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Die öffentliche Verschwendung 2010

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<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

aus einer Machbarkeitsstudie aus dem<br />

Jahr 2007. Mit Kostensteigerungen bis<br />

zur geplanten Fertigstellung im Frühjahr<br />

2011 ist deshalb noch zu rechnen.<br />

Flensburg. Ohne Frage ist die Stadtwerke<br />

Flensburg GmbH, die sich zu hundert<br />

Prozent im Eigentum der Stadt befindet,<br />

ein erfolgreiches kommunales Versorgungsunternehmen.<br />

Der Betrieb ist<br />

mit einem gesunden Eigenkapital ausgestattet<br />

und führt Jahr für Jahr Überschüsse<br />

an den städtischen Haushalt<br />

ab. Dennoch besteht Grund zur Sorge,<br />

denn aufgrund eines von der Politik beschlossenen<br />

Strategiekonzepts hat sich<br />

das Unternehmen in den letzten Jahren<br />

mehr und mehr von seinem örtlichen<br />

Versorgungsauftrag entfernt. Hintergrund<br />

war die richtige Feststellung,<br />

dass sich bei einer Beschränkung auf<br />

das heimische Versorgungsgebiet weder<br />

die Mitarbeiterzahl noch die Gewinnerwartung<br />

wird halten lassen. Um das<br />

Geschäft auszubauen, die Abführung an<br />

den städtischen Haushalt zu sichern und<br />

neue Arbeitsplätze zu schaffen, mussten<br />

neue Marktgebiete und zusätzliche<br />

Geschäftsfelder entwickelt werden. Und<br />

so ist das Unternehmen mittlerweile<br />

als Energieversorger deutschlandweit<br />

tätig. Man hat sich sogar an einer Gesellschaft<br />

beteiligt, die in der lettischen<br />

Stadt Ventspils ein Kraftwerk und eine<br />

erneuerte Fernwärmeversorgung errichten<br />

will. Daneben beteiligt man sich<br />

an einer Vielzahl von Unternehmen im<br />

Bereich der erneuerbaren Energien. Das<br />

Innenministerium in Kiel als Aufsichtsbehörde<br />

sieht diese Entwicklung mit<br />

großem Argwohn. Schließlich schreibt<br />

das kommunale Wirtschaftsrecht in<br />

Schleswig-Holstein das sogenannte Örtlichkeitsprinzip<br />

vor, nach dem sich kommunale<br />

Wirtschaftsunternehmen nicht<br />

außerhalb der Grenzen der eigenen<br />

Kommune betätigen dürfen. Um mehr<br />

Freiräume zu erlangen, hat man für das<br />

Beteiligungsmanagement eigens ein<br />

„Enkel“-Unternehmen gegründet, das<br />

durch diese Konstruktion nicht mehr<br />

der Kommunalaufsicht und dem unmittelbaren<br />

Einfluss der Stadtvertretung<br />

unterliegt. Bislang war diese Strategie<br />

weitgehend erfolgreich. Nicht vergessen<br />

werden darf aber auch, dass mit jeder<br />

wirtschaftlichen Chance auch ein unternehmerisches<br />

Risiko verbunden ist. Und<br />

es stellt sich die Frage, ob das Risikopotenzial<br />

der Stadtwerke Flensburg nicht<br />

langsam dem Eigentümer, nämlich der<br />

Stadt Flensburg, über den Kopf wächst.<br />

Mittlerweile ist der Unternehmensumsatz<br />

der Stadtwerke mit 240 Mio. Euro<br />

im Jahr größer als das bereinigte Haushaltsvolumen<br />

der Stadt. Mit rund 1.000<br />

Mitarbeitern beschäftigt man ebensoviel<br />

Personal wie die Trägerkommune. Beim<br />

Hauptgeschäft, dem Stromverkauf, hat<br />

die Marktentwicklung der vergangenen<br />

Monate zu einem erheblichen Gewinneinbruch<br />

geführt. Das Engagement in<br />

Lettland droht an veränderten Rahmenbedingungen<br />

und Projektverzögerungen<br />

zu scheitern und auch ein Teil der vielen<br />

Beteiligungsgesellschaften schreibt rote<br />

Zahlen. Das Rechnungsprüfungsamt der<br />

Stadt Flensburg bemängelt zudem, dass<br />

die komplizierte Unternehmensstruktur<br />

es den Stadtvertretern unmöglich macht,<br />

ihre Pflichten als Gesellschaftervertreter<br />

noch verantwortungsbewusst wahrzunehmen.<br />

Alles in allem ähneln die Strukturen<br />

und Rahmenbedingungen sehr<br />

stark der Ausgangssituation, in der die<br />

HSH Nordbank als ehemalige Landesbank<br />

von Hamburg und Schleswig-Holstein<br />

in wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />

gekommen ist. Deshalb gilt hier: Wehret<br />

den Anfängen! Das Risiko für die Stadt<br />

Flensburg muss deutlich beschränkt<br />

werden. <strong>Die</strong> Aussicht auf kurzfristige<br />

Gewinnabführungen darf nicht den<br />

Blick für langfristige Gefahren trüben.<br />

Bund. Im Bundesarbeitsministerium sind<br />

37 Mitarbeiter in vier Referaten tagtäglich<br />

damit beschäftigt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

für das Ministerium<br />

zu verrichten. Sie planen die strategische<br />

Kommunikation, verfassen Reden, Pressemeldungen,<br />

Publikationen und organisieren<br />

Pressekonferenzen. Der Bundesarbeitsministerin<br />

scheint das Knowhow<br />

ihrer Mitarbeiter jedoch nicht zu<br />

genügen. Derzeit sucht das Ministerium<br />

per europaweiter Ausschreibung gleich<br />

drei PR-Agenturen, die bis März 2014<br />

die Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums<br />

kräftig beflügeln sollen. So sieht die<br />

All-Inclusive-Ausschreibung vor, dass<br />

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

Kostspielige Unterstützung sucht das Arbeitsministerium<br />

in der Pressearbeit.<br />

die Agenturen grundsätzlich die Konzeption,<br />

Entwicklung und Umsetzung<br />

von Kommunikationsmaßnahmen und<br />

-kampagnen durchführen sollen. Zudem<br />

sollen u. a. Pressekonferenzen organisiert,<br />

Pressematerialen erstellt, Publikationen<br />

des Ministeriums konzipiert<br />

und redaktionell begleitet, die Online-<br />

Redaktion des Hauses unterstützt, Tagungen<br />

und Kongresse gestaltet sowie<br />

die Ministerin bei <strong>öffentliche</strong>n Terminen<br />

begleitet werden. <strong>Die</strong> Auflistung der Ministeriums-Wünsche<br />

ist also nicht nur<br />

allumfassend, sondern auch identisch<br />

mit den Aufgaben der 37 beschäftigten<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter des<br />

Ministeriums. Merkwürdig ist, dass das<br />

Arbeitsminis terium bisher lediglich mit<br />

einer PR-Agentur für seine Hauptkom-<br />

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