Die Münzen Bernhards Grafen von Anhalt, Herzogs von Sachsen. 2 ...
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Somit war es denn auch keine neue staatsrechtliche Theorie des 16. oder 17. Jahrhunderts,<br />
sondern bloss ein Festhalten am uralten deutschen Verfassungsrecht, wenn noch<br />
im Anfange des dreissigj ährigen Krieges Erasmus <strong>von</strong> Tschernembl, der hervorragendste,<br />
vielfach mit Fürst Christian I. <strong>von</strong> <strong>Anhalt</strong>-Bernburg in Verbindung stehende Wortführer<br />
der protestantischen österreichischen Stände, sich darauf berief, dass die Huldigung an<br />
einen Vertrag zwischen Fürst und Ständen geknüpft sei, dass jener die Bestätigung der<br />
Laudesrechte und Freiheiten<br />
und die Abstellung der vorgekommenen Verletzungen derselben<br />
vorausgehen müsse; erst nachdem ein Revers darüber ertheilt und beschworen sei, finde<br />
die Huldigung statt. ') <strong>Die</strong> ähnlichen Einrichtungen in anderen Ländern bis auf unsere Zeit<br />
herab sind bekannt.<br />
Der Aufnahme und Verwendung des<br />
weifischen Münzbildes des Löwen auf <strong>Münzen</strong> des<br />
neuen anhaltischen <strong>Sachsen</strong>herzogs, wo<strong>von</strong> später ausführlicher die Rede sein wird, liegt wohl<br />
eine allgemeine Idee zu Grunde, aber die Art seiner Darstellung ist, wie eben hier, gewiss<br />
durch Nebengedanken bedingt. Man muss hier beachten, dass der Löwe unter dem Hochsitz<br />
des neuen <strong>Herzogs</strong> liegt, nicht ruhig, nicht als Wächter, nicht als Sinnbild der Treue<br />
dargestellt ist, sondern als zwar gebändigt, doch fast wild umschauend und mit dem Schweif<br />
schlagend. Das halbhundertjährige Ringen zwischen dem weifischen und dem anhaltischen<br />
Hause ist zwar zu Gunsten des letzteren beendigt, aber der stolze Löwe lebt noch.<br />
Höchst interessant ist eine Vergleichung dieser Darstellung des Löwen auf unserem<br />
Bracteaten mit einer andern gleichzeitigen auf einem den Pfalzgrafen Otto <strong>von</strong> Witteisbach,<br />
ernannten Herzog <strong>von</strong> Baiern, darstellenden Halbbracteaten. <strong>Die</strong>ser zeigt: HS. den<br />
thronenden Kaiser, gekrönt, rechts den Reichsapfel, links ein Lilienscepter haltend; hinter<br />
ihm Pfalzgraf Otto mit einem gewaltigen, schirmenden Schwert; RS. Herzog Otto, in spitzer<br />
Sturmhaube und Ringelpanzer, die Scheide des Schwertes an der rechten Seite (!), links<br />
frei einen kleinen, <strong>von</strong> der Innenseite sichtbaren Schild am Handriemen haltend, in der<br />
Rechten ein kurzes Schwert schwingend, vorwärtsstürmend, einen aufgerichteten, nach ihm<br />
sich umwendenden Löwen (mit gesenktem Schweif) vertreibend; im Felde ein Kreuz; die<br />
Umschriften beider Seiten (je zwischen einem inneren Perlenringe und einem äusseren<br />
Kreise) heinahe unleserlich. 2 ) Man hat zwar neuerdings 3 ) in der Figur der RS. dieser<br />
Münze den Herzog Heinrich (den Löwen) mit dem ihn begleitenden Löwen erblieken<br />
wollen, allein die Stellung und Haltung des <strong>Herzogs</strong> ist offenbar die eines Angreifenden<br />
und Verfolgenden, diejenige des Löwen hingegen die eines Verfolgten und Fliehenden.<br />
Da jedoch Herzog Otto das Münzrecht für Baiern anfänglich nur in Gemeinschaft mit dem<br />
Bischof <strong>von</strong> Regensburg ausübte, dürfte diese Münze nicht ihm. sondern einer kaiserlichen<br />
') Gindely: Geschichte des dreißigjährigen Krieges. — Jod. Stolz: Zur Charakteristik des Frhrn. G. Erasmus<br />
v. Tschernenihl, im Archiv f. österreichische Geschichte, 1853, Bd. IN, S. 16!) ff.<br />
2) K. Th. Heigel: <strong>Die</strong> Wittelsbacher, München 1880, 8. B, m. Abb.<br />
")<br />
Ailgem. Zeitung, Augsburg 1880, Heil. 2(0.