05/14 Made in Europe
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WIEN<br />
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wäre die soziale Durchmischung gefährdet. E<strong>in</strong> Beispiel: Geförderte<br />
Wohnungen <strong>in</strong> Paris s<strong>in</strong>d sehr schlecht ausgestattet. Gute<br />
50% der Bewohner s<strong>in</strong>d arbeitslos. In Wien haben wir den geförderten<br />
Wohnbau über die ganze Stadt verteilt. Bei uns gibt es<br />
ke<strong>in</strong>e Ghettos, weder für Arme noch für Reiche. Ich b<strong>in</strong> stolz,<br />
dass man <strong>in</strong> Wien anhand der Wohnadresse den sozialen Status<br />
nicht erkennt. Wien hat ke<strong>in</strong>e „guten" und „schlechten" Bezirke.<br />
Die Preise steigen aber kräftig: Wie können etwa Studenten günstig<br />
wohnen?<br />
Die Studentenwohnheime werden von uns gefördert. Das gibt<br />
es auch nur <strong>in</strong> Wien. Insofern s<strong>in</strong>d hier die Preise relativ moderat.<br />
Wenn Studenten länger als 2 Jahre <strong>in</strong> Wien wohnen, können<br />
sie e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>dewohnung beantragen und die Jungwiener-<br />
Aktion nützen. Die Hälfte der Wohnungen, die wir im Jahr bei<br />
Wiener Wohnen vergeben, vergeben wir an junge Wiener unter<br />
30 Jahren.<br />
Im kommenden Jahr werden erstmals rund 2000 „SMART-<br />
Wohnungen“ von der Stadt Wien vergeben. Wer soll diese bekommen<br />
und was ist daran so toll?<br />
Das besondere daran ist, dass nicht nur die Mieten günstiger<br />
s<strong>in</strong>d, sondern auch der Eigenmittelbeitrag, den man im Voraus<br />
bezahlen muss. Der Eigenmittelbeitrag pro m² darf <strong>in</strong> SMART-<br />
Wohnungen 60 Euro nicht überschreiten. Zum Vergleich: Bei<br />
e<strong>in</strong>er geförderten Wohnung s<strong>in</strong>d es im Normalfall zwischen 400<br />
und 500 Euro pro m². Generell werden jene bevorzugt, die e<strong>in</strong>e<br />
Wohnung dr<strong>in</strong>gend brauchen und e<strong>in</strong>en Vormerksche<strong>in</strong> haben.<br />
Ich wurde als K<strong>in</strong>d serbisch-bosnischer Eltern <strong>in</strong> Österreich geboren<br />
und bekam erst mit 18 Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft.<br />
Das war mir immer unverständlich. Jetzt endlich<br />
will auch die SPÖ Wien, dass K<strong>in</strong>der von Zuwanderern automatisch<br />
Österreicher werden. Ist das richtig?<br />
Ich b<strong>in</strong> grundsätzlich der Me<strong>in</strong>ung, dass man Menschen, die<br />
sich zu e<strong>in</strong>em Land bekennen, möglichst bald die Gelegenheit<br />
e<strong>in</strong>räumen soll, die Staatsbürgerschaft zu bekommen.<br />
Am letzten Landesparteitag der Wiener SPÖ wurde e<strong>in</strong> Antrag<br />
angenommen, wonach die K<strong>in</strong>der von Eltern, die zum<strong>in</strong>dest<br />
fünf Jahre <strong>in</strong> Österreich gelebt haben, Staatsbürger werden sollen.<br />
F<strong>in</strong>den Sie das gut?<br />
Es ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Gedankenanstoß, den man jetzt im Detail<br />
diskutieren sollte. Man muss sich genau überlegen, welche Personengruppen<br />
es betrifft und welche Auswirkungen es für das<br />
K<strong>in</strong>d hat. Es gibt viele offene Fragen. Hat das K<strong>in</strong>d automatisch<br />
Anspruch auf beide Staatsbürgerschaften? Oder nur auf die österreichische?<br />
Was bedeutet das für die Eltern? Ist e<strong>in</strong> solcher<br />
Automatismus wirklich zum Vorteil für das K<strong>in</strong>d? Schließlich<br />
ergeben sich mit der Staatsbürgerschaft sowohl Rechte als auch<br />
Pflichten. Und: Es sollten solche Regelungen immer auch für<br />
Zuwanderer <strong>in</strong> Österreich, wie auch für Österreicher <strong>in</strong> anderen<br />
Staaten gelten. Es muss alles geklärt se<strong>in</strong>, bevor so e<strong>in</strong>e Regelung<br />
vom Parlament beschlossen werden könnte.<br />
Wer ist er<br />
Name: Michael Ludwig<br />
Funktion: Wohnbaustadtrat von Wien<br />
Partei: SPÖ<br />
Wurzeln: Floridsdorf