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50 Jahre<br />
Fo<strong>to</strong>: © INTERFOTO/Blackpool<br />
Der lange Flug der Wundervögel<br />
Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
Es gibt Bands, die sind wahnsinnig beliebt, solange sie <strong>to</strong>lle Alben machen,<br />
die aber in rasantem Tempo in Richtung Vergessen driften, sobald sie ihren<br />
kreativen Zenit nicht mehr bedienen können. Und es gibt andere Formationen,<br />
denen fast alles verziehen wird. Und genau das sind die wahren Legenden<br />
der Rockmusik. Zu ihnen zählen <strong>The</strong> <strong>Byrds</strong>. Ihre Geschichte ist eine der<br />
längsten im rockenden Amerika. Nach explosivem Aufstieg gab es auch<br />
Abwärtstendenzen, Revitalisierungen, häufige Personalwechsel, das zeitweise<br />
Aus, Comebackversuche und schließlich den "<br />
letzten Vorhang". Doch inzwischen<br />
hatte sich ein hartnäckiger Legendenstatus gebildet, den die Musiker<br />
durch eine Vielzahl von Solotaten bis heute am Austrocknen hinderten.<br />
Seit Gründung der <strong>Byrds</strong> 1964 war Jim „Roger"<br />
McGuinn die zentrale Figur. Er ist noch immer<br />
„Mr. <strong>Byrds</strong>", unabhängig von der jeweiligen<br />
Besetzung. Seine Markenzeichen: eine scheppernde<br />
12-String-Rickenbacker-Gitarre und ein weinerlich-näselnder<br />
Gesangsstil, den er nie aufgab. Das instrumentale<br />
Drumherum wechselte im Laufe der Jahre ein ums<br />
andere Mal, je nach stilistischer Ausrichtung. Die <strong>Byrds</strong><br />
starteten mit elektrifiziertem Folk, primär inspiriert<br />
von den Beatles und Bob Dylan, von dem sie reichlich<br />
Songs ausborgten; weitere Songlieferanten waren Pete<br />
Seeger, später auch Gerry Goffin/Carole King, die Louvin<br />
Bro<strong>the</strong>rs, Merle Haggard, Art Reynolds, Johnny Otis<br />
und Kim Fowley; auch Jackson Browne steuerte einen<br />
Song ("Jamaica Say You Will") bei.<br />
Vor allem<br />
aber waren die<br />
<strong>Byrds</strong>, auch hier<br />
dem Vorbild der<br />
Beatles folgend,<br />
aus eigener Kraft<br />
eifrige Komponisten,<br />
wobei der<br />
Löwenanteil auf<br />
McGuinn (später<br />
im Verbund mit<br />
dem Broadway-<br />
Lyriker Jacques<br />
Levy arbeitend) und anfangs vor allem auf Gene Clark<br />
entfällt. Aber auch Chris Hillman und David Crosby<br />
steuerten einiges bei, während sich Schlagzeuger<br />
Michael Clarke sehr rar machte. Hingegen lieferten<br />
die späteren Musiker Gram Parsons, Skip Battin, Gene<br />
Parsons, John York und Clarence White etliche Songs.<br />
Mit epochalen Songs wie "Mr. Tambourine Man",<br />
"Turn, Turn, Turn" und "My Back Pages" hatten die<br />
<strong>Byrds</strong> folk-rockige Riesenerfolge, aber schon bald<br />
setzte eine stilistische Erweiterung in Richtung Drogen<br />
und Weltraum ein ["Eight Miles High", "5D (Fifth<br />
Dimension)", "Mr. Spaceman"]. Unter dem spirituellen<br />
(stellenweise auch musikalischen) Einfluss des<br />
Inders Ravi Shankar und des führenden Free-Jazzers<br />
John Coltrane experimentierte die Gruppe mit offeneren<br />
Formen – mit Sitar und Syn<strong>the</strong>sizer, und sie<br />
parodierte ganz nebenbei die inzwischen Mode gewordenen<br />
„Supergruppen" mit "So You Want To Be<br />
A Rock'n'Roll Star". Die nächste Station hieß Country,<br />
danach ging es – unter Aufgabe einengender<br />
Stilvorstellungen – kreuz und quer zum Folk-Country-Space-Gospel-Sonstwas-Rock.<br />
Schon ab Frühjahr 1966 zerbröselte die Ur-Besetzung,<br />
teils aus musikalischen Gründen, teils aus<br />
persönlichen. Gene Clark war der erste – er wechselte<br />
ins Country-Lager und machte später gute bis<br />
geniale Soloplatten. Bassist Chris Hillman gründete<br />
mit dem Später-Byrd Gram Parsons die musikalisch<br />
hochwertigen, aber grotesk unglücklich arbeitenden<br />
Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs; ihnen schloss sich auch<br />
Drummer Michael Clarke an, der die <strong>Byrds</strong> noch vor<br />
Hillman verlassen hatte. David Crosby ging schließlich,<br />
weil er sich vor so manchem Konzert mit Mc-<br />
Guinn prügelte, ehe sie zusammen die Bühne betraten.<br />
Nach SWEETHEART OF THE RODEO, bereits<br />
entstanden mit den „Neo-<strong>Byrds</strong>" Gram Parsons und<br />
Clarence White, verließ auch Chris Hillman als letzter<br />
seiner einstigen Weggefährten den eigenwilligquerköpfigen<br />
Roger McGuinn. Er spielte mit weiteren<br />
„Neu-<strong>Byrds</strong>" wie Skip Battin, Gene Parsons und<br />
John York noch fünf Alben – darunter das grandiose<br />
Werk UNTITLED – ein, ehe er Anfang 1973 das<br />
Handtuch warf.<br />
Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>