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CD<br />
REVIEWS<br />
KATEY SAGAL<br />
COVERED<br />
Bekannt wurde sie als Ed Bundys Ehefrau<br />
Peggy in der Sitcom „Eine schrecklich<br />
nette Familie”, zurzeit sieht man sie als<br />
weibliche Hauptdarstellerin in der US-Serie<br />
„Sons Of Anarchy”. Dass Katey Sagal<br />
davor schon Background für Tanya Tucker,<br />
Bob Dylan oder Etta James sang und<br />
sogar zwei Alben mit eigener Musik veröffentlicht<br />
hat, wissen nur wenige. Wie gut<br />
sie auch in diesem Metier zurechtkommt,<br />
zeigt ihr neues Album COVERED, für<br />
das sie dieses Mal auf das Schreiben eigener<br />
Titel verzichtet hat. Stattdessen<br />
hat sich die 59-jährige Kalifornierin bei<br />
zahlreichen amerikanischen Kollegen bedient,<br />
so bei Tom Petty (“Free Fallin’”),<br />
Jackson Browne (“For A Dancer”), Steve<br />
Earle (“Goodbye”), Gillian Welch (“Orphan<br />
Girl”), Joni Mitchell (“For Free”)<br />
oder Ron Sexsmith (“Secret Heart”). Wer<br />
bei Cover-Versionen auf radikale Umdeutungen<br />
steht, der kommt hier nicht auf seine<br />
Kosten, vielmehr gelingen Katey Sagal<br />
kleine (und teilweise richtig feine!) Hommagen<br />
an die Originalsongs.<br />
(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 10/41:08) tk<br />
ABBA<br />
WATERLOO (DELUXE EDITION)<br />
Kaum zu glauben,<br />
dass es schon 40<br />
Jahre her ist, dass<br />
Abba mit “Waterloo”<br />
beim Grand<br />
Prix d’Eurovision<br />
in Brigh<strong>to</strong>n abräumten<br />
und damit eine Weltkarriere starteten.<br />
Es liegt auf der Hand, dass Band und<br />
Plattenfirma den Anlass nutzen, um daraus<br />
Kapital zu schlagen und das dazugehörige<br />
Album neu auflegen. Mit reichlich Bonus-<br />
Material, das sich sehen beziehungsweise<br />
hören lassen kann, auch das versteht sich<br />
von selbst. Zugleich wird damit die Abba-<br />
Deluxe-Editions-Serie mit ihrem achten<br />
Teil abgeschlossen (Veröffentlichungstermin<br />
ist der 4. April). Acht Bonus-Tracks<br />
werden geliefert: Die Erfolgsnummer<br />
selbst gibt’s in verschiedenen Versionen:<br />
“Waterloo” auf Schwedisch, Französisch<br />
und Deutsch, dazu einen alternativen Mix<br />
des englischen Originals. Plus den Singleremix<br />
der Nachfolge-45er “Ring Ring”<br />
(UK-Fassung), die Neumischung des<br />
Songs auf der US-Ausgabe von WATER-<br />
LOO, eine spanische Fassung von “Hasta<br />
Manana” und die schwedische Version von<br />
“Honey, Honey”. Des Weiteren wird eine<br />
DVD mitgeliefert mit 13 teilweise unveröffentlichten<br />
TV-Auftritten (u.a. „Musik<br />
aus Studio B”, „Ein Kessel Buntes”,<br />
„Disco”); selbstverständlich kann man<br />
sich auch den Erfolg in Brigh<strong>to</strong>n erneut<br />
zu Gemüte führen (inklusive damaliger<br />
Interviews mit Frida und Manager Stig<br />
Anderson). Das Originalalbum war nicht<br />
unbedingt typisch für das schwedische<br />
Quartett: Selten war die Stilpalette der<br />
Songs derart breit angelegt wie hier. Sie<br />
reichte von purem Pop über Folk-Rock<br />
und ungewohnt Rockiges (der treibende<br />
“King Kong Song”) bis hin zu Karibik-<br />
Anleihen (“Sitting In <strong>The</strong> Palmtree”).<br />
Benny Anderson und Björn Ulvaeus als<br />
musikalische Strippenzieher demonstrierten<br />
durchgängig ihr Gefühl für gehörgängige<br />
Melodien. Insgesamt ein starkes<br />
Pop album, das auch nach 40 Jahren seinen<br />
Hörreiz nicht verloren hat.<br />
(Universal, 19 Songs per Vorabstream,<br />
DVD 14 Tracks)<br />
pro<br />
BOY GEORGE<br />
THIS IS WHAT I DO<br />
Wer Boy Georges<br />
neues Album vorschnell<br />
in die „Schon<br />
wieder ein unnötiges<br />
Comeback”-Schublade<br />
steckt, der<br />
macht einen Fehler.<br />
Denn mit seinen neuen Songs macht der<br />
schillernde Brite den Albumtitel THIS IS<br />
WHAT I DO zum Programm. Ja, er knüpft<br />
ohne Frage an erfolgreiche Zeiten an, in<br />
denen er Anfang der 80er mit seinem Culture<br />
Club mit Hits wie “Do You Really<br />
Want To Hurt Me” oder “Karma Chameleon”<br />
die Charts <strong>to</strong>ppte. Auch gut 30 Jahre<br />
später gelingt es ihm, souligen Pop so clever<br />
mit Reggae-Rhythmen zu unterlegen,<br />
dass man die Melodien schon nach dem<br />
ersten Hören nicht mehr aus den Gehörgängen<br />
bekommt. Dazu hat er mit Richie<br />
Stevens einen Produzenten gefunden, der<br />
seine Songs absolut auf der Höhe der Zeit<br />
anrichtet, aktuell angesagte Elemente aus<br />
Rap, Funk und Disco einbaut. Eine Qualität,<br />
die nicht von ungefähr kommt, ein<br />
Titel (“My God”) entstand zusammen<br />
mit Killing-Joke-Bassist- und Produzent<br />
Youth, einmal (“Death Of Samantha”)<br />
greift er auf eine Vorlage von Yoko Ono<br />
zurück, dazu teilt sich Boy George auf einigen<br />
Tracks die Songwriting-Credits mit<br />
Mikey Craig, seinem alten Kumpel aus<br />
Culture-Club-Zeiten.<br />
(Very Me Records/Rough Trade,<br />
2014, 15/58:23) tk<br />
UNIVERSAL DAUGHTERS<br />
WHY HAST THOU FORSAKEN<br />
ME?<br />
Für dieses Benefizalbum – der Erlös<br />
kommt der italienischen Città della Speranza<br />
zugute, einer gemeinnützigen<br />
Institution, die schwerkranke Kinder<br />
unterstützt – kann Initia<strong>to</strong>r Marco Fasolo<br />
(Frontmann der italienischen Psych-<br />
Popband Jennifer Gentle) mehr als ein<br />
Dutzend hochkarätiger Gäste präsentieren.<br />
Cover-Songs aus den Jahren 1920 bis<br />
1970, Vorlagen von den Bee Gees (“First<br />
Of May”), David Bowie (“Five Years”),<br />
John Lennon (“Mo<strong>the</strong>r”) oder Leon Payne<br />
(“Psycho”), wurden von Künstlern wie<br />
Stan Ridgway (Wall Of Voodoo), Steve<br />
Wynn (Dream Syndicate), Chris Robinson<br />
(<strong>The</strong> Black Crowes), Carla Bozulich, Ed<br />
Harcourt, Lisa Germano und Mick Collins<br />
(<strong>The</strong> Dirtbombs) neu interpretiert; sie versahen<br />
die teilweise recht obskuren Vorlagen<br />
noch mit einer gehörigen Portion eigener<br />
Kreativität. Denn – das hatte Begleitband-<br />
Leader Marco Fasolo zur (Teilnahme-)Bedingung<br />
gemacht – die Beiträge für WHY<br />
HAST THOU FORSAKEN ME? mussten<br />
so außergewöhnlich klingen, dass diese<br />
Songsammlung im Gegensatz zu so vielen<br />
anderen Benefizalben nicht nach einmaligem<br />
Hören ins Regal gestellt wird,<br />
um dort für immer zu verstauben. Somit<br />
ist auch die wilde stilistische Ausrichtung<br />
erklärbar, reicht das Spektrum von swingendem<br />
Vaudeville über klassischen Pop<br />
bis zu irrem Psychedelic.<br />
(Santeria/Rough Trade, 2014, 13/57:23) us<br />
HIGHASAKITE<br />
SILENT TREATMENT<br />
Debütalbum einer interessanten Band aus<br />
Norwegen. Highasakite machen Indie-<br />
Popmusik der eher abenteuerlichen Sorte.<br />
Die Musik ist voller schillernder Kontraste,<br />
prahlt damit aber nicht, kommt oft<br />
auf leisen Sohlen daher – es sei denn, eine<br />
dynamische, bestens organisierte Kombination<br />
aus Syn<strong>the</strong>sizern, Bläsern und Perkussion<br />
gewinnt die Oberhand über den<br />
moderaten Grund<strong>to</strong>n, der in erster Linie<br />
von der markanten Stimme der Sängerin<br />
Ingrid Helene Havik gekennzeichnet ist.<br />
SILENT TREATMENT bietet recht tiefgründigen<br />
Pop mit schön skandinavischmysteriöser<br />
Note. Noch kann die Band<br />
ihre anspruchsvollen Vorstellungen nicht<br />
komplett realisieren, aber der Start ist gelungen.<br />
Beste Tracks: “Leaving No Traces”,<br />
“Hiroshima” und “<strong>The</strong> Man On <strong>The</strong><br />
Ferry”.<br />
(Propeller/Soulfood, 2013, 10/45:04) hjg<br />
CAMOUFLAGE<br />
THE SINGLES<br />
Eine junge deutsche<br />
Band, die sich hinter<br />
Human League,<br />
Ultravox und Depeche<br />
Mode nicht zu<br />
verstecken brauchte:<br />
Mitte der 80er gehörten<br />
Heiko Maile, Marcus Meyn und<br />
Oliver Kreyssig mit ihrer Band Camouflage<br />
zu den Top-Acts der Synthie-Popund<br />
New-Waveszene. Mit Stücken wie<br />
“Love Is A Shield” und “<strong>The</strong> Great Commandment”<br />
(mit dem sie 1989 sogar in die<br />
US-Top-100 einzogen) legten sie Songs<br />
vor, die zwischenzeitlich zu Klassikern geworden<br />
sind. Anlässlich ihres 30-jährigen<br />
Bandjubiläums ist Anfang Februar eine<br />
brandneue Best-Of erschienen, auf der<br />
digital remastert und in chronologischer<br />
Reihenfolge 20 Single-Edits zusammengefasst<br />
wurden. Natürlich beginnt diese Reise<br />
beim 1987 veröffentlichten “<strong>The</strong> Great<br />
Comandment”, führt über die 7”-Version<br />
von “Neighbours” (1988), “Heaven<br />
(I Want You)” (1991) und “Motif Sky”<br />
(2006) bis zu “<strong>The</strong> Pleasure Remains” aus<br />
dem Jahr 2007. Und spätestens im Herbst<br />
dieses Jahres soll dann auch wieder ein<br />
Camouflage-Album mit neuem Material<br />
erscheinen.<br />
(Polydor/Universal, 2014, 20/75:18) tk<br />
Pop<br />
SONNABEND<br />
EINER DIESER TAGE<br />
Zusammen mit Martin Szalay (b, voc),<br />
Philip Ritter (keys, voc) und Claus Schulte<br />
(dr) hat sich Sänger und Gitarrist Klaus<br />
Sonnabend dem deutschsprachigen Soul-<br />
Pop verschrieben. EINER DIESER TAGE<br />
ist ihr Debüt, entstanden aus einer spontanen<br />
Kurz<strong>to</strong>urnee Anfang letzten Jahres,<br />
bei der die vier Musiker schnell merkten,<br />
dass man das hier schlummernde Potenzial<br />
in Taten umsetzen muss. EINER DIESER<br />
TAGE heißt das Ergebnis, bei dem Sonnabend<br />
– wie sie ihre Band benannt haben –<br />
die kleinen Dinge und die großen Gefühle<br />
des Lebens in Worte und Musik gefasst<br />
haben. Souliger Gesang, poppige Arrangements,<br />
dazu noch klasse produziert, das<br />
passt alles. So bleibt als einzige Baustelle<br />
das über Albumlänge gesehen zu brave<br />
Songwriting, bei dem Klaus Sonnabend<br />
das nächste Mal ruhig mehr Mut zu stilistischer<br />
Vielfalt beweisen dürfte ...<br />
(D7/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />
2014, 12/46:06) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
AMERICAN SONGBIRDS<br />
Amerika<br />
hat<br />
schon eine ganze<br />
Reihe talentierter<br />
Singer/Songwriter<br />
hervorgebracht.<br />
Nicht nur männliche,<br />
sondern<br />
auch weibliche, erinnert sei an Joni Mitchell<br />
und Suzanne Vega. Die Kompilation<br />
AMERICAN SONGBIRDS – WOMEN<br />
SINGER/SONGWRITERS FROM THE<br />
NEW WORLD präsentiert vier junge,<br />
entdeckenswerte Künstlerinnen. Allen<br />
gemeinsam ist, dass sie neue Wege gehen<br />
und auch mal das klassische Songformat<br />
verlassen. Die Kanadierin Kyrie Kristmanson<br />
steht mit ihren fragilen, Jazzinspirierten<br />
Songs ganz in der Tradition<br />
ihrer großen Landsfrau Joni Mitchell.<br />
Ruppiger gibt sich Ashia & <strong>The</strong> Bison<br />
Rouge aus Portland, USA; die Lieder der<br />
Sängerin und Cellistin sind von Cabaret,<br />
Klassik und Punk beeinflusst und mit den<br />
kapriziösen Experimenten von Amanda<br />
Palmer zu vergleichen. Sensibler klingen<br />
die Songs der New Yorkerin Rachelle<br />
Garniez. Mit “Jean-Claude Van Damme”<br />
hat sie eine bittersüße Hommage an den<br />
gleichnamigen Actionstar geschrieben.<br />
Bissiger sind die Stücke der aus New Orleans<br />
stammenden Stephanie Nilles. In<br />
“Fuck Off, Grizzly Bear” nimmt sie die<br />
Internetgemeinde aufs Korn. Besonders<br />
schön auch ihre Interpretation des Jazz-<br />
Standards “St. James Infirmary”. Tipp: Im<br />
Viererpack sind die Sängerinnen im März<br />
und April auf Tournee durch Deutschland<br />
und Österreich.<br />
(Jaro, 2014, 12/44:58)<br />
frs<br />
ROSANNE CASH<br />
THE RIVER AND THE THREAD<br />
Mit ihrem letzten und höchst empfehlenswerten<br />
Album THE LIST hat Rosanne<br />
Cash das Erbe des Vaters angenommen,<br />
nicht mehr versucht, sich von ihren Wurzeln<br />
zu lösen, sondern sie akzeptiert und<br />
künstlerisch verarbeitet. Auch auf THE<br />
RIVER & THE THREAD bewegt Cash<br />
sich zwischen Country, Singer/Songwriter<br />
und Folk. Allerdings ist das neue Album<br />
insgesamt gehaltvoller, tiefsinniger<br />
und intimer als der Vorgänger. Zwar relativieren<br />
Songs wie das lockere “Modern<br />
Blue” und eine Countrynummer mit leichten<br />
Fifties-Einschlägen (“50.000 Watts”)<br />
die schwermütige Grundstimmung, was<br />
jedoch nicht den Gesamteindruck nachhaltig<br />
ändert. Ein sehr schönes Album,<br />
das allerdings nicht zu jeder Gemütsverfassung<br />
passt. Doch eines ist klar – Cashs<br />
<strong>to</strong>ller, glasklaren Gesang und die natürli-<br />
Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>