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Textstelle (Prüfdokument) S. 24<br />

alles dessen hat der Mensch von Natur die Vernunft und die Hand, die das '<br />

Organ der Organe' ist, weil sich der Mensch durch sie Werkzeuge von<br />

unbegrenzter Mannigfaltigkeit für unbegrenzte Wirkungen 2<br />

herstellen kann."<br />

Herder weist darauf hin, " daß der Mensch den Tieren an Stärke und Sicherheit<br />

des Instinkts weit nachstehe" 3 . Während jedes Tier seine "Sphäre" hat, in die<br />

es von Geburt an gehört und in der es sich mit Hilfe seiner Instinkte<br />

zurechtfindet, ist der Mensch "das verwaiseste Kind der Natur. Nackt und bloß,<br />

schwach und dürftig, schüchtern und unbewaffnet." Der "Charakter seiner<br />

Gattung" bestehe zunächst aus "Lücken und Mängeln". 4<br />

In dieser biologischen<br />

Hilflosigkeit sieht Herder die Voraussetzung zur Weltoffenheit, insofern der<br />

Mensch von seiner physischen Konstitution her "nicht auf Eins" ausgerichtet<br />

ist. " Er hat Sinne für Alles und natürlich also für jedes Einzelne schwächere und<br />

stumpfere Sinne. ... Der Mensch hat keine so einförmige und enge Sphäre, wo<br />

nur eine Arbeit auf ihn warte: eine Welt von Geschäften und Bestimmungen<br />

liegt um ihn." 1<br />

Der Mensch kann "Vernunft, Humanität und menschliche<br />

Lebensweise" lernen, "die kein Tier hat und lernt" 2 . Damit beschreibt Herder<br />

den klaren Zusammenhang zwischen tierischer Instinktsicherheit und<br />

Umweltgebundenheit einerseits und menschlicher Instinktunsicherheit und<br />

Umweltentbundenheit andererseits. 3<br />

Der alte, von der Philosophie ausgehende<br />

Vergleich zwischen Mensch und Tier ist fortgeführt worden in modernen<br />

Einzelwissenschaften,<br />

2) Thomas von Aquin: Summa theologica. Salzburg/Leipzig 1937. S.72 (1.76,5).<br />

3) Herder,Joh.Gottfried von: Über den Ursprung der Sprache. Stuttgart 1965. S. 20.<br />

4) ebd. S. 24.<br />

1) ebd. S.22.<br />

2) Herder, Joh. Gottfried von: Mensch und Geschichte. Leipzig 1935. S.227.<br />

3) Kant weist auf den Zusammenhang von Instinktreduktion und vernunftgeleitetem Handeln hin<br />

in seiner Schrift "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Sicht": Die Natur<br />

hat dem Menschen "Vernunft und darauf sich gründende Freiheit des Willens" gegeben. Der<br />

Mensch soll "nicht durch Instinkt geleitet" werden, sondern alles aus sich selbst<br />

herausbringen" (vgl. Bd. VIII der Akademieausgabe. Berlin 1912. S.19). Nach Gehlen hat die<br />

philosophische Anthropologie seit Herders Gedanken keinen Schritt vorwärts gemacht. Er<br />

greift Herdersche Gedanken auf in seinem Buch: Der Mensch. Seine Natur und seine<br />

Stellung in der Welt. Frankfurt 10 1974. vgl. speziell die Seiten 73-85.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ihrer Hilfe Werkzeuge herzustellen vermag von unbegrenzt vielfältiger Art und<br />

zu unbegrenzt vielfältigen Zwecken." Herder weist schon in seiner "<br />

Abhandlung über den Ursprung der Sprache" (1772) darauf hin. " daß der<br />

Mensch den Tieren an Stärke und Sicherheit des Instinkts weit nachstehe". Von<br />

der Gebundenheit des Tieres an eine spezifische Umwelt, an seine "Sphäre",<br />

seinen "Kreis", wird die Weltoffenheit des Menschen scharf abgehoben. Vgl.<br />

Herders sämtliche Werke,<br />

Das neugeborene Kind "äußert weder Vorstellungen noch Triebe durch Töne,<br />

wie doch jedes Tier in seiner Art; bloß unter Tiere gestellt, ist's also das<br />

verwaisteste Kind der Natur. Nackt und bloß, schwach und dürftig, schüchtern<br />

und unbewaffnet: und was die Summe seines Elends ausmacht, aller<br />

Leiterinnen des Lebens beraubt. Mit einer so zerstreuten, geschwächten<br />

Sinnlichkeit, mit so unbestimmten, schlafenden Fähigkeiten, mit so<br />

her sieht, nur eine negative Bezeichnung: "Der Charakter seiner Gattung"<br />

besteht zunächst aus "Lücken und Mängeln". "Seine Sinne und Organisation<br />

sind nicht auf Eins geschärft: er hat Sinne für Alles und natürlich also für jedes<br />

Einzelne schwächere und stumpfere Sinne. Seine Seelenkräfte sind über die<br />

Welt verbreitet; keine Richtung seiner Vorstellungen auf ein Eins: mithin kein<br />

Kunsttrieb, keine Kunstfertigkeit" (keine Instinkte). Der Mensch hat also<br />

annehmen: Die Empfindsamkeiten, Fähigkeiten undKunsttriebe der Tiere<br />

nehmen an Stärke und Intensität zu im umgekehrten Verhältnisse der Größe und<br />

Mannigfaltigkeit ihres Würkungskreises. Nun aber Der Mensch hat keine so<br />

einförmige und enge Sphäre, wo nur eine Arbeit auf ihn warte: eine Welt von<br />

Geschäften und Bestimmungen liegt um ihn. Seine Sinne und Organisation<br />

sind nicht auf eins geschärft: er hat Sinne für alles und natürlich also für jedes<br />

einzelne schwächere und stumpfere Sinne. Seine<br />

9 Brezinka, Wolfgang: ERZIEHUNG ALS LEBENSHILFE, 8. Aufl., 1971, S. 347<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 83<br />

11 von Herder, Johann Gottfried: Abhandlung über den Ursprung der Sp..., 1772, S.<br />

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