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den sprachlichen Mitteln auch neue Denkkategorien und lernt durch die muttersprachliche<br />

Sozialisation, wie man sich kommunikativ verhalten muss. Beim Zweitspracherwerb<br />

hingegen lernen Kinder (und Erwachsene) zusammen mit der neuen Sprache sprachliche<br />

Ausdrucksmöglichkeiten für Bereiche, die gedanklich schon vertraut sind. Grundsätzlich<br />

„[…] kann Zweitspracherwerb nicht in der gleichen Weise wie Erstspracherwerb verlaufen,<br />

weil die Grundlagen und Voraussetzungen für beide zu unterschiedlich sind, u.a. die kognitive<br />

Entwicklung“ (Oksaar 2003: 108). Franceschini (2007: 20) erklärt zudem, dass der<br />

Erstspracherwerb im Vergleich zum Zweitspracherwerb eine existentielle Notwendigkeit ist.<br />

Eine Sprache kann jedoch nur durch Bezugspersonen, soziale Kontakte, gelernt werden; und<br />

dies immer zuerst als gesprochene Sprache. Der Zweitspracherwerb hingegen kann aus den<br />

unterschiedlichsten Gründen stattfinden. Ein Sprecher kann eine Zweitsprache in der Familie<br />

(wenn die Eltern mehrsprachig sind), in der Schule bzw. im alltäglichen Lebensumfeld (wenn<br />

seine Familie in ein neues Land eingewandert ist) oder aus persönlichem Interesse lernen.<br />

Man muss deshalb von einer prinzipiellen Unterscheidung zwischen Erst- und<br />

Zweitspracherwerb ausgehen.<br />

Nachdem der Erst- und Zweitspracherwerb definiert und situiert sind, wird in einem dritten<br />

Unterkapitel der bilinguale Spracherwerb behandelt. Dabei werden zuerst der Begriff<br />

Bilingualismus und dessen Varietäten definiert, um in einem nächsten Schritt auf die<br />

Teilgebiete des bilingualen Spracherwerbs eingehen zu können.<br />

2.1.1. Erstspracherwerb<br />

2.1.1.1. Entwicklung und Teilgebiete<br />

Stern (1924), einer der Pioniere in der Erstspracherwerbsforschung, gibt einen Überblick zu<br />

den verschiedenen Phasen beim Erstspracherwerb. Im ersten Lebensjahr spricht er von der<br />

Preliminary stage. In dieser ersten Phase können die drei Verhaltensweisen babbling,<br />

unintelligible imitation und preliminary understanding beobachtet werden. Ab dem ersten<br />

Lebensjahr bis hin zum Alter von 1;6 2 sieht Stern die erste Periode, First period. Hier erwirbt<br />

das Kind eine kleine Anzahl an Lauten mit speziellen Bedeutungen, welche die Idee eines<br />

ganzen Satzes ausdrücken. Hier gibt es jedoch noch keinen Beweis dafür, dass das Kind die<br />

Grammatik versteht. Die zweite Periode, Second period, dauert von 1;6 bis 2;0. Nun realisiert<br />

das Kind, dass alles einen Namen besitzt. Stern spricht hier von einem subsequent spurt in<br />

word acquisition und questions about the names of things. Wenig später erscheinen dann<br />

2 Hier ist das Alter 1 Jahr und 6 Monate gemeint.<br />

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