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WIEN<br />

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wäre die soziale Durchmischung gefährdet. E<strong>in</strong> Beispiel: Geförderte<br />

Wohnungen <strong>in</strong> Paris s<strong>in</strong>d sehr schlecht ausgestattet. Gute<br />

50% der Bewohner s<strong>in</strong>d arbeitslos. In Wien haben wir den geförderten<br />

Wohnbau über die ganze Stadt verteilt. Bei uns gibt es<br />

ke<strong>in</strong>e Ghettos, weder für Arme noch für Reiche. Ich b<strong>in</strong> stolz,<br />

dass man <strong>in</strong> Wien anhand der Wohnadresse den sozialen Status<br />

nicht erkennt. Wien hat ke<strong>in</strong>e „guten" und „schlechten" Bezirke.<br />

Die Preise steigen aber kräftig: Wie können etwa Studenten günstig<br />

wohnen?<br />

Die Studentenwohnheime werden von uns gefördert. Das gibt<br />

es auch nur <strong>in</strong> Wien. Insofern s<strong>in</strong>d hier die Preise relativ moderat.<br />

Wenn Studenten länger als 2 Jahre <strong>in</strong> Wien wohnen, können<br />

sie e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>dewohnung beantragen und die Jungwiener-<br />

Aktion nützen. Die Hälfte der Wohnungen, die wir im Jahr bei<br />

Wiener Wohnen vergeben, vergeben wir an junge Wiener unter<br />

30 Jahren.<br />

Im kommenden Jahr werden erstmals rund 2000 „SMART-<br />

Wohnungen“ von der Stadt Wien vergeben. Wer soll diese bekommen<br />

und was ist daran so toll?<br />

Das besondere daran ist, dass nicht nur die Mieten günstiger<br />

s<strong>in</strong>d, sondern auch der Eigenmittelbeitrag, den man im Voraus<br />

bezahlen muss. Der Eigenmittelbeitrag pro m² darf <strong>in</strong> SMART-<br />

Wohnungen 60 Euro nicht überschreiten. Zum Vergleich: Bei<br />

e<strong>in</strong>er geförderten Wohnung s<strong>in</strong>d es im Normalfall zwischen 400<br />

und 500 Euro pro m². Generell werden jene bevorzugt, die e<strong>in</strong>e<br />

Wohnung dr<strong>in</strong>gend brauchen und e<strong>in</strong>en Vormerksche<strong>in</strong> haben.<br />

Ich wurde als K<strong>in</strong>d serbisch-bosnischer Eltern <strong>in</strong> Österreich geboren<br />

und bekam erst mit 18 Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft.<br />

Das war mir immer unverständlich. Jetzt endlich<br />

will auch die SPÖ Wien, dass K<strong>in</strong>der von Zuwanderern automatisch<br />

Österreicher werden. Ist das richtig?<br />

Ich b<strong>in</strong> grundsätzlich der Me<strong>in</strong>ung, dass man Menschen, die<br />

sich zu e<strong>in</strong>em Land bekennen, möglichst bald die Gelegenheit<br />

e<strong>in</strong>räumen soll, die Staatsbürgerschaft zu bekommen.<br />

Am letzten Landesparteitag der Wiener SPÖ wurde e<strong>in</strong> Antrag<br />

angenommen, wonach die K<strong>in</strong>der von Eltern, die zum<strong>in</strong>dest<br />

fünf Jahre <strong>in</strong> Österreich gelebt haben, Staatsbürger werden sollen.<br />

F<strong>in</strong>den Sie das gut?<br />

Es ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Gedankenanstoß, den man jetzt im Detail<br />

diskutieren sollte. Man muss sich genau überlegen, welche Personengruppen<br />

es betrifft und welche Auswirkungen es für das<br />

K<strong>in</strong>d hat. Es gibt viele offene Fragen. Hat das K<strong>in</strong>d automatisch<br />

Anspruch auf beide Staatsbürgerschaften? Oder nur auf die österreichische?<br />

Was bedeutet das für die Eltern? Ist e<strong>in</strong> solcher<br />

Automatismus wirklich zum Vorteil für das K<strong>in</strong>d? Schließlich<br />

ergeben sich mit der Staatsbürgerschaft sowohl Rechte als auch<br />

Pflichten. Und: Es sollten solche Regelungen immer auch für<br />

Zuwanderer <strong>in</strong> Österreich, wie auch für Österreicher <strong>in</strong> anderen<br />

Staaten gelten. Es muss alles geklärt se<strong>in</strong>, bevor so e<strong>in</strong>e Regelung<br />

vom Parlament beschlossen werden könnte.<br />

Wer ist er<br />

Name: Michael Ludwig<br />

Funktion: Wohnbaustadtrat von Wien<br />

Partei: SPÖ<br />

Wurzeln: Floridsdorf

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