Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
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Aufgedeckt<br />
Existenzgründer und prüfte die Einkommensgrenzen<br />
der Antragsteller nicht<br />
vollständig. Allein für zehn geprüfte<br />
Darlehensförderungen wurden rund<br />
338.000 Euro überhöhte Zinszuschüsse<br />
ausgezahlt. Für unangemessen hoch<br />
hält der Landesrechnungshof auch die<br />
der InvestitionsBank zugeflossenen Entgelte<br />
in den geprüften Fällen für die Geschäftsbesorgung<br />
bei Refinanzierungsdarlehen<br />
in Höhe von rund 388.000 Euro<br />
(24 Prozent der bewilligten Zuschüsse).<br />
Das Entgelt an die InvestitionsBank für<br />
die zinsverbilligten Refinanzierungsdarlehen<br />
erstattete ihr sowohl der Zahlungsempfänger<br />
als auch dessen Hausbank,<br />
so dass sich für den Zahlungsempfänger<br />
regelmäßig nominale Zinssätze ergeben,<br />
die zwei Prozentpunkte über den Refinanzierungssätzen<br />
der InvestitionsBank<br />
lagen. <strong>Die</strong>se doppelte Entrichtung der<br />
Entgelte an die InvestitionsBank ist für<br />
den Landesrechnungshof nicht nachvollziehbar.<br />
Zudem fehlten entsprechende<br />
Berechnungsgrundlagen.<br />
Bad Bergzabern. Aus einem leer stehenden<br />
Gebäudekomplex in der südpfälzischen<br />
Stadt Bad Bergzabern wollte ein<br />
Wormser Investor ein Vier-Sterne-Hotel<br />
machen. Nach Verhandlungen mit der<br />
Stadt und dem Land einigte man sich<br />
darauf, die Umbaukosten von 3,1 Mio.<br />
Euro wie folgt zu verteilen: 1,9 Mio. Euro<br />
sollte das Land tragen, die Stadt und der<br />
Investor jeweils etwa 600.000 Euro. Als<br />
die Kosten auf 6,23 Mio. Euro angestie-<br />
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gen waren, mahnte der Rechnungshof,<br />
eine 90-prozentige Subvention an einen<br />
Privaten sei nicht zu vertreten. Kurzerhand<br />
zog man einen Plan aus der<br />
Schublade, der nach BdSt-Informationen<br />
schon länger vorgehalten worden<br />
war: <strong>Die</strong> Stadt kauft das Grundstück<br />
und tritt in sämtliche Verträge mit Planern<br />
und Baufirmen ein, der vormalige<br />
Investor bleibt im Projekt als Betreiber<br />
– ein Konzept, das verdächtig an den<br />
Nürburgring erinnert. Das Land gibt<br />
der Stadt, die zum Wahlkreis von Ministerpräsident<br />
Kurt Beck gehört, einen<br />
Zuschuss in Höhe von 5,6 Mio. Euro.<br />
Schließlich hatte Beck diese Maßnahme<br />
zur Chefsache erklärt und als „Leuchtturmprojekt“<br />
tituliert. Der Privatmann<br />
erhält ein Erbbaurecht über zehn Jahre<br />
und darf anschließend das Objekt käuflich<br />
erwerben. <strong>Die</strong> jährliche Pacht soll<br />
120.000 Euro betragen, der Kaufpreis<br />
ist auf 1,4 Mio. Euro taxiert. Ein wahrlich<br />
traumhaftes Geschäft: Der Investor<br />
verabschiedet sich aus allen wirtschaftlichen<br />
Risiken, zahlt in den zehn Jahren<br />
insgesamt 1,2 Mio. Euro an Pacht und<br />
kauft dann das Objekt für 1,4 Mio. Euro.<br />
Für die erbrachten 2,6 Mio. Euro erhält<br />
er dann ein Vier-Sterne-Hotel, das Stadt<br />
und Land vormals über sechs Millionen<br />
Euro gekostet haben. Mittlerweile haben<br />
sich die Baukosten auf 7,2 Mio. Euro<br />
verteuert. Ein Glück für den Privatmann,<br />
dass er das nicht berappen muss – Pech<br />
für die Steuerzahler. Und wenn der wirtschaftliche<br />
Erfolg ausbleibt, besitzt die<br />
Stadt ein leer stehendes Hotel und hat<br />
nicht einmal die Pachteinnahmen.<br />
Schleswig-Holstein. <strong>Die</strong> Fraktionen im<br />
Schleswig-Holsteinischen Landtag erhalten<br />
aus dem Landeshaushalt mehr<br />
Mittel als sie tatsächlich benötigen. Das<br />
hat der Landesrechnungshof bei einer<br />
Prüfung festgestellt. Während das Land<br />
diese Mittel aber angesichts eines strukturellen<br />
Defizits von 1,25 Mrd. Euro pro<br />
Jahr durch Kredite aufbringen muss,<br />
legen die Fraktionen die überschüssigen<br />
Gelder teilweise zinsbringend bei<br />
Banken an. Dadurch sind in den vergangenen<br />
zehn Jahren bei den Fraktionen<br />
zwar insgesamt 97.600 Euro Zinsen<br />
eingenommen worden; das Land musste<br />
selbst für die Finanzierung dieser Mittel<br />
im gleichen Zeitraum aber 280.000 Euro<br />
an Schuldzinsen bezahlen. Angesichts<br />
Mit Schulden finanzierte Zuschüsse legen<br />
die Fraktionen für sich zinsbringend an.<br />
Aufgedeckt<br />
der Selbstverständlichkeit, mit der sich<br />
die Parlamentarier am Landesvermögen<br />
bedienen, bleibt dem Steuerzahler die<br />
Spucke weg.<br />
Brandenburg. Für die Beschäftigung von<br />
Hochschulabsolventen als sogenannte<br />
Innovationsassistenten gewährt das<br />
Land Brandenburg Zuschüsse an kleine<br />
und mittlere Unternehmen. Rund 8,4<br />
Mio. Euro wurden zwischen 2004 und<br />
2007 für insgesamt 345 Fördermaßnahmen<br />
bewilligt. Ziel ist, Forschung und<br />
Entwicklung zu stärken, neue Produkte<br />
herzustellen und zu vermarkten sowie<br />
die Verbindungen zwischen Betrieben<br />
und Hochschulen zu festigen.<br />
Der Landesrechnungshof wertet die Erfolgskontrollen<br />
durch das Ministerium<br />
für Wirtschaft und die als Bewilligungsstelle<br />
fungierende InvestitionsBank des<br />
Landes als unzureichend. Für besorgniserregend<br />
hält er die hohe Quote der Mitnahmeeffekte<br />
von ca. 20 Prozent. Rund<br />
618.000 Euro wurden nach Selbstauskünften<br />
der Zuwendungsempfänger an<br />
Unternehmen ausgereicht, die ohnehin<br />
einen sogenannten Innovationsassistenten<br />
eingestellt hätten.<br />
Worms. Einem typischen Fall von „Subventionitis“<br />
kam der Rechnungshof<br />
Rheinland-Pfalz auf die Spur, als er die<br />
Errichtung eines Parkhauses in Worms<br />
genauer unter die Lupe nahm. Rund<br />
sechs Millionen Euro wurden dafür<br />
investiert, etwa je zur Hälfte von Land<br />
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