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Dynamische Geometrie - Mathematik - Universität des Saarlandes

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14 1 Affine <strong>Geometrie</strong><br />

Genauso wie Euklids erste Definition „Ein Punkt ist, was keine Teile hat.“ beruht<br />

unser Ansatz freilich wie die gesamte aktuelle <strong>Mathematik</strong> auf einem<br />

wenig fundierten Konzept, nämlich dem der Menge (s. dazu z.B. [Hal74]).<br />

Definition 1.1. Eine affine Ebene ist eine Menge, deren Elemente wir Punkte<br />

nennen, zusammen mit einer Menge von Untermengen, sogenannten Geraden, die<br />

den unten stehenden Axiomen A1–A3 genügen. Für einen Punkt P und eine Gerade<br />

l schreiben wir auch P liegt auf l oder l geht durch P für die Eigenschaft P∈l.<br />

A1 Zu je zwei verschiedenen Punkten P, Q gibt es genau eine Gerade, die P und Q<br />

enthält, notiert PQ.<br />

A2 Zu jeder Geraden l und jedem Punkt P, der nicht auf l liegt, gibt es genau eine<br />

Gerade m, auf der P liegt und die keinen Punkt mit l gemeinsam hat.<br />

A3 Es gibt drei Punkte, die nicht auf einer gemeinsamen Geraden liegen.<br />

Mit dieser Definition werden zwei Eigenschaften besonders herausgehoben,<br />

für die wir eigene Begriffe einführen möchten:<br />

Definition 1.2. Eine Menge von Punkten heißt kollinear, falls es eine Gerade gibt,<br />

auf der alle Punkte liegen.<br />

Zwei Geraden heißen parallel, wenn sie entweder identisch sind oder wenn sie<br />

keinen Punkt gemeinsam haben. Notation: l ‖ m. Daher wird Axiome A2 auch<br />

Parallelenaxiom genannt.<br />

Um Beziehungen wie liegt auf und geht durch einheitlicher formulieren zu<br />

können, führen wir einen sehr symmetrischen neuen Begriff ein, der sich,<br />

wie sich später noch herausstellen wird, als sehr nützlich erweisen wird:<br />

Definition 1.3. Gilt für einen Punkt P und eine Gerade g, dass P∈ g, so sagen wir,<br />

P inzidiert mit g und g inzidiert mit P.<br />

Beispiel 1.4 (Die reelle affine Ebene). Die gewöhnliche, aus der euklidischen<br />

<strong>Geometrie</strong> bekannte, EbeneR 2 , erfüllt die Axiome A1–A3 und ist daher<br />

eine affine Ebene, die reelle affine Ebene. Wie üblich verwenden auch wir<br />

Cartesische Koordinaten, wie in der analytischen <strong>Geometrie</strong>, um diese Ebene<br />

darzustellen: Ein Punkt P wird dabei durch ein geordnetes Paar (c, d)∈R 2<br />

repräsentiert und eine Gerade besteht aus allen Punkten (x, y), die eine lineare<br />

Gleichung erfüllen, also y = mx+b oder x = a für gewisse a, b, m ∈ R<br />

(Abb. 1.1). Knapper lässt sich dies, wie aus den Grundvorlesungen bekannt,<br />

folgendermaßen mit Hilfe von Vektoren formulieren:<br />

(( ( )) ( )<br />

x a1 n1<br />

− · = 0,<br />

y)<br />

a 2 n 2<br />

wobei·das Skalarprodukt bezeichnet, a∈R 2 ein Aufpunkt der Geraden und<br />

n∈R 2 der normierte Normalenvektor ist. Wie ebenfalls bekannt sein sollte,<br />

ist dann a·n der Abstand der Geraden vom Ursprung. ⊓⊔<br />

— Version vom: 12. Dezember 2008 —

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