05/14 Made in Europe
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48 KARRIERE<br />
Ganz schön erfolgreich<br />
Sawsan Chebli ist stellvertretende<br />
Sprecher<strong>in</strong><br />
des Auswertigen Amtes<br />
<strong>in</strong> Deutschland. Die<br />
35-jährige Muslim<strong>in</strong> hat<br />
paläst<strong>in</strong>ensische Eltern, die<br />
<strong>in</strong> den 70ern als Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />
nach Deutschland<br />
gekommen s<strong>in</strong>d. Sie ist die<br />
zweitjüngste von 13 Geschwistern<br />
und studierte <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> Politikwissenschaft.<br />
KARRIERE<br />
&Kohle<br />
Hochlesen statt<br />
hochschlafen. Von<br />
Mar<strong>in</strong>a Delcheva<br />
Me<strong>in</strong>ung:<br />
Die neuen Diener<br />
Das Zuckergate rund um Plachutta – e<strong>in</strong> Kellner hat se<strong>in</strong>e mitgebrachten<br />
Erdbeeren mit Restaurant-Zucker gewürzt und wurde gefeuert<br />
– hat mich wieder an e<strong>in</strong> paar Schikanen aus me<strong>in</strong>en Studentenjobs<br />
er<strong>in</strong>nert. Vor allem <strong>in</strong> der Gastronomie muss man sich von<br />
cholerischen Chefs und übermütigen Kunden Sprüche gefallen lassen,<br />
die man im Namen der Psychohygiene besser vergisst. Ich habe<br />
zwei Sommer lang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Salzburger Fünf-Sterne-Hotel an der<br />
Rezeption gearbeitet. Weil me<strong>in</strong>e offenen Haare „wie e<strong>in</strong> Vogelnest<br />
aussehen“, musste ich sie immer zusammenb<strong>in</strong>den, wenn der Chef<br />
da war. Als wären die pompöse rote Halsmasche und die Blazer-<br />
Pflicht bei 37 Grad nicht Schikane genug. In e<strong>in</strong>em Wiener Bräu,<br />
<strong>in</strong> dem ich neben der Uni gekellnert habe, fragte mich e<strong>in</strong> Gast,<br />
ob ich „auch sexuelle Dienste anbiete“, weil ich so osteuropäisch<br />
aussehe. Und natürlich s<strong>in</strong>d alle Osteuropäer<strong>in</strong>nen Prostituierte!<br />
H<strong>in</strong>zu kommen Grabschattacken von besoffenen Gästen, Gebrüll<br />
von Chefs wegen e<strong>in</strong>es Kaffees oder e<strong>in</strong>er trockenen Semmel auf<br />
Haus und dergleichen. Ke<strong>in</strong>e andere Branche als die Gastronomie<br />
schafft es, dir das Gefühl zu vermitteln, e<strong>in</strong> Mensch zweiter Klasse zu<br />
se<strong>in</strong>. Geldsorgen, Streit mit der Ehefrau, M<strong>in</strong>derwertigkeitskomplexe<br />
– das alles wird oft an Menschen ausgelassen, die dafür bezahlt<br />
werden, zu bedienen. Die neuen Diener quasi. Mich hat das<br />
alles motiviert, so schnell wie möglich me<strong>in</strong> Studium abzuschließen<br />
und aufzuhören, Kunden und Chefs zu „dienen“. Ich bewundere<br />
den Mut des slowakischen Kellners, gegen se<strong>in</strong>en Chef vorzugehen<br />
und se<strong>in</strong>e Rechte e<strong>in</strong>zufordern. Und was mich betrifft, boykottiere<br />
ich jedes Restaurant, Lokal und jeden Betrieb, die se<strong>in</strong>e Arbeiter<br />
unter menschenunwürdigen Bed<strong>in</strong>gungen arbeiten lassen und sie<br />
schikanieren. Die Kauf-Kraft liegt nämlich bei mir, der Kund<strong>in</strong>.<br />
delcheva@dasbiber.at<br />
ZAHL DES MONATS<br />
33.948<br />
nicht-österreichische EU-<br />
Bürger haben sich für die<br />
EU-Wahl am 25. Mai registriert<br />
und dürfen demnach hier wählen.<br />
Das s<strong>in</strong>d nur 8,5 Prozent<br />
der 396.400 EU-Bürger, die <strong>in</strong><br />
Österreich leben.<br />
3 Fragen an Julia Labenz, von der<br />
Personalleas<strong>in</strong>g-Firma Trenkwalder<br />
Wer f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Österreich derzeit am leichtesten<br />
e<strong>in</strong>en Job?<br />
Es werden fachliche Spezialisten <strong>in</strong> allen<br />
Branchen – vom Mechatroniker bis zum<br />
Kranführer – gesucht.<br />
Damit kann<br />
man Geld verdienen?<br />
Die Firma „Pral<strong>in</strong>amo“ verdient ihr<br />
Geld mit persönlichen Pral<strong>in</strong>en.<br />
Sie schreiben auf Kundenwunsch<br />
Botschaften auf Schoko-Pral<strong>in</strong>en und<br />
verschicken diese. Danksagungen,<br />
Liebeserklärungen, Schlussmachen…<br />
alles ist möglich. E<strong>in</strong>fach<br />
auf der Homepage die gewünschte<br />
Message und die Person, die diese<br />
bekommt, e<strong>in</strong>geben. E<strong>in</strong> „Danke“ auf<br />
den handgefertigten Pral<strong>in</strong>en kostet<br />
9,90 Euro. (www.pral<strong>in</strong>amo.com)<br />
Wie wichtig s<strong>in</strong>d Fremdsprachen und Auslandserfahrung<br />
tatsächlich am Arbeitsmarkt?<br />
Natürlich kommt es darauf an <strong>in</strong> welcher Branche man tätig ist,<br />
aber zum<strong>in</strong>dest Englisch ist <strong>in</strong> den meisten Berufen Grundvoraussetzung<br />
– jede weitere Sprache natürlich von Vorteil.<br />
Wer ist derzeit trotz Studienabschluss am schwierigsten zu vermitteln?<br />
E<strong>in</strong>deutig GeisteswissenschaftlerInnen – jedoch auch AbsolventInnen<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Psychologie und Sozialarbeit haben es<br />
zurzeit nicht gerade leicht <strong>in</strong> der Arbeitswelt. Um e<strong>in</strong>iges rosiger<br />
sehen die Berufschancen <strong>in</strong> den Studienfächern Pharmazie, Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong><br />
und Bau<strong>in</strong>genieurwesen aus.<br />
Fotos: Mannibal Hanschke / EPA / picturedesk.com, Petra Spiola, pral<strong>in</strong>amo, Marko Mestrović