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festlegt (wie z.B. Möglichkeiten der Wortstellung, der Flexionssysteme usw.), die zu Beginn<br />

des Spracherwerbs „offen“ sind und je nach Sprachinput unterschiedlich fixiert werden. Mit<br />

einem begrenzten Regelsystem kann das Kind trotzdem eine unendliche Zahl von<br />

sprachlichen Äusserungen verstehen und produzieren. Ein Argument für die nativistische<br />

Position ist die Aussage, dass der sprachliche Input alleine nicht genug ist, damit ein Kind<br />

eine Sprache korrekt erwirbt. Tatsache ist, dass nicht alle Strukturen einer Sprache im Input<br />

vorkommen und der Input auch fehlerhaft sein kann (die Eltern produzieren unkorrekte und<br />

unvollständige Sätze) und trotzdem lernt das Kind die Sprache korrekt. Wenn also der<br />

Spracherwerb auch mit einem begrenzten Input möglich ist, dann muss laut Chomsky das<br />

Kind eine angeborene Prädisposition zum Spracherwerb besitzen. In der Forschung wurde die<br />

nativistische Theorie stark kritisiert, da sich das Modell von Chomsky auf einen / einer<br />

idealen SprecherIn oder HörerIn bezieht und dadurch jede Variation im Sprachgebrauch<br />

unberücksichtigt bleibt. Zudem ist fraglich, ob man die Sprache, die die Erwachsenen mit<br />

dem Kind gebrauchen, als unkorrekt definieren kann. Hier handelt es sich vielmehr um eine<br />

angepasste Sprache (Artikulation ist deutlicher, syntaktische Konstruktionen sind einfacher),<br />

die als Sprachvariante oder kindgerichtete Sprache (Szagun 2006) (baby talk, parental speech,<br />

motherese) angesehen werden sollte (Oksaar 2003: 87).<br />

Piaget (1952), der die Idee vom angeborenen Spracherwerbsmechanismus ablehnt, ist der<br />

Meinung, dass es beim Kind universal gültige Entwicklungsstufen gibt, in denen alle<br />

menschlichen Fähigkeiten entwickelt werden. Auch wenn die Entwicklungsstufen je nach<br />

Individuum etwas früher oder später beginnen können, sind sie aufeinander aufbauend, d.h.<br />

eine Stufe ist für die nächste notwendig. Die Übergänge von einer Stufe in die andere sind<br />

dabei fliessend. Die Umweltreize werden vom Kind aufgenommen und zu Handlungs- und<br />

Denkschemata verarbeitet. Dies geschieht, indem das Kind sie einerseits „assimiliert“ (in das<br />

schon vorhandene Wissen integriert) und andererseits das bereits erworbene Wissenssystem<br />

„akkomodiert“ (anpasst) (Le Pape Racine 2000: 33).<br />

Im Gegensatz zu Piagets Theorieansatz unterstreicht Wygotzki (1974) die Wichtigkeit der<br />

kognitiven Entwicklung. Für ihn handelt es sich um eine soziale Entwicklung, in welcher die<br />

Sprache eine zentrale Rolle spielt. Laut Wygotzki entsteht Wissen zuerst zwischen den<br />

Menschen und erst dann intrapersonal. Hauptbegriff in seiner Theorie ist die Internalisation.<br />

Hier können Kinder mit Hilfe von Erwachsenen (sprachliche) Probleme lösen und die Lösung<br />

internalisieren. Dabei kommen sie auf Lösungen, die sie alleine nicht herausgefunden hätten.<br />

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