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Die öffentliche Verschwendung 2010

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<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

2000 wurden die Kosten der S13-Verlängerung<br />

auf 210 Mio. Euro geschätzt.<br />

Inzwischen geht die Deutsche Bahn AG<br />

(DB AG) von 351 Mio. Euro aus. Auch<br />

der Zeitplan hat sich um viele Jahre verschoben.<br />

Offiziell erwartet die DB AG<br />

eine Inbetriebnahme erst Ende 2016.<br />

Inoffiziell gehen die Verantwortlichen<br />

davon aus, dass das Projekt aus Kosten-<br />

Nutzen-Erwägungen gar nicht mehr realisiert<br />

wird. Das würde angesichts der<br />

Kostensteigerung nicht überraschen.<br />

Von der nordrhein-westfälischen Landesregierung<br />

bekommt deshalb auch<br />

niemand ein klares Bekenntnis zum<br />

Projekt. O-Ton des Landesverkehrsministeriums<br />

gegenüber dem BdSt: „Wenn<br />

Baurecht vorliegt, ist auf Basis der dann<br />

bekannten Kosten und etwaiger Änderungen<br />

im Gesamtnutzen gemeinsam<br />

mit allen Beteiligten über den Baubeginn<br />

zu entscheiden.“<br />

<strong>Die</strong> Bundesregierung ihrerseits ist zwar<br />

der potenzielle Hauptgeldgeber, zeigt<br />

aber keinerlei Projektinteresse. O-Ton<br />

des Bundesverkehrsministeriums gegenüber<br />

dem BdSt: „Das Land Nordrhein-Westfalen<br />

[…] kann […] selbst<br />

bestimmen, in welche Projekte mit den<br />

vom Bund zur Verfügung gestellten Mitteln<br />

investiert werden soll. […] Insofern<br />

verfügt der Bund auch über keinerlei Informationen<br />

über das Projekt.“<br />

Brisant ist dies, weil jetzt ein konkreter<br />

und teurer Schritt zur Projektvorbereitung<br />

bevorsteht. Der kleine, denkmalgeschützte<br />

Güterbahnhof Bonn-Beuel soll<br />

verlegt werden. Das würde Kosten von<br />

bis zu 400.000 Euro verursachen. Somit<br />

drohen <strong>öffentliche</strong> Mittel verschwendet<br />

zu werden, um Platz zu schaffen für ein<br />

Projekt, das nach Lage der Dinge gar<br />

nicht realisiert wird.<br />

Spreethal. <strong>Die</strong> Gemeinde Spreethal hat<br />

die Altlasten der DDR-Gasproduktion<br />

bewältigt. <strong>Die</strong> teerverseuchten Flächen,<br />

welche als Nebenprodukt der Gasproduktion<br />

einfach in die Erde verbracht<br />

wurden, wurden in der Gemeinde<br />

Spreethal mit Hilfe von Millionen Euro<br />

Steuergeldern beseitigt. Für die Entsorgung<br />

der Altlasten war eine Kohlemischanlage<br />

erforderlich, welche nunmehr<br />

einen privaten Investor gefunden<br />

hat, der diese weiter betreibt.<br />

So weit so gut, doch leider fasste die<br />

Gemeinde Spreethal einen Aufstellungsbeschluss<br />

für einen Bebauungsplan,<br />

der die vor rund zwei Jahren durch die<br />

Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-<br />

Verwaltungsgesellschaft mbh (LMBV)<br />

renaturierten Flächen betrifft. Aufgabe<br />

der LMBV ist es, die Flächen des stillgelegten<br />

Braunkohlebergbaus in den<br />

neuen Bundesländern im Rahmen von<br />

Sanierungsmaßnahmen für deren Folgenutzung<br />

vorzubereiten und zu verkaufen.<br />

Da der Investor die Flächen nicht<br />

– wie ursprünglich ge plant – mit dem<br />

Kohlekraftwerk erwarb, pflanzte die<br />

LMBV auf den renaturierten Flächen ca.<br />

20.000 Stecklinge im Wert von 100.000<br />

Euro. Nunmehr plant die Gemeinde<br />

Spreethal den Ankauf der Flächen und<br />

den anschließenden Weiterverkauf der<br />

Flächen an einen Solarparkinvestor. Für<br />

den Eingriff in die Natur – Vernichtung<br />

der 20.000 Stecklinge – muss die Gemeinde<br />

bzw. der Investor Ersatzanpflanzungen<br />

vornehmen. Da es in der Region<br />

keine freien Flächen gibt, werden die<br />

Ersatzpflanzungen wohl im Leipziger<br />

Raum erfolgen.<br />

Berlin. <strong>Die</strong> Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

hat viel Geld in sogenannte<br />

Vorrangschaltungen investiert. Ganze<br />

31 Mio. Euro wurden in den letzten Jahren<br />

für das Beschleunigungsprogramm<br />

ausgegeben, um Busse und Straßenbahnen<br />

schneller zu machen. Doch der<br />

Erfolg lässt bislang auf sich warten. Im<br />

Rahmen des Programms der Berliner<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

31 Mio. Euro zahlte Berlin für ein Konzept zur Beschleunigung des Verkehrs.<br />

sollen Verkehrsflüsse zugunsten von Linienbussen<br />

und Straßenbahnen beeinflusst<br />

werden. Für das Projekt Straßenbahnbeschleunigung<br />

sind derzeit 294<br />

Ampelanlagen mit Vorrangschaltungen<br />

ausgerüstet worden. Kosten: 19,9 Mio.<br />

Euro. Effekt: eine Verlangsamung der<br />

Straßenbahn. Noch im Jahr 2008 fuhr<br />

sie mit durchschnittlich 19,6 km/h durch<br />

die Hauptstadt; 2009 waren es dann nur<br />

noch 19,3 km/h. Nicht viel anders sieht<br />

es beim Busverkehr aus. 710 Ampelanlagen<br />

wurden bislang für den Busverkehr<br />

mit entsprechender Technik ausgestattet.<br />

Doch auch hier blieb, trotz der Investition<br />

von 11 Mio. Euro, die Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 19,5 km/h<br />

unverändert. Für die Senatsverwaltung<br />

für Stadt entwicklung liegt die Ursache<br />

für die teure „Entschleunigung“ des <strong>öffentliche</strong>n<br />

Personennahverkehrs im kom-<br />

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