Trödler Erotikmagazine (Vorschau)
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MAGAZIN<br />
AUSSTELLUNGEN<br />
■ Gute Beziehungen<br />
Die Sonderausstellung im Spielzeug<br />
Welten Museum Basel findet im Rahmen<br />
des 150-Jahr-Jubiläums der japanischschweizerischen<br />
diplomatischen Beziehungen<br />
und Freundschaft statt. Erstmals<br />
nachweislich ist Japan in der Schweiz<br />
1522 erwähnt. 1864 schloss die Schweiz<br />
einen der ersten bilateralen Handels- und<br />
Freundschaftsverträge mit Japan. Es entwickelte<br />
sich ein dynamischer wirtschaftlicher<br />
Austausch.<br />
Die Ausstellung wurde mit Leihgaben von<br />
und in Zusammenarbeit mit dem Japanischen<br />
Informations- und Kulturzentrum<br />
der Japanischen Botschaft in Bern und<br />
dem Japanischen Kulturinstitut Köln realisiert.<br />
Die aufwändig angefertigten zeitgenössischen<br />
Puppen stammen aus der<br />
Wanderausstellung „Japans Puppen –<br />
Formen des Gebetes, Verkörperung der<br />
Liebe“ und wurden vom Japanischen Kulturinstitut<br />
Köln zur Verfügung gestellt. Japan<br />
kann auf eine lange und einzigartige<br />
Puppentradition zurückblicken, die bis in<br />
die heutige Zeit lebendig geblieben ist.<br />
Die ausgestellten Puppen in der Tradition<br />
der Vorfahren bestechen durch ihren sanften,<br />
vielfältigen Ausdruck. Dieser soll ermöglichen,<br />
die japanischen Puppen zu<br />
verstehen und schätzen zu lernen.<br />
Die zeitgenössischen Gebrauchs- und<br />
Ziergegenstände aus Keramik sowie die<br />
Lackarbeiten geben einen Einblick in die<br />
Jahrhundert alte japanische Geschichte.<br />
Sie sind von Vielfalt und dem Nebeneinander<br />
uralter Traditionen und moderner<br />
Einflüsse bestimmt. Die Teekeramik zum<br />
Beispiel genießt hohe Anerkennung im<br />
Land der aufgehenden Sonne, was sich<br />
auch an den zum Teil sehr hohen Preisen<br />
Yoshida Takashi, Tamayura, Kokeshi-Puppe;<br />
Spielzeug Welten Museum Basel<br />
für Objekte bekannter Töpfer erkennen<br />
lässt. Man bringt diesem Kunsthandwerk<br />
die gleiche Wertschätzung entgegen wie<br />
der Malerei, denn in Japan wird keine<br />
Kunstrichtung bevorzugt. Die Sammlung<br />
Contemporary Japanese Crafts gehört zu<br />
den Japan Foundation Traveling Exhibitions.<br />
Mit Filmen zur Herstellung von japanischen<br />
Puppen und Keramikgegenständen<br />
erhalten die Besucherinnen und Besucher<br />
einen Einblick in diese einzigartigen<br />
Handwerkskünste. (19.04.-5.10.).<br />
Telefon: 0041/61/2259595<br />
Nakashima Harumi, „Struggling Form“, Keramikobjekt, 1994; Spielzeug Welten Museum Basel<br />
■ Keramische Vielfalt<br />
Die Stadt Meißen ist seit 300 Jahren gemeinhin<br />
bekannt durch ihr Porzellan mit<br />
den blauen Schwertern. Dabei geht leider<br />
völlig unter, dass es seit der Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts für fast 100 Jahre eine bedeutende<br />
keramische Industrie von Weltgeltung<br />
gegeben hat. Um diesen Teil der<br />
keramischen Geschichte ins Bewusstsein<br />
der interessierten Fach- und Laienwelt zu<br />
rücken, soll die Sonderausstellung im Keramik-Museum<br />
Berlin beitragen, zumal in<br />
Meißen selbst zu wenig für die Traditionspflege<br />
in dieser Angelegenheit zu spüren<br />
ist (bis 9. Juni).<br />
Um das Jahr 1850 kamen die beiden Brüder<br />
Carl und Ernst Teichert nacheinander<br />
aus Schlesien nach Meißen. Von Beruf<br />
Töpfer fanden sie hier, wo es bereits wegen<br />
der im Umland vorhandenen Rohstofflager<br />
handwerklich organisierte Betriebe<br />
gab, Lohn und Brot.<br />
Der ältere Bruder Carl heiratete 1854 in eine<br />
Kachelofenwerkstatt ein und produzierte<br />
seit 1857 Ofenkacheln mit dem Patent<br />
von Gottfried Heinrich Melzer (1820-<br />
1867). Diese „Patentkachel" garantierte eine<br />
bisher nicht erreichte rissfreie Oberfläche<br />
der Ofenkacheln. Bis dahin war<br />
temperaturabhängige Rissbildung unvermeidlich.<br />
Damit erreichte Carl Teichert eine<br />
führende Stellung im deutschen Ofenmarkt.<br />
Die Produktion ließ sich so gut an,<br />
dass er 1863 am Neumarkt in Meißen eine<br />
„Thonwaaren- und Ofenfabrik" gründete.<br />
Nach seinem frühen Tod im Jahr 1871 wurde<br />
die Firma in eine Aktiengesellschaft unter<br />
Auszahlung an die Witwe umgewandelt<br />
und firmierte bald unter dem Namen<br />
„Meißner Ofen- und Porzellanfabik AG vormals<br />
Carl Teichert" (= MOP).<br />
Ernst Teichert, bis 1868 bei seinem Bruder<br />
als Werkführer beschäftigt, gründete nun<br />
seinerseits im gleichen Jahr in der auf der<br />
anderen Elbseite gelegenen Gemeinde<br />
Cölln (seit 1901 mit Meißen vereinigt) eine<br />
eigene „Ofen- und Thonwarenfabrik" mit<br />
der gleichen Produktionspalette wie sein<br />
Bruder. Infolge der in dieser Zeit in großem<br />
Umfang erfolgenden Industrialisierung,<br />
verbunden mit einem gewaltigen Bevölkerungswachstum,<br />
war ein spürbarer Bedarf<br />
an preiswerten Kachelöfen gegeben. Sie<br />
brachten Wärme in die Wohnungen und<br />
waren je nach Gestaltung auch ein<br />
Schmuckobjekt. Meißen wurde damit neben<br />
Velten bei Berlin zum weltweit operierenden<br />
Zentrum der Kachelofenindustrie.<br />
Die Gründerzeit in den Jahren nach der<br />
Reichsgründung von 1871 und der Kapitalbedarf<br />
der aufstrebenden Industrie begünstigte<br />
die Bildung von Aktiengesellschaften.<br />
Auch Ernst Teichert wandelte<br />
sein Unternehmen 1872 in die „Sächsische<br />
Ofen- und Chamottewaren-Fabrik<br />
AG vormals Ernst Teichert" um. Er blieb<br />
noch ein Jahr technischer Direktor und bis<br />
zu seinem Tod Mitglied des Aufsichtrates.<br />
1906 firmierte die AG als „Sächsische<br />
Ofen- und Wandplattenwerke AG SO-<br />
MAG" und trennte sich ein paar Jahre später<br />
von dem Zusatz „vormals Ernst Teichert".<br />
Im Gegensatz zur MOP, die seit<br />
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