Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
Die öffentliche Verschwendung 2010
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<strong>Verschwendung</strong> droht<br />
Um Fördermittel zu erhalten, soll die Strassenbahntrasse unnötig lang werden.<br />
Wolfram vor, denn die Bau- und Betriebsordnung<br />
des Eisenbahnbundesamtes<br />
sieht für die Signalanlagen auch<br />
kostengünstigere Maßnahmen vor, die<br />
lediglich 15.000 Euro kosten würden. Der<br />
Bund der Steuerzahler Sachsen schließt<br />
sich nach Prüfung der Maßnahme der<br />
Einschätzung der Gemeinde an und unterstützt<br />
diese bei der Umsetzung der<br />
kostengünstigsten und zweckmäßigsten<br />
Variante.<br />
Mainz. In der rheinland-pfälzischen<br />
Landeshauptstadt droht ein millionenschwerer<br />
Investitionsflop. Rund 70 Mio.<br />
Euro sollen in eine knapp zehn Kilometer<br />
lange neue Straßenbahntrasse investiert<br />
werden. Davon sollen Bund und<br />
Land 36 bzw. 12 Mio. Euro tragen. Um<br />
an die se Fördermittel aus dem sogenannten<br />
Entflechtungsgesetz, der Nachfolgeregelung<br />
des früheren Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes,<br />
zu gelangen,<br />
muss te das Vorhaben auch stark<br />
ausgeweitet werden. Der ursprüngliche<br />
Plan sah eine drei Kilometer lange Stre-<br />
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cke vor, die „nur“ 22 Mio. Euro gekostet<br />
hätte. <strong>Die</strong> nächstlängere Variante wäre<br />
auf Kosten von 41 Mio. Euro gekommen,<br />
hätte aber auch noch nicht gereicht, um<br />
an Fördermittel des Bundes zu kommen.<br />
<strong>Die</strong> fließen nämlich nur in Verkehrsvorhaben,<br />
wenn die zuwendungsfähigen<br />
Kosten mehr als 50 Mio. Euro betragen.<br />
Also wurde so „lange“ weiter geplant,<br />
bis man eine Strecke gefunden hatte,<br />
die mehr als 50 Mio. Euro kostet. Bleibt<br />
zu hoffen, dass der Bund die Subventionen<br />
verweigert, weil die Förderkriterien<br />
der dringenden Erforderlichkeit<br />
und der Beachtung der Grundsätze der<br />
Wirtschaftlichkeit und der Sparsamkeit<br />
nicht vorliegen.<br />
Kreis Herzogtum Lauenburg. Nahezu<br />
alle Kommunen wünschen sich, Standort<br />
von erfolgreichen Unternehmen mit<br />
vielen Arbeitsplätzen zu sein. Denn die<br />
Betriebe zahlen Steuern und die Arbeitnehmer<br />
bringen Einkommen in die Region,<br />
das sich ebenfalls positiv auf die<br />
kommunalen Haushalte auswirkt. Aber<br />
rechtfertigt dieses Interesse eine kostenträchtige<br />
Standortwerbung? Und wie<br />
viel Geld darf dafür ausgegeben werden?<br />
Wir erklären das Problem am Beispiel<br />
des Kreises Herzogtum Lauenburg<br />
im südöstlichen Schleswig-Holstein.<br />
Hier haben die Kreistagspolitiker ursprünglich<br />
beschlossen, in den Jahren<br />
2009 bis 2013 500.000 bis 750.000 Euro<br />
pro Jahr für die Standortwerbung auszugeben.<br />
Mit Imageanzeigen in überregionalen<br />
Zeitungen und Wirtschaftsmagazinen<br />
sowie großformatigen Plakaten<br />
im Hamburger Hauptbahnhof und an<br />
Verkehrsachsen sollen potenzielle Interessenten<br />
angesprochen werden. Ein<br />
professionelles kreisweites Flächenmanagement<br />
soll allen Ansiedlungswilligen<br />
einen möglichst optimalen Standort anbieten.<br />
Erklärtes Ziel ist es, durch die se<br />
Aktion bis zu 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze<br />
im Kreisgebiet zu schaffen. Hundert<br />
Arbeitsplätze sollen bereits angesiedelt<br />
worden sein, besagt eine erste Zwischenbilanz.<br />
Finanziert werden soll die<br />
Werbung durch erwartete zusätzliche<br />
Ausschüttungen der Kreissparkasse.<br />
Doch das Konzept wird heftig kritisiert:<br />
Denn allen Experten ist klar, dass durch<br />
die Werbekampagne keine neuen Unternehmen<br />
mit zusätzlichen Arbeitsplätzen<br />
gegründet werden. Bestenfalls kann erreicht<br />
werden, dass die Unternehmen in<br />
den Kreis Herzogtum Lauenburg umsiedeln.<br />
Dann gehen die hier neu geschaffenen<br />
Arbeitsplätze an anderer Stelle<br />
verloren. Unter dem Strich ist damit für<br />
<strong>Verschwendung</strong> droht<br />
die Steuerzahler mit der teuren Werbekampagne<br />
nichts gewonnen. Wenn alle<br />
Kommunen ein teures Standortmarketing<br />
betreiben, ergibt sich ein ruinöser<br />
Wettbewerb, der die Steuerzahler nur<br />
viel Geld kostet.<br />
Reichmannsdorf. Der ehemalige Bürgermeister<br />
der Gemeinde Reichmannsdorf<br />
wollte einen Hohlweg bei Gösselsdorf<br />
für Holztransporte herrichten lassen<br />
und ließ ihn mit mineralischen Abfällen<br />
verfüllen. Ein Gemeinderatsbeschluss<br />
lag dazu nicht vor. Zudem genoss der<br />
Weg auf zwei Abschnitten Biotopschutz.<br />
<strong>Die</strong> Verfüllung verstieß damit gegen naturschutzrechtliche<br />
Bestimmungen. So<br />
musste die Gemeinde den Weg wieder<br />
freilegen und renaturieren lassen. Dafür<br />
veranschlagte die Kommune 29.947 Euro<br />
für die Bauleistungen und 4.016 Euro als<br />
Honorar für das Büro der Landschaftsgestalter.<br />
<strong>Die</strong> Kosten dieser Freilegung<br />
des Hohlweges berappen erst einmal die<br />
Steuerzahler. Der Gemeinderat hat beschlossen,<br />
einen Rechtsanwalt mit der<br />
Prüfung auf Schadenersatz zu beauftragen.<br />
Bund. Seit Jahren ist geplant, die S-<br />
Bahnlinie S13 von Troisdorf nach Bonn-<br />
Oberkassel zu verlängern. Geld schien<br />
vorhanden. Denn als Kompensation<br />
für den Umzug vieler Bundesministerien<br />
nach Berlin hatte der Bund der<br />
Region Bonn im Jahr 1994 erhebliche<br />
Ausgleichszahlungen zugesagt. Im Jahr<br />
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