22.06.2012 Aufrufe

Die öffentliche Verschwendung 2010

Die öffentliche Verschwendung 2010

Die öffentliche Verschwendung 2010

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

Um Fördermittel zu erhalten, soll die Strassenbahntrasse unnötig lang werden.<br />

Wolfram vor, denn die Bau- und Betriebsordnung<br />

des Eisenbahnbundesamtes<br />

sieht für die Signalanlagen auch<br />

kostengünstigere Maßnahmen vor, die<br />

lediglich 15.000 Euro kosten würden. Der<br />

Bund der Steuerzahler Sachsen schließt<br />

sich nach Prüfung der Maßnahme der<br />

Einschätzung der Gemeinde an und unterstützt<br />

diese bei der Umsetzung der<br />

kostengünstigsten und zweckmäßigsten<br />

Variante.<br />

Mainz. In der rheinland-pfälzischen<br />

Landeshauptstadt droht ein millionenschwerer<br />

Investitionsflop. Rund 70 Mio.<br />

Euro sollen in eine knapp zehn Kilometer<br />

lange neue Straßenbahntrasse investiert<br />

werden. Davon sollen Bund und<br />

Land 36 bzw. 12 Mio. Euro tragen. Um<br />

an die se Fördermittel aus dem sogenannten<br />

Entflechtungsgesetz, der Nachfolgeregelung<br />

des früheren Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes,<br />

zu gelangen,<br />

muss te das Vorhaben auch stark<br />

ausgeweitet werden. Der ursprüngliche<br />

Plan sah eine drei Kilometer lange Stre-<br />

82<br />

cke vor, die „nur“ 22 Mio. Euro gekostet<br />

hätte. <strong>Die</strong> nächstlängere Variante wäre<br />

auf Kosten von 41 Mio. Euro gekommen,<br />

hätte aber auch noch nicht gereicht, um<br />

an Fördermittel des Bundes zu kommen.<br />

<strong>Die</strong> fließen nämlich nur in Verkehrsvorhaben,<br />

wenn die zuwendungsfähigen<br />

Kosten mehr als 50 Mio. Euro betragen.<br />

Also wurde so „lange“ weiter geplant,<br />

bis man eine Strecke gefunden hatte,<br />

die mehr als 50 Mio. Euro kostet. Bleibt<br />

zu hoffen, dass der Bund die Subventionen<br />

verweigert, weil die Förderkriterien<br />

der dringenden Erforderlichkeit<br />

und der Beachtung der Grundsätze der<br />

Wirtschaftlichkeit und der Sparsamkeit<br />

nicht vorliegen.<br />

Kreis Herzogtum Lauenburg. Nahezu<br />

alle Kommunen wünschen sich, Standort<br />

von erfolgreichen Unternehmen mit<br />

vielen Arbeitsplätzen zu sein. Denn die<br />

Betriebe zahlen Steuern und die Arbeitnehmer<br />

bringen Einkommen in die Region,<br />

das sich ebenfalls positiv auf die<br />

kommunalen Haushalte auswirkt. Aber<br />

rechtfertigt dieses Interesse eine kostenträchtige<br />

Standortwerbung? Und wie<br />

viel Geld darf dafür ausgegeben werden?<br />

Wir erklären das Problem am Beispiel<br />

des Kreises Herzogtum Lauenburg<br />

im südöstlichen Schleswig-Holstein.<br />

Hier haben die Kreistagspolitiker ursprünglich<br />

beschlossen, in den Jahren<br />

2009 bis 2013 500.000 bis 750.000 Euro<br />

pro Jahr für die Standortwerbung auszugeben.<br />

Mit Imageanzeigen in überregionalen<br />

Zeitungen und Wirtschaftsmagazinen<br />

sowie großformatigen Plakaten<br />

im Hamburger Hauptbahnhof und an<br />

Verkehrsachsen sollen potenzielle Interessenten<br />

angesprochen werden. Ein<br />

professionelles kreisweites Flächenmanagement<br />

soll allen Ansiedlungswilligen<br />

einen möglichst optimalen Standort anbieten.<br />

Erklärtes Ziel ist es, durch die se<br />

Aktion bis zu 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze<br />

im Kreisgebiet zu schaffen. Hundert<br />

Arbeitsplätze sollen bereits angesiedelt<br />

worden sein, besagt eine erste Zwischenbilanz.<br />

Finanziert werden soll die<br />

Werbung durch erwartete zusätzliche<br />

Ausschüttungen der Kreissparkasse.<br />

Doch das Konzept wird heftig kritisiert:<br />

Denn allen Experten ist klar, dass durch<br />

die Werbekampagne keine neuen Unternehmen<br />

mit zusätzlichen Arbeitsplätzen<br />

gegründet werden. Bestenfalls kann erreicht<br />

werden, dass die Unternehmen in<br />

den Kreis Herzogtum Lauenburg umsiedeln.<br />

Dann gehen die hier neu geschaffenen<br />

Arbeitsplätze an anderer Stelle<br />

verloren. Unter dem Strich ist damit für<br />

<strong>Verschwendung</strong> droht<br />

die Steuerzahler mit der teuren Werbekampagne<br />

nichts gewonnen. Wenn alle<br />

Kommunen ein teures Standortmarketing<br />

betreiben, ergibt sich ein ruinöser<br />

Wettbewerb, der die Steuerzahler nur<br />

viel Geld kostet.<br />

Reichmannsdorf. Der ehemalige Bürgermeister<br />

der Gemeinde Reichmannsdorf<br />

wollte einen Hohlweg bei Gösselsdorf<br />

für Holztransporte herrichten lassen<br />

und ließ ihn mit mineralischen Abfällen<br />

verfüllen. Ein Gemeinderatsbeschluss<br />

lag dazu nicht vor. Zudem genoss der<br />

Weg auf zwei Abschnitten Biotopschutz.<br />

<strong>Die</strong> Verfüllung verstieß damit gegen naturschutzrechtliche<br />

Bestimmungen. So<br />

musste die Gemeinde den Weg wieder<br />

freilegen und renaturieren lassen. Dafür<br />

veranschlagte die Kommune 29.947 Euro<br />

für die Bauleistungen und 4.016 Euro als<br />

Honorar für das Büro der Landschaftsgestalter.<br />

<strong>Die</strong> Kosten dieser Freilegung<br />

des Hohlweges berappen erst einmal die<br />

Steuerzahler. Der Gemeinderat hat beschlossen,<br />

einen Rechtsanwalt mit der<br />

Prüfung auf Schadenersatz zu beauftragen.<br />

Bund. Seit Jahren ist geplant, die S-<br />

Bahnlinie S13 von Troisdorf nach Bonn-<br />

Oberkassel zu verlängern. Geld schien<br />

vorhanden. Denn als Kompensation<br />

für den Umzug vieler Bundesministerien<br />

nach Berlin hatte der Bund der<br />

Region Bonn im Jahr 1994 erhebliche<br />

Ausgleichszahlungen zugesagt. Im Jahr<br />

83

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!