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Teil ganze Passagen japanischer Folklore in ihre Songs. Und Yuzo Kayama & <strong>The</strong><br />
Launchers kamen dem Image der amerikanischen Vorbilder noch am nächsten.<br />
Die 1964 gegründeten Los Belking’s aus Peru hatten trotz Shadows-Instrumentalrock<br />
heftige Surf-Schlagseite. Silüetler aus der Türkei – sie<br />
spielten 1967 ihr erstes Album ein – offenbarten schon wegen der orientalischen<br />
Anklänge einen sehr eigenwilligen Stil. "Lorke Lorke" (1966) zeigt jedoch, dass<br />
die Gruppe durchaus ernstzunehmenden Instrumental-Surf rf rocken konnte.<br />
Oder Bingo Reyna. Der war als Argentinier ein wahrer Flitzefinger vor allem<br />
auf der Akustischen. Was er schließlich an Double Picking ing in sein als Surf-<br />
Nummer umfunktioniertes "Ghostrider In <strong>The</strong> Sky" (1968) hineinlegte, nlegte<br />
war<br />
atemberaubend. Ohne europäische Bands wäre diese Aufzählung<br />
aber unvollständig. Stellvertretend für die Alte<br />
Welt seien Les Fan<strong>to</strong>mes aus Frankreich genannt: Perfekt<br />
gestylter Surf Rock mit sehr klaren Gitarrenmelodien. Die<br />
Bear-Family-CD SURF IN GERMANY versammelt dagegen en<br />
(mangels Masse mit ungewohnt schmalen 15 Tracks) eher er<br />
Interpreten, die den Fuß nur mal sporadisch ins Wasser<br />
tunken wollten, zum Beispiel Michael Holm, Benny Quick,<br />
Steff, Paul Würges.<br />
Surf Sound verschwand Ende der 60er und in der<br />
ersten Hälfte der 70er fast völlig, spielte bestenfalls<br />
in Klubs eine Rolle – oder auf dem heimischen<br />
Plattenteller. Es gab hier und<br />
da mal ein paar Chartüberfälle,<br />
mit denen zumindest<br />
Erinnerungen an die Surf<br />
<strong>Music</strong> der 60er wachgerufen wurden – wenngleich<br />
das wie von einer Beach-Boys-LP geklaute "Beach<br />
Baby" (1974) von First Class nichts mit Surf Pop oder<br />
Surf Rock zu tun hat. Da waren Magnificent Mercury<br />
Bro<strong>the</strong>rs mit "New Girl In School" (1975) schon etwas<br />
näher dran. Aber auch<br />
sie blieben mit der Nummer ein reines Beach-Boys-<br />
Plagiat.<br />
Dass im Umbruch der Rockmusik mit der New Wave allerdings auch<br />
die ursprüngliche Surf <strong>Music</strong> wieder ihre Berechtigung erhielt, demonstrierten<br />
die finnischen Agents. Die spielten 1979 lupenreinen Instrumental-Surf<br />
ein, wie er 1960 nicht au<strong>the</strong>ntischer hätte klingen können.<br />
"Jätkän Twist" ist brillant. Allerdings sind die Agents dann doch mehr<br />
eine Retroband, die sowohl Swing und <strong>60s</strong>-Instrumental-Rock im Programm<br />
hatte. <strong>The</strong> Barracudas sind mit "Subway Surfin'" (1979) bereits<br />
das, was sich schnell l als Surf Punk etablierte. Oder Lawn-<br />
dale aus Kalifornien. Die 1984 gegründete Band spielt instrumentalen<br />
Surf Rock, der mal in den Punk, Pre-Grunge<br />
oder Alternative tiv abgleitet. Aus Finnland kamen 1987<br />
Laika & <strong>The</strong> Cosmonauts: für Surf-Puristen ein<br />
Traum. Für eine köstliche Fußnote sorgten Tom<br />
Petty's Heartbreakers, die eine Auszeit ihres<br />
Bandchefs nutzten, um als <strong>The</strong> Blue Stingrays<br />
1997<br />
das instrumentale Album SURF-N-<br />
BURN einzuspielen. Zum Niederknien!<br />
Geblieben ist, was einst der Ursprung<br />
war. Vocal-Surf, wie ihn die Beach<br />
Boys oder – um sie ob ihrer Qualität mal er-<br />
wähnt zu haben – die Fantastic Baggys auf<br />
Vinyl bannten, ist Geschichte. Die Surf-Szene<br />
der Gegenwart scheint vor Namen zu<br />
bersten. Und sie alle spielen häufig wahrhaft<br />
begnadeten instrumentalen Surf Rock. Jetpack,<br />
<strong>The</strong> Fathoms, Langhorns, Man Or Astro-Man?,<br />
Husky & <strong>The</strong> Sandmen, <strong>The</strong> Treblemakers Vs <strong>The</strong><br />
Doomsday Device oder <strong>The</strong> Space Cossacks, Aqualads, <strong>The</strong> Tiki Men – die<br />
Qualität all dieser Gruppen ist faszinierend. Und wer sich in einem Anfall<br />
später Nostalgie dem Surf Rock zuwenden möchte, kann gar nicht so alt<br />
werden, wie er müsste, um all die neuen Bands zu entdecken, die weltweit<br />
existieren – und all die his<strong>to</strong>rischen Perlen zu heben, die einmal einer ganzen<br />
Generation den Kopf verdrehten.<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 81