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Die öffentliche Verschwendung 2010

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Teure <strong>Die</strong>ner<br />

Kreisausschuss und Parlament mit trickreicher<br />

Darstellung der Bilanz durchgewinkt<br />

wurden. Der Mehrbedarf wurde<br />

rein rechnerisch bei anderen Etatposten<br />

zusammengekratzt. Damit nahmen die<br />

Parlamentarier Mehrkosten von fast 200<br />

Prozent einfach so zur Kenntnis. Inzwischen<br />

ermittelt die Staatsanwaltschaft<br />

und ein Akteneinsichtsausschuss bemüht<br />

sich um eine lückenlose Aufklärung.<br />

<strong>Die</strong>ser stellte auch fest, dass zwei<br />

Reisen doppelt abgerechnet wurden.<br />

Das Regierungspräsidium Kassel hat<br />

bereits ein Disziplinarverfahren gegen<br />

den früheren Landrat eingeleitet. Als sicher<br />

gilt inzwischen auch, dass Eichenlaub<br />

unberechtigt Provisionen in Höhe<br />

von 309.000 Euro für Geldanlagen des<br />

Landkreises in der Schweiz erhalten hat.<br />

62.000 Euro waren bereits auf ein von<br />

Eichenlaub benanntes Konto gebucht<br />

worden. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen,<br />

so ist das als klarer Verstoß gegen<br />

den wirtschaftlichen und sparsamen<br />

Umgang mit Steuergeldern zu werten.<br />

Dann müssen ohne Ansehen der beteiligten<br />

Personen Schadensersatzansprüche<br />

geltend gemacht und strafrechtliche<br />

Schritte eingeleitet werden.<br />

Kreuztal. Gleich zwei Beigeordnete<br />

wählte der Kreuztaler Rat im Januar ab.<br />

Kämmerer und Sozialdezernentin, beide<br />

Wahlbeamte auf Zeit, wurden vorzeitig<br />

aus dem Amt entlassen. Doch was der<br />

Öffentlichkeit als Sparkonzept verkauft<br />

wird, ist teuer. Denn bis zum Ende der<br />

58<br />

achtjährigen Amtszeit muss die Stadt<br />

zunächst noch 75 Prozent der Bezüge<br />

weiterzahlen: insgesamt 165.000 Euro im<br />

Jahr. In den ersten drei Monaten werden<br />

die vollen Bezüge weitergezahlt, danach<br />

reduzieren sich die Kosten auf 134.000<br />

Euro pro Jahr. <strong>Die</strong> Amtszeit des Kämmerers<br />

endet offiziell am 30. April 2012,<br />

die der Sozialdezernentin am 31. Januar<br />

2015. Vorsichtig hochgerechnet zahlen<br />

die Kreuztaler deshalb in den nächsten<br />

fünf Jahren mehr als 400.000 Euro für<br />

zwei Beigeordnete, die nicht mehr für<br />

sie arbeiten.<br />

Der Bürgermeister erklärt, dass man<br />

jetzt pro Jahr 31.000 Euro Personalkosten<br />

spare. Ab 2011 lägen die Einsparungen<br />

durch Wegfall einer Umlage an<br />

die Versorgungskasse sogar bei 66.000<br />

Euro. Nachfolgeregelungen möchte man<br />

intern treffen. Allerdings müssten dann<br />

für Höhergruppierungen jährlich 25.000<br />

Euro veranschlagt werden, so dass unterm<br />

Strich noch 41.000 Euro eingespart<br />

würden. Eine Milchmädchenrechnung.<br />

Denn auch ohne Abwahl hätten sich in<br />

zwei Jahren die Kosten halbieren lassen:<br />

wenn die Amtszeit des Kämmerers<br />

offiziell abläuft und er nicht wiedergewählt<br />

worden wäre. Zu kurz gedacht<br />

ist auch die Rechnung zur Entwicklung<br />

der Umlage an die Versorgungskasse für<br />

kommunale Beamte. Wie sich die Kosten<br />

hierfür entwickeln, hängt davon ab,<br />

wie sich die Zahl der Pensionäre künftig<br />

entwickelt. Und diese steigt – die Stadt<br />

Kreuztal hat ihren Anteil daran.<br />

München/Vietnam. „Das Reisen ist nicht<br />

nur des Müllers Lust“, sondern offenbar<br />

auch die des Ausschusses für Verfassung,<br />

Recht, Parlamentsfragen und Verbraucherschutz<br />

des Bayerischen Landtags.<br />

So unternahmen die 16 Mitglieder<br />

dieses Ausschusses im April dieses<br />

Jahres einen Fernosttrip nach Vietnam.<br />

Anlass dieser Reise sei u. a. gewesen,<br />

Rahmenbedingungen für bayerische<br />

Unternehmen in Vietnam zu erkunden.<br />

Dabei sind aber auch die touristischen<br />

Highlights nicht zu kurz gekommen.<br />

So ist man für einen Tag in die Halong<br />

Bucht im Norden Vietnams gereist. Im<br />

Süden hat man die Cu Chi Tunnel besichtigt,<br />

die der Vietcong während des<br />

Vietnamkrieges unter dem US-Hauptquartier<br />

gebaut hatte. Der Ausschussvorsitzende<br />

vertritt die Auffassung, dass<br />

Teure <strong>Die</strong>ner<br />

<strong>Die</strong> Reiselust führte bayerische Landtagsabgeordnete nach Vietnam und Taiwan.<br />

die frei gewählten Abgeordneten „selbst<br />

entscheiden, welche Informationen sie<br />

für notwendig erachten und auf welche<br />

Weise sie sich informieren. <strong>Die</strong> Informationsreise<br />

nach Vietnam war „gemäß<br />

den bestehenden Regeln vom Ausschuss<br />

beschlossen und vom Ältestenrat genehmigt<br />

worden“.Wenn auch die Fernostreise<br />

der Parlamentarier sich im Rahmen<br />

des jedem Abgeordneten in einer<br />

Wahlperiode zustehenden Budgets von<br />

4.400 Euro für mandatsbedingte Reisen<br />

bewegt hat, sind es doch letztlich die<br />

Steuerzahler, die die Vietnamreise zu<br />

bezahlen haben. Der Ausschussvorsitzende<br />

teilte dem Bund der Steuerzahler<br />

insoweit noch lapidar mit, dass der<br />

Ausschuss für Verfassung, Recht, Parlamentsfragen<br />

und Verbraucherschutz<br />

das „Budget durchaus in dem Bewusst-<br />

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