kulturdenkmal. Immerhin muss<br />

der Steuerzahler jezt nicht mehr für die<br />

immens teuren Sanierungs- und Folgekosten<br />

aufkommen.<br />

Lübeck. Lübecks <strong>öffentliche</strong> Toiletten waren<br />

schon öfter Thema im Schwarzbuch<br />

– als <strong>Verschwendung</strong>sfälle. Da wurde an<br />

der neu gestalteten Obertrave ein Toilettenhäuschen<br />

mit Kiosk für 270.000 Euro<br />

gebaut – ein Preis, für den man schon<br />

ein gutes Einfamilienhaus bekommt. Für<br />

den Markt hat man ein Hightech-Klo im<br />

japanischen Design angemietet, für das<br />

die Stadt nach Medienberichten rund<br />

90.000 Euro im Jahr bezahlt. Dennoch ist<br />

das Toilettenangebot in der Altstadt, die<br />

als UNESCO Weltkulturerbe viele Millionen<br />

Besucher im Jahr anlockt, nach<br />

wie vor unzureichend. Einige Einrichtungen<br />

befinden sich zudem in einem<br />

unhaltbaren Zustand. Eine Lösung war<br />

dringend erforderlich. Deshalb wurde<br />

drei Jahre an einem Toilettenkonzept<br />

für die Altstadt gearbeitet. Das Ergebnis<br />

liegt jetzt vor und ist für die Steuerzahler<br />

außerordentlich erfreulich! Seit<br />

dem 1. August <strong>2010</strong> stehen zwölf Toiletten<br />

gastronomischer Betriebe für die<br />

Öffentlichkeit zur Verfügung. Weitere<br />

acht sollen noch folgen. Dafür zahlt die<br />

Stadt an die Betreiber eine Pauschale<br />

von insgesamt 30.000 Euro im Jahr. Wenig<br />

Geld, wenn man bedenkt, dass die<br />

Unterhaltung einer einzigen <strong>öffentliche</strong>n<br />

Toilette rund 15.000 Euro im Jahr kostet.<br />

Das bestechend einfache System ist<br />

Erfolge<br />

nicht neu, bundesweit hat es sich bereits<br />

in 90 Städten und Gemeinden bewährt.<br />

<strong>Die</strong> Nachahmung ist nicht nur für Lübeck<br />

empfehlenswert.<br />

Bad Lippspringe. Es hat rund fünf Jahre<br />

gedauert, doch die Hartnäckigkeit des<br />

Bundes der Steuerzahler hat sich gelohnt:<br />

<strong>Die</strong> umstrittene Umgehungsstraße in Bad<br />

Lippspringe wird nicht gebaut. Bereits<br />

im Dezember 2005 hatte der Bund der<br />

Steuerzahler die geplante Umgehungsstraße<br />

kritisiert. 8,2 Mio. Euro sollte die<br />

1,8 Kilometer lange Trasse kosten, doch<br />

sowohl ihre Notwendigkeit als auch ihre<br />

Entlastungswirkung waren zweifelhaft.<br />

2008 stiegen die Baukos ten auf 9,4 Mio.<br />

Euro. Der BdSt hakte nach und erfuhr,<br />

dass die Mehrkosten auf die Verlängerung<br />

einer Brücke, den gestiegenen Baupreisindex<br />

und die Voruntersuchungen<br />

des Kampfmittelräumdienstes und der<br />

Bodendenkmalpfleger zurückgingen.<br />

<strong>Die</strong> Bezirksregierung Det mold, die der<br />

BdSt eingeschaltet hatte, erklärte, dass<br />

im Planfeststellungsverfahren geprüft<br />

werde, ob die Straße gerechtfertigt sei.<br />

Ende 2009 kam das Aus: „Aufgrund einer<br />

nicht vorhandenen Verhältnismäßigkeit<br />

ist diese Straßenplanung zu beenden“,<br />

hieß es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung.<br />

Verkehrslenkende Maßnahmen<br />

seien auf den bestehenden Straßen<br />

möglich und würden zu einer „vergleichbaren<br />

Entlastungswirkung für die Innenstadt<br />

und zu partiellen Leistungsfähigkeitssteigerungen<br />

führen“. Damit wurde<br />

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