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Trödler Erotikmagazine (Vorschau)

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MAGAZIN<br />

11<br />

1880 auch Porzellan und Zierkeramik<br />

produzierte, blieb die SOMAG ihrer ursprünglichen<br />

Produktionspalette treu mit<br />

der Einschränkung, dass seit 1880 dort<br />

auch Majoliken (Figuren, Vasen, Blumenschalen,<br />

Krüge u.ä.) hergestellt wurden.<br />

Neben diesen beiden Teichert-Firmen trat<br />

1884 durch Ernst Teichert (nach Ablauf eines<br />

zehnjährigen Konkurrenzverbotes) eine<br />

dritte Teichertfirma auf den Plan. Sie<br />

war gegründet als Porzellanfabrik in der<br />

Rechtsform einer GmbH und nahm zwei<br />

Jahre später Ofenkacheln, 1896 glasierte<br />

Wandfliesen und 1910 frostbeständige<br />

baukeramische Erzeugnisse in das Produktionsprogramm<br />

auf. Während in den<br />

beiden älteren Teichertfirmen kein Familienmitglied<br />

mehr eine leitende Tätigkeit inne<br />

hatte, war die „E. Teichert GmbH" bis<br />

zur Übernahme 1923 durch die MOP ein<br />

familiengeführtes Unternehmen.<br />

Die Sonderausstellung zeigt nun einen<br />

Querschnitt von Objekten aus diesen Firmen<br />

und weiteren in Meißen ansässigen<br />

Unternehmen: Ofenkacheln, Wandfliesen,<br />

Kleinplastiken, Schmuckdosen, Vasen,<br />

dekoratives Zwiebelmuster, Werbekeramik<br />

und feuerfestes Kochgeschirr.<br />

In den Teichert-Werken (so genannt seit<br />

1934) waren namhafte Künstler des ausgehenden<br />

Kaiserreiches und der Weimarer<br />

Republik tätig. In der Ausstellung sind<br />

Arbeiten des Keramikers und Malers<br />

Oskar Burkhardt (1882-1960) zu sehen. Er<br />

hatte von 1887 bis 1901 bei Ernst Teichert<br />

gelernt und war ab 1902 dort als Dreher<br />

und Former beschäftigt. Er blieb der Firma<br />

treu und schuf viele Kleinplastiken, davon<br />

hier ausgestellt: Pierrot mit Flöte, der Inder,<br />

drei Zirkusclowns, zwei Buchstützen und<br />

die Dame mit Muff.<br />

In der SOMAG ist seit 1925 der Keramiker<br />

Heinrich Thein (1888-1969) als künstlerischer<br />

Leiter tätig gewesen. Er entwarf<br />

Ofenkacheln, zeichnete die Ofenmodelle<br />

in den Katalogen und gestaltete eine<br />

Buchstütze „Ziehharmonikaspieler“, Entwurf<br />

Oskar Burkhardt, Ernst Teichert GmbH Meißen,<br />

1930er-Jahre, 14,5 cm hoch, Sammlung Karl B. Thomas;<br />

Keramik-Museum Berlin<br />

ganze Reihe von Figuren, die sehr oft aus<br />

dem braunen, ursprünglich von Friedrich<br />

Böttger und von Tschirnhaus gefundenen<br />

Steinzeug gefertigt waren.<br />

Von den gezeigten Schmuckdosen ist kein<br />

namentlicher Entwerfer überliefert. Man<br />

darf aber an-nehmen, dass auch dafür H.<br />

Thein zuständig zeichnete. Die Kunstkeramikabteilung<br />

mit den dort entstandenen<br />

und hier ausgestellten Laufglasurvasen<br />

darf ruhig als Experimentierlabor für die<br />

Glasuren der Ofenkacheln des Hauptgeschäftes<br />

angesehen werden.<br />

Sehr frühe Arbeiten vor der Jahrhundertwende<br />

sind der Tafelaufsatz „Putto in der<br />

Schwanenkutsche" sowie der mit einem<br />

Zinndeckel versehene große Willkomm,<br />

der beim Besuch hochgestellter Persönlichkeiten<br />

symbolisch gereicht wurde.<br />

Die MOP kaufte im Jahr 1929 die „Cölln-<br />

Meißner Ofenfabrik Saxonia" (seit 1888<br />

„Ofenfabrik und Kunstziegelei"). Die Saxonia<br />

stellte Ofenkacheln her, ein Exemplar<br />

Quadratische Schale mit floralem Durchbruch,<br />

Zwiebelmuster rot/gold, Ernst Teichert GmbH,<br />

Cölln-Meißen, 1889-1899 (Pfeilmarke), Sammlung<br />

Karl B. Thomas; Keramik-Museum Berlin<br />

ist ausgestellt. Nach dem Übergang in die<br />

Teichert-Werke (nun aus drei Betrieben<br />

bestehend) wurde die Kachelherstellung<br />

zugunsten von Baukeramik eingestellt. Eine<br />

interessante Facette der Produktion<br />

stellte das zwischen 1906 und Beginn<br />

der 1920er-Jahre hergestellte feuerfeste<br />

Kochgeschirr aus Ton dar, das auch aus<br />

anderen Firmen (z.B. Bunzlau) bekannt ist.<br />

Jede Art von Gefäßen, die in der Küche gebraucht<br />

wurden, kam auf den Markt. Besonders<br />

in der Zeit des Ersten Weltkrieges<br />

mit dem Metallmangel waren diese Haushaltsgeräte<br />

unverzichtbar. In den 1920er-<br />

Jahren ging der Absatz zurück. Damit war<br />

die Produktionseinstellung besiegelt. Zu<br />

Werbezwecken wurden von allen Firmen<br />

eigens hergestellte keramische Gegenstände<br />

(oft Aschenbecher und Visitenkartenschalen)<br />

an Kunden verschenkt, einige<br />

Beispiele sind in der Ausstellung zu sehen.<br />

Bei der Porzellanproduktion stand das<br />

Zwiebelmuster sehr im Vordergrund. In<br />

Konkurrenz zur Staatlichen Manufaktur<br />

wurde das Geschirr in gleicher Manier auf<br />

Werbeaschenbecher der Cölln-Meißner Ofenfabrik<br />

Saxonia, um 1925, Sammlung Karl B. Thomas;<br />

Keramik-Museum Berlin<br />

den Markt gebracht. Weite Teile der Bevölkerung<br />

hatten nun Gelegenheit, das<br />

preiswertere Geschirr zu besitzen. Besonders<br />

reizvoll sind aber die dekorativen<br />

Durchbrucharbeiten (davon sechs Beispiele<br />

ausgestellt), bei denen sich die<br />

„Ernst Teichert GmbH" besonders hervor<br />

tat. Für die Objekte der Teichert-Werke,<br />

besonders für das Zwiebelmuster, hat sich<br />

in Sammlerkreisen und dem Antiquitätenmarkt<br />

der Begriff „Stadt Meißen" oder auch<br />

„Bürgerlich Meißen" im Gegensatz zu<br />

„Schwerter-Meissen" etabliert.<br />

Im Jahr 1929 wurde die Herstellung von<br />

Haushalts- und Zierporzellan eingestellt<br />

und die dafür zuständige Fabrikanlage<br />

stillgelegt. Von nun an verließen nur noch<br />

Kachelöfen, Wandfliesen und Baukeramik<br />

die Werke. In ganz Deutschland gab es<br />

Referenzbauten der E. Teichert GmbH,<br />

von denen heute noch eine Reihe vorhanden<br />

sind. In Berlin zeugt z.B. die Wandverkleidung<br />

des U-Bahnhofes Voltastraße da-<br />

Ofenkachel Sächs. Ofen- und Wandplattenwerke<br />

AG SOMAG, 1930er-Jahre, 22 x 25 cm, Sammlung<br />

Karl B. Thomas; Keramik-Museum Berlin<br />

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