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Eine computersimulierte Theorie des Handelns und der Interaktion ...

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psychologischen <strong>Theorie</strong>n abgeleitet <strong>und</strong> auf den Kontext <strong>des</strong> Dilemmas angewendet (z.B.<br />

Hertel & Fiedler, 1994; Kramer & Brewer, 1984; van Lange, Liebrand & Kuhlman, 1990;<br />

Messick, 1986). Die Beiträge zum vorliegenden Projekt auf zwei <strong>der</strong> International Conferences<br />

on Social Dilemmas (Ernst & Spada, 1992; Ernst, 1995) waren jeweils die einzigen, die<br />

über den Integrationsversuch experimenteller Bef<strong>und</strong>e in ein Handlungsmodell berichteten,<br />

<strong>und</strong> ebenso die einzigen mit <strong>der</strong> lauffähigen Computermodellierung einer solchen <strong>Theorie</strong>.<br />

Im folgenden wird nun auf die Literatur zu den prototypischen Bef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Überlegungen<br />

verwiesen, die Eingang in unsere theoretische Konzeption gef<strong>und</strong>en haben. Sie sind nach<br />

den wichtigsten Konstrukten <strong>der</strong> Modellierung geordnet, dem ökologischen Wissen, das ist das<br />

Wissen um die Ressource, dem sozialen Wissen, das ist das Wissen über die Konkurrenten,<br />

<strong>und</strong> den handlungsleitenden Motiven.<br />

(a) Das ökologische Wissen: Einschlägig sind hier Bef<strong>und</strong>e zum Umgang mit komplexen Systemen<br />

(Dörner, 1989), zur Sichtbarkeit <strong>der</strong> Ressource (z.B. Cass & Edney, 1978) <strong>und</strong> zur<br />

Unsicherheit <strong>des</strong> Wissens <strong>und</strong> <strong>Handelns</strong> (Biel & Gärling, 1993; Vries & Wilke, 1992). Die<br />

relative Wichtigkeit eines validen ökologischen Wissens beim Umgang mit einer Ressource<br />

belegen eigene Vorarbeiten (Spada & Ernst, 1992; Spada, Opwis, Donnen, Schwiersch<br />

& Ernst, 1987).<br />

(b) Das soziale Wissen: Die Bef<strong>und</strong>e, die zur Konzeption <strong>und</strong> Modellierung <strong>der</strong> Prozesse sowohl<br />

bei <strong>der</strong> Absichts- <strong>und</strong> Motivattribution als auch bei <strong>der</strong> Vertrauensbildung herangezogenen<br />

wurden, werden detailliert in Abschnitt 5.2.3 angesprochen (vgl. a. Ernst, 1994). Da<br />

das im Projekt zur Anwendung gekommene Erhebungsparadigma keine freie Kommunikation<br />

vorsieht, wird die Literatur zur Wirkung von Kommunikation auf das Verhalten in sozialen<br />

Dilemmata hier nicht berücksichtigt.<br />

(c) Auf die Wichtigkeit <strong>der</strong> Motive, also relativ überdauern<strong>der</strong> persönlicher Handlungspräferenzen,<br />

weisen Liebrand (1986) <strong>und</strong> eine Vielzahl weiterer Bef<strong>und</strong>e hin. <strong>Eine</strong> drei Motive<br />

umfassende Klassifikation schlagen Messick <strong>und</strong> Mitarbeiter vor (etwa Messick, 1986; Samuelson<br />

& Messick, 1986), wobei die „intelligente Nutzung einer Ressource“ (Ressourcenorientierung)<br />

in Zusammenhang mit einer persönlichen Zeitpräferenz (Loewenstein &<br />

Elster, 1992) gesehen werden kann. Zentral ist <strong>der</strong> Einbezug <strong>der</strong> sozialen Orientierungen,<br />

die die Aufteilung <strong>des</strong> Ertrags innerhalb <strong>der</strong> Gruppe regeln (Deutsch, 1958; Messick &<br />

Thorngate, 1967).<br />

Lösungsvorschläge für ökologisch-soziale Dilemmata (vgl. Messick & Brewer, 1983; s.a. Vlek<br />

& Keren, 1992) beziehen sich<br />

(a) zum einen auf eine direkte Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anreizbedingungen (sog. strukturelle Lösungen);<br />

darunter fallen die Aufteilung <strong>der</strong> Ressource (etwa Cass & Edney, 1978; Messick &<br />

McClelland, 1983), eine Erhöhung <strong>der</strong> Kosten für den Zugang zur Ressource (Wit & Wilke,<br />

1990), die Wahl einer übergeordneten Führungsinstanz (etwa Samuelson & Messick,<br />

1986) sowie die Einführung formeller o<strong>der</strong> informeller gesellschaftlicher Regulationssysteme<br />

(Berkes, 1985).<br />

(b) zum an<strong>der</strong>en auf Ansätze ohne Eingriff in die Anreizbedingungen, so beispielsweise einer<br />

aus <strong>der</strong> Gefangenendilemmastrategie ‘tit-for-tat‘ (Axelrod, 1984) abgeleiteten Warn- o<strong>der</strong><br />

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