Trödler Erotikmagazine (Vorschau)
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MODE<br />
111<br />
Sammlerstücke<br />
immer neu geweißt und geglättet. Vor allem<br />
aber war und ist die Aufbewahrung<br />
und Formerhaltung wichtig: Es gibt spezielle<br />
Handschuh-Spanner oder -Dehner,<br />
die, nicht selten kunstvoll aus Elfenbein<br />
oder Silber gearbeitet, die Form der Finger<br />
einzeln wieder herstellen; sie finden sich<br />
manchmal als heute fast unbekanntes Objekt<br />
mit Scharnier im Antiquitätenhandel.<br />
Jüngere Hilfsobjekte sind Kunststoffgerüste<br />
in Handform.<br />
Nutzen & Gebrauch<br />
Während die Handschuhe innerhalb der<br />
Mode immer weniger wichtig geworden<br />
sind, ist in der Herstellung von Schutzkleidung<br />
viel passiert und neu entwickelt worden.<br />
Die Firma „Held" in Sonthofen, die<br />
heute vornehmlich Motorradkleidung herstellt<br />
und importiert, entstand beispielsweise<br />
aus einer traditionellen Handschuhmacherei,<br />
wie sie bis zum Ende der DDR<br />
vor allem im Erzgebirge bestand. Rechtzeitig<br />
erkannten die Besitzer die Zeichen<br />
der Zeit und sprangen auf den Zug, der sie<br />
in Richtung Funktionskleidung brachte. Inzwischen<br />
gibt es Spezialhandschuhe für<br />
alle Branchen, in denen (wie bei Bau- oder<br />
Forst-Arbeit oder in der Industrie) Schutzkleidung<br />
notwendig ist, und Sporthandschuhe<br />
für Golfer, Reiter, Fußball-Torwarte<br />
oder Boxer, ganz nach Bedarf mit Ausschnitten<br />
oder nur zwei Fingern, mit Extra-<br />
Ensemble von 1954 (aus Constanze)<br />
Werbebild von 1954<br />
Moderne junge Frau, 1957<br />
Handschuhe mit feinem Stick-Dekor<br />
Polsterungen oder besonderen Materialien.<br />
Recht neu auf dem Markt sind die<br />
Smartphone- bzw. Touchscreen-Handschuhe:<br />
Um auch im Winter das Bedienen<br />
von Bildschirmtastaturen zu ermöglichen,<br />
sind hier in alle Sorten Handschuhmaterialien<br />
(von Nappaleder oder Kaschmir bis<br />
Fleece) Silberfäden eingewebt oder die<br />
Fingerkuppen haben eine besondere Beschichtung.<br />
So ist die Funktion für die<br />
Handschuhindustrie derart bestimmend<br />
geworden, dass der ästhetische Aspekt<br />
und damit das traditionell Handwerkliche<br />
hintanstehen und der Industrieproduktion<br />
weichen mussten. Lediglich „Roeckl" in<br />
München (gegründet 1839) ist noch eine<br />
bekannte deutsche Mode-Handschuhfirma.<br />
Der Beruf des Handschuhmachers ist<br />
im Aussterben begriffen: Seit 2011 ist er in<br />
Deutschland kein anerkannter Lehrberuf<br />
mehr.<br />
Aus dem Nachlass von Audrey Hepburn,<br />
Stil-Ikone und in ihren Rollen oft mit Handschuhen<br />
zu sehen, wurde 2003 ein Ensemble<br />
aus Krokodilleder bei Sotheby's<br />
zur Auktion gebracht: Die schwarze Handtasche<br />
mit dazu passenden Handschuhen<br />
erzielte einen Preis von 36.000 US-Dollar.<br />
Der berühmte weiße Glitzerhandschuh<br />
von Michael Jackson, den er erstmalig<br />
1983 für den „Moonwalk" trug, ist im November<br />
2009 für 420.000 Dollar an einen<br />
Geschäftsmann aus Hongkong versteigert<br />
worden. Er war Strass-besetzt und hatte<br />
einen Knopf. Bei der Auktion im New Yorker<br />
Hard Rock Café wurden sogar Socken<br />
des „King of Pop" verkauft, denn den<br />
Sammlern geht es dabei meist um den Träger,<br />
nicht um den Tragekomfort oder die<br />
Schönheit des Objekts. Viele Fußball-Torwarte<br />
haben in diesem Wissen schon ihre<br />
Prominenz genutzt, um für einen guten<br />
Zweck zu einigen Hundert Euro ihre Handschuhe<br />
anzubieten, so wie Manuel Neuer<br />
im Dezember 2013. Auch Handschuhe<br />
der Formel 1-Fahrer Michael Schuhmacher<br />
und Sebastian Vettel kamen unter<br />
den Hammer. Besonders beliebt sind derzeit<br />
Boxhandschuhe mit den Unterschriften<br />
der Klitschkos.<br />
Ein eher skurriler Fall ist die Geschichte<br />
der langen schwarzen Latex-Handschuhe<br />
der ehemaligen Fürther Politikerin Gabriele<br />
Pauli (CSU), die sich 2007 für ein Lifestyle-Magazin<br />
fotografieren ließ und damit<br />
für einen Skandal sorgte. Diese Handschuhe<br />
wurden kurz nach dem Foto-Shooting<br />
bei Ebay zugunsten einer Stiftung für<br />
Jugendliche an einen Politiker-Kollegen<br />
versteigert. Sie erregten deshalb so großes<br />
Aufsehen, weil sie einer eindeutig sexuellen<br />
Szenerie zugeordnet wurden – die<br />
sogenannte „BDSM"-Praxis hat als ein Element<br />
die „Herrin”- oder „Domina”-Rolle, zu<br />
deren schwarz-lederner oder Latex-Kostümierung<br />
neben Stiefeln eben auch<br />
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