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CD<br />
REVIEWS<br />
haben sie sich mit Craig Feazel (g, pedalsteel),<br />
Hunter Perrin (g) und Dustin<br />
Welch (banjo) verstärkt. Am Sound von<br />
Tom Petty, Robert Earl Keen Jr., Wilco<br />
oder den Old ‘97s haben sie sich dabei<br />
nach eigenen Worten orientiert, und da es<br />
ihnen gelungen ist, sich „nur” inspirieren<br />
zu lassen und auf das Kopieren ihrer Vorbilder<br />
zu verzichten, können sie auch mit<br />
einem eigenen Profil punkten. Ganz auf<br />
das Nachahmen verzichtet haben sie aber<br />
dann doch nicht, immer wieder gibt es<br />
bei ihren Songs jenen klassischen Boom-<br />
Chicka-Boom-Gitarrensound zu hören,<br />
der durch Johnny Cashs langjährigen Gitarristen<br />
Lu<strong>the</strong>r Perkins legendär wurde.<br />
(Grand Old Grizzly/Import, 2013,<br />
11/38:52) us<br />
SHERYL CROW<br />
FEELS LIKE HOME<br />
In den USA ist Sheryl<br />
Crows neues<br />
Album bereits Ende<br />
2013 erschienen,<br />
doch der Weg über<br />
den Atlantik ist<br />
weit. Das Warten hat<br />
sich allerdings gelohnt, denn die Lebensabschnittsgefährtin<br />
von Eric Clap<strong>to</strong>n und<br />
Radsportdoper Lance Armstrong ist in<br />
jeder Beziehung nach Nashville zurückgekehrt.<br />
Der Albumtitel FEELS LIKE<br />
HOME bringt es mit Gehalt und Kraft<br />
auf den Punkt: Die Lady stimmt wieder<br />
Country-Rock (oder auch New Country<br />
mit Roots-Elementen und Popmelodien)<br />
an. Die 52-Jährige hat alle Widrigkeiten<br />
wie Brustkrebs und Hirntumor weggesteckt,<br />
tönt vital, hat interessante Songs<br />
zum Großteil selbst (co-)geschrieben oder<br />
gewählt und mit höchst kompetenten Begleitern<br />
eingespielt. Gekonnt, routiniert,<br />
aber mit reichlich Emotion. Das Heimweh,<br />
das sie in “Homesick” besingt, hat<br />
Mrs. Crow wieder in die Spur gebracht.<br />
(Warner, 2013, 12/44:10)<br />
pro<br />
CHRIS JAGGER’S ATCHA!<br />
CONCERTINA JACK<br />
Man lässt das Au<strong>to</strong>radio laufen – und Mick<br />
Jagger singt Zydeco! Nun ist kaum zu<br />
befürchten, dass die S<strong>to</strong>nes demnächst in<br />
Louisiana das Akkordeon auspacken – es<br />
handelt sich vielmehr um Bruderhilfe für<br />
den „Kleinen”, Chris Jagger, der seine Atcha<br />
Band loslässt mit Charlie Hart (auch<br />
in der Ronnie-Lane-Memory-Band Slim<br />
Chance aktiv) an der Quetsche, nach wie<br />
vor mit dem Ex-Gentle Giant und Ian-Dury-Drummer<br />
Malcolm Mortimer und dessen<br />
Bruder Jim an der Gitarre, unterstützt<br />
vom Altmitglied Ed Deane. Durchweg mit<br />
eigenen Nummern, ist Jagger’s Atcha wieder<br />
eine variable Palette gelungen: Zydeco<br />
liegt klar vorn, in immer neuen Schattierungen,<br />
aber es gibt auch launigen Sixties-<br />
Soul in “Happy Families” mit den beiden<br />
S<strong>to</strong>nes-Saxern Bobby Keys und Tim Ries,<br />
und geradlinigen Rock in “Better Roll It”.<br />
Chris Jagger wird bei fünf Songs von der<br />
Sängerin Liz Gilbert ergänzt; Hart hat seinen<br />
besten Moment mit abgeklärtem Fender<br />
Rhodes in “Finders Ain’t Keepers”.<br />
Dies Album ist ein Keeper!<br />
(Latent Talent/Import, 2013,<br />
11/36:32) utw<br />
MILAGRO SAINTS<br />
MIGHTY ROAD SONGS<br />
„A Handfull Of Tunes By Woody Guthrie”<br />
haben die Milagro Saints für MIGHTY<br />
ROAD SONGS ausgewählt, und was ihre<br />
Interpretationen von so vielen anderen unterscheidet,<br />
ist die Art und Weise, wie sie<br />
die Lieder des legendären Songwriters aufbereitet<br />
haben. Denn ebenso wie auf ihrem<br />
hervorragenden 2012er Album CHANCE<br />
& CIRCUMSATANCE (12/49:54) profitiert<br />
ihr Sound von der instrumentalen und<br />
stimmlichen Vielfalt der sechsköpfigen<br />
Band, die ursprünglich in New York gegründet<br />
wurde und jetzt in North Carolina<br />
zu Hause ist. Mit Hammondorgel, Melodica,<br />
Akkordeon, Dobro, Lapsteel, Bass,<br />
Schlagzeug und allen Arten von Gitarren,<br />
dazu noch Flöte, Mandoline, Posaune und<br />
Fiddle (beigesteuert von Produzent Jick<br />
wins-Low) sowie herrliche Gastvocals von<br />
Karen Delahunty präsentieren sie Songs<br />
wie “I Ain’t Got No Home”, “Do-Re-Mi”<br />
und “Pastures Of Plenty” in herrlich vollmundigen<br />
Americana-Versionen.<br />
(Moon Caravan Records/Import,<br />
2013, 6/26:14) us<br />
BOB FRANK<br />
BOB FRANK<br />
Nach über 40 Jahren<br />
weckt Light In<br />
<strong>The</strong> Attic mit BOB<br />
FRANK ein ebenso<br />
herrliches wie unerwartetes<br />
Folkjuwel<br />
aus seinem Dornröschenschlaf.<br />
hl 1972 wurden die zwölf Songs<br />
des amerikanischen Songwriters Bob Frank<br />
erstmals auf einer schon lange nicht mehr<br />
erhältlichen LP (auf Vanguard) veröffentlicht,<br />
neben seinem langjährigen Freund Jim<br />
Dickinson († 2009) sind darauf auch Cracks<br />
wie Charlie McCoy und Eric Weissberg zu<br />
hören. Stilistisch klingt das Album stark<br />
nach Dylan-Songs à la “Girl Of <strong>The</strong> North<br />
Country”, nach End-60er-Johnny-Cash und<br />
Ian Tyson, behält aber immer eine ganz eigene<br />
„Outlaw”-Note. Allererste Sahne auch<br />
das Begleitmaterial, so reicht das knapp<br />
halbstündige Album kaum aus, um in dieser<br />
Zeit das dicke Booklet durchzuackern,<br />
in dem sich neben einem Karriererückblick<br />
von Alec Palao auch Song-by-song-Anmerkungen<br />
von Bob Frank selbst finden.<br />
(Light In <strong>The</strong> Attic/Cargo, 1972,<br />
12/28:25) us<br />
Country & Folk<br />
BRENT MOYER<br />
TENNESSEE TEARS<br />
Mittlerweile auch schon 25 Jahre auf dem<br />
Buckel hat das Schweizer Label Brambus<br />
Records, das sich vornehmlich auf hochwertige<br />
Americana-, Country- und Singer/<br />
Songwriter-Kost konzentriert. Bereits das<br />
sechste Album auf diesem Label liefert nun<br />
Brent Moyer mit TENNESSEE TEARS<br />
ab. Und wie bei seinen bisherigen Werken<br />
dauert es etwas, bis man mit dem zurückgenommenen<br />
Stil des langjährigen Gitarristen<br />
von Lynn Anderson warm wird. Vordergründige<br />
Effekte sind sein Ding nicht,<br />
er überzeugt vielmehr durch aufeinander<br />
abgestimmte Musik und Texte. Er nutzt<br />
die Melodien also hauptsächlich, um dem<br />
Hörer etwas mitzuteilen, setzt dieses Mal<br />
auf einen überschaubaren Einsatz an Instrumenten,<br />
alleine Akustikgitarren, Bass und<br />
etwas Perkussion reichen aus. Mit den Norwegern<br />
Ottar Johansen und Tore Andersen,<br />
dem Honky-Tonkmusiker Joe Sun sowie<br />
der aktuell bekanntesten Schweizer Country-Sängerin<br />
Doris Ackermann harmoniert<br />
er prächtig, auch hier gilt das Prinzip „weniger<br />
ist mehr”, auch hier steht musikalische<br />
Tiefe vor vordergründigen Showeffekten.<br />
(Brambus Records/Rough Trade,<br />
2014, 16/52:02) us<br />
JOHNNY CASH<br />
OUT AMONG THE STARS<br />
Zwischen 1981<br />
und 1984 nahm<br />
Cash die Songs<br />
auf, die unter dubiosen<br />
Umständen<br />
in irgendwelchen<br />
Archiven verschwanden<br />
und in Vergessenheit gerieten.<br />
Es kann nur spekuliert werden, ob Cash mit<br />
den Resultaten unzufrieden war, ob es ihn<br />
ärgerte, dass ihm Billy Sherrill als Produzent<br />
zugeordnet worden war, um kommerziellere<br />
Wege zu gehen Ein Interview mit<br />
Sohn John Carter Cash, der die Veröffentlichung<br />
von OUT AMONG THE STARS 30<br />
Jahre später betreute, klappte leider nicht<br />
mehr rechtzeitig vor Redaktionsschluss.<br />
Jedenfalls klingen die Songs typisch für<br />
Cash, wie man ihn damals kannte: leicht<br />
melancholisch, keineswegs kitschig – eben<br />
so, wie damals Country gespielt wurde. Die<br />
Highlights liefern zwei Duette: “Baby Ride<br />
Easy” mit Gattin June Carter Cash sowie<br />
das flott abgehende “I’m Movin’ On” mit<br />
Waylon Jennings und einer satten twangy<br />
Gitarre. Ebenfalls recht beschwingt kommt<br />
“Baby Ride Easy”. Mit “I Drove Her Out<br />
Of Mind” nahm Cash den Rappern etwas<br />
vorweg: Da sang er über sich selbst in der<br />
dritten Person. Fazit: Das verlorene Album<br />
bietet kaum Überraschungen, weder nach<br />
oben noch nach unten.<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
12/36:05) pro<br />
EMILY BARKER & THE RED<br />
CLAY HALO<br />
DEAR RIVER<br />
Mit DEAR RIVER grüßt die mittlerweile<br />
in England lebende Australierin Emily<br />
Barker ihre Heimatstadt Bridge<strong>to</strong>wn und<br />
damit ihren geliebten Blackwood River.<br />
Wie eng und innig das Verhältnis zu ihrer<br />
Heimat, die sie schon als 19-Jährige verließ,<br />
immer noch ist, das zeigt die emotionale<br />
Tiefe, mit der die Singer/Songwriterin<br />
ihre Lieder ausstattet. Verträumte, anmutige<br />
Melodien, verspielt sonnige Arrangements,<br />
die weniger mit spartanischem<br />
Folk, sondern viel mehr mit vielschichtiger<br />
Großzügigkeit punkten, mit Gill<br />
Sandell (p, acc, fl), Jo Silvers<strong>to</strong>n (b, cello)<br />
und Geigerin Anna Jenkins hat sie schon<br />
seit einiger Zeit die passende Begleitband<br />
gefunden. Neben den elf regulären Tracks<br />
bietet das Mitte März veröffentlichte<br />
DEAR RIVER vier Bonus-Tracks, darunter<br />
mit “Fields Of June” ein klasse Duett<br />
mit UK-Folksänger Frank Turner und das<br />
aus der Fernsehserie „Wallander” bekannte<br />
“Nostalgia”.<br />
(India Records/Rough Trade,<br />
2014, 15/50:29) tk<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53