Trödler Erotikmagazine (Vorschau)
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BLICKPUNKT<br />
25<br />
EMAIL<br />
■ Camille Fauré<br />
Blüten von Rittersporn schmiegen sich anmutig<br />
um den Vasenkörper. In ihrer plastischen<br />
Ausarbeitung vermitteln sie den<br />
Eindruck, als seien sie soeben gepflückt<br />
worden. Hortensien in zarten Farben<br />
scheinen vom Raureif überrascht worden<br />
zu sein. Bögen, Rhomben, stilisierte Blüten<br />
versprühen in leuchtenden Farben den<br />
Geist des Kubismus, während über einer<br />
zarten Winterlandschaft ein riesiger Kranich<br />
sein buntschillerndes Gefieder beim<br />
Sturzflug in Szene setzt. Die emaillierten<br />
Kupfervasen aus der Werkstatt von Camille<br />
Fauré (1874-1956) sind ebenso bestechende<br />
wie rare Kunstwerke. Sie werden<br />
von einer relativ kleinen, über die<br />
ganze Welt verstreuten Sammlergemeinde<br />
geliebt und gesucht. Die einen sind von<br />
den poetischen Darstellungen aus Flora<br />
und Fauna bezaubert, die anderen schätzen<br />
die ausgeklügelte Farbigkeit der geometrischen<br />
Muster.<br />
Das Email oder die Emaille (der Duden<br />
lässt beide Varianten zu) ist ein Kunsthandwerk,<br />
das im Laufe der Jahrhunderte<br />
immer wieder in Vergessenheit geriet, um<br />
dann eine kurze, heftige Blütezeit zu erleben.<br />
Zuletzt geschah das in der Ära des<br />
Art déco, als brillante Farben unter Hochglanz<br />
im Trend lagen. Der Franzose Camille<br />
Fauré hatte offenbar ein seismographisches<br />
Gespür für die Schwingungen<br />
dieser Epoche, als er aus seiner Schilderwerkstatt<br />
in Limoges ein Email-Studio mit<br />
hohem künstlerischem Anspruch machte.<br />
Sein Name steht für erstklassige Qualität.<br />
Dabei hat der gelernte Malermeister selbst<br />
das Kunsthandwerk nie beherrscht. Kein<br />
einziges Stück, das als Signatur seinen<br />
Namen trägt, hat er selbst gefertigt. Camille<br />
Faurés Genialität lag in seiner Fähigkeit,<br />
die besten Fachkräfte an sich zu binden,<br />
in seinem Betrieb eine unbeschwerte,<br />
familiäre Atmosphäre zu schaffen, die<br />
die Kreativität seiner Mitarbeiter beflügelte.<br />
Mit unternehmerischem Weitblick erschloss<br />
er neue Absatzmärkte im Ausland,<br />
präsentierte sein Studio auf den wichtigen<br />
Messen. „Er war ein begnadeter Manager,<br />
der das Talent in anderen Menschen erkannte",<br />
schreibt Alberto Shayo in seinem<br />
Standardwerk über Faurés Werkstatt.<br />
1874 in Périgueux geboren, kam Camille<br />
Fauré-Vase in Balusterform mit kräftig reliefiertem<br />
Dekor aus stilisierten Blumen in Rot, Blau und<br />
Grün, verkauft von Christie’s Amsterdam im Juni<br />
2004 für 1.195 Euro (Foto: © Christie’s Images Limited)<br />
Als wär’s ein Stück von Robert oder Sonia Delaunay:<br />
Fauré-Vase mit kubistischem Dekor (Foto:<br />
Kunsthandlung Ralph Gierhards, Düsseldorf)<br />
Raymond Fauré schon in jungen Jahren<br />
mit seiner Familie nach Limoges in Zentralfrankreich.<br />
Wie sein Vater lernte er das<br />
Malerhandwerk. In seinem ersten Firmenbriefkopf<br />
aus dem Jahre 1904 empfiehlt er<br />
sich als Maler und Glaser, als Dekorateur<br />
für Kirchen und Wohnungen, als Rahmenmacher,<br />
Graveur und Spezialist für Wandbekleidungen.<br />
Zum Hauptgeschäft wurde<br />
aber bald die Produktion von Schildern aller<br />
Art: Werbetafeln, Straßenschilder, aber<br />
auch Grabinschriften ließen das junge Geschäft<br />
des vielseitigen Handwerkers florieren.<br />
Als in den frühen 1920er-Jahren<br />
auch in Frankreich ein konsumfreudiges<br />
Wirtschaftswunder aufblühte, waren stabile<br />
Emailschilder für die Werbung immer<br />
stärker gefragt. Fauré teilte sein Geschäft<br />
in zwei Abteilungen: Zu Anstrich, Dekoration<br />
und Schildermalerei gesellte sich eine<br />
Emailwerkstatt.<br />
Den ausführlichen Artikel „Camille Fauré –<br />
Rare Kunstwerke” (neun Seiten, 25 Abbildungen)<br />
von Regina Voges finden Sie in der aktuellen<br />
Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Sammler Journal”<br />
(ab 28. April im Handel erhältlich)<br />
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