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Eine computersimulierte Theorie des Handelns und der Interaktion ...

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5.2.4 Komplementäre Typen <strong>der</strong> Datenrepräsentation<br />

Die Komplexität <strong>des</strong> Gegenstan<strong>des</strong> <strong>und</strong> die anfallende Datenfülle einerseits zusammen mit <strong>der</strong><br />

begrenzten Speicher- <strong>und</strong> Verarbeitungskapazität <strong>des</strong> Menschen (vgl. Kluwe, 1990) an<strong>der</strong>erseits<br />

lassen es bei <strong>der</strong> Konstruktion einer psychologischen <strong>Theorie</strong> <strong>des</strong> <strong>Handelns</strong> plausibel erscheinen,<br />

kognitive Mechanismen massiver Datenaggregation <strong>und</strong> -vereinfachung vorzusehen.<br />

Das kis-Modell verfügt daher über drei komplementäre Typen <strong>der</strong> Datenrepräsentation:<br />

1. Quantitatives Wissen baut direkt auf <strong>der</strong> numerischen Darstellung <strong>der</strong> Domäne auf. Wie im<br />

realen Umgang <strong>des</strong> Menschen mit <strong>der</strong> Umwelt werden Rückmeldungen über den Stand <strong>der</strong><br />

Ressource sowie die Umwelt betreffenden Aktionen in Quantitäten (etwa Tonnen Fisch)<br />

dargestellt. Quantitatives Wissen spielt an den Stellen <strong>des</strong> Modells eine Rolle, an denen es<br />

um die Desambiguierung einer auf einer an<strong>der</strong>en Datenebene nicht entscheidbaren Auswahlsituation<br />

geht.<br />

2. Qualitativ-relationales Wissen (vgl. a. Plötzner et al., 1990) stellt eine Zusammenfassung<br />

zweier Beobachtungen <strong>des</strong> quantitativen Typs zu einem Trend dar. Mit diesem Format kann<br />

ausgesagt werden, ob eine Größe angestiegen, gesunken o<strong>der</strong> ungefähr gleich geblieben ist.<br />

In <strong>der</strong> Klassifikation von White <strong>und</strong> Fre<strong>der</strong>iksen (1990) entspricht dieses Wissen einem<br />

Modell erster Ordnung. Qualitativ-relationales Wissen ist im Modell die Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong><br />

motivbezogenen Bewertung von Entwicklungen in <strong>der</strong> sozialen <strong>und</strong> ökologischen Umgebung.<br />

3. Von einem qualitativen Urteil sprechen wir bei einer Aussage über die Größe einer<br />

Variable, die in einem ausgezeichneten Punkt dieser Variable verankert ist. Wenn beispielsweise<br />

eine Hypothese über den ökologisch optimalen Ressourcenstand vorliegt, so kann <strong>der</strong><br />

tatsächliche Zustand <strong>der</strong> Ressource als zu hoch, zu niedrig o<strong>der</strong> als angemessen bezeichnet<br />

werden. Dieser Datentyp ist verwandt mit dem absoluten Urteil aus <strong>der</strong> Psychophysik (vgl.<br />

Haubensak, 1985). Von diesem Wissenstyp wird in dem hier beschriebenen Modell bei <strong>der</strong><br />

Handlungsfindung kein Gebrauch gemacht; die Komponente <strong>des</strong> ökologischen Wissens<br />

benutzt jedoch implizit qualitative Urteile.<br />

Es bestehen Zusammenhänge zwischen den Typen <strong>der</strong>art, dass qualitativ-relationales Wissen<br />

aus quantitativem Wissen <strong>und</strong> qualitatives Wissen aus quantitativem sowie u.U. qualitativ-relationalem<br />

Wissen hergeleitet werden können, jedoch nicht umgekehrt. Komplementär sind die<br />

Typen <strong>der</strong> Datenrepräsentation insofern, als eine akkurate als auch effizient das Handeln unterstützende<br />

Datenrepräsentation im Idealfall auf allen drei Formen beruht. <strong>Eine</strong> quantitative Repräsentation<br />

ist zwar präzise, jedoch sowohl in bezug auf Speicherung wie Verarbeitung<br />

kognitiv aufwendig. <strong>Eine</strong> qualitativ-relationale Darstellung bedeutet aber bereits demgegenüber<br />

einen deutlichen Informations- <strong>und</strong> Genauigkeitsverlust. Darüber hinaus kann es zu dem<br />

aus <strong>der</strong> qualitativen Physik (vgl. Iwasaki, 1989) <strong>und</strong> <strong>der</strong> mathematisch orientierten kognitiven<br />

Psychologie (An<strong>der</strong>son, 1981) gut bekannten Problem <strong>der</strong> logisch nicht mehr entscheidbaren<br />

Zustände bei <strong>der</strong> Anwendung arithmetischer Operatoren kommen (vgl. die nachfolgende Tabelle).<br />

Man kann sich unterschiedliche Umgangsweisen mit diesem Problem vorstellen. So<br />

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