texte_17_2014_nachhaltiger_konsum
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Nachhaltiger Konsum: Entwicklung eines deutschen Indikatorensatzes als Beitrag zu einer thematischen Erweiterung der deutschen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie<br />
auch eine Analyse der Produktionsketten der nach Deutschland importierten Vorprodukte für<br />
die Herstellung von Konsumgütern in Deutschland. Dies wird im Rahmen des erweiterten<br />
Input-Output-Analysemodells der UGR in einer getrennten Importrechnung durchgeführt (siehe<br />
Abschnitt 4.2). Die Analyse und der Ergebnisnachweis von Umweltbelastungen für diese beiden<br />
Importkategorien ermöglichen so eine vollständige Abschätzung der vom Privaten Konsum<br />
ausgehenden Umweltbelastungen im Ausland 11 .<br />
Neben der erweiterten I/O-Analyse wurde bei den Berechnungen zur Nutzung von Wasser im<br />
Bereich „Ernährung“ und „Bekleidung“ und zur Flächenbelegung von Ernährungsgütern ein<br />
„Footprint-Ansatz“ gewählt. Diese Methode ist durch eine sehr detaillierte Berechnung auf<br />
Produktebene und einen endproduktbezogenen Nachweis von Umweltbelastungen<br />
charakterisiert. Dabei werden die Umweltbelastungen für bestimmte Ausgangsprodukte, z.B.<br />
Agrarrohstoffe, ermittelt und die weiteren Verarbeitungsprozesse in einer Prozesskettenanalyse<br />
berücksichtigt. Bei Ernährungsgütern und bei Bekleidungserzeugnissen eignet sich diese<br />
Methode besonders gut, da hier zum einen umfangreiche detaillierte Ausgangsdaten auf<br />
Produktebene vorliegen und zum anderen die Verarbeitungstiefe der Produkte vergleichsweise<br />
gering ist. Eine komplexe Verarbeitung von Produkten erschwert diese Art der Analyse, da hier<br />
für jedes einzelne Endprodukt die einzelnen vorgelagerten Verarbeitungsstufen betrachtet<br />
werden müssen. Bei der I/O-Analyse werden dagegen ganze Produktgruppen betrachtet.<br />
Die Herstellung von Ernährungsgütern und von Bekleidung erfolgt in einer begrenzten Anzahl<br />
von Prozessstufen. Die Ausrichtung der Analyse in diesen beiden Bereichen auf die Ressourcen<br />
„Wasser“ und „Fläche“ beschränkt die Untersuchung auf wenige Produktionsbereiche. Bei der<br />
Analyse der Wassernutzung in Verbindung mit Ernährungsgütern erfolgt eine Eingrenzung der<br />
betrachteten Bereiche auf die Landwirtschaft und das Ernährungsgewerbe. Bei der<br />
entsprechenden Untersuchung für Bekleidung wurden allein der Anbau von Rohbaumwolle<br />
und die folgenden Verarbeitungsstufen in der Textil- und Bekleidungsindustrie betrachtet. Bei<br />
der Flächenbelegung von Ernährungsgütern bleibt die Analyse auf die Landwirtschaft und das<br />
Ernährungsgewerbe begrenzt.<br />
Bei beiden Footprint-Analysen bleiben also die Umweltbelastungen auf vor- und<br />
nachgelagerten Prozessstufen - in anderen Produktionsbereichen - und die Umweltbelastungen,<br />
die in der Nutzungsphase der Produkte entstehen, außer Betracht 12 . Diese Begrenzung ist in<br />
beiden Fällen zweckmäßig, da die ganz überwiegende Form der Nutzung von Wasser und<br />
Fläche in diesen Produktionsbereichen erfolgt.<br />
Bei der verbrauchsorientierten Betrachtung werden einkommensorientierte Aspekte außer<br />
Betracht gelassen. Die von den privaten Haushalten und den Unternehmen im Inland erzielten<br />
Einkommen beziehen sich auf die gesamte Güterproduktion. Diese umfasst neben der<br />
Konsumgüterherstellung auch die Herstellung von Investitionsgütern (für den<br />
Inlandsverbrauch) und von Exportgütern. Zu deren Herstellung werden ebenfalls Vorprodukte<br />
nach Deutschland importiert. Die Entstehung von Einkommen im Inland ist also eng mit der<br />
Einfuhr dieser Vorprodukte verknüpft. Da importierte Investitionsgüter ebenfalls im<br />
Produktionsprozess eingesetzt werden und damit ebenso Voraussetzung für die<br />
Einkommensentstehung im Inland sind, werden bei einer einkommensorientierten Sichtweise<br />
sämtliche mit den Importen zusammenhängenden Umweltbelastungen den inländischen<br />
Haushalten und Unternehmen zugerechnet. Daher ist neben der engeren Betrachtung der mit<br />
11 Mit dieser getrennten Importrechnung kann eine vollständige Bilanzierung der Herstellung von Exportgütern<br />
vorgenommen werden. Bei dieser Produktion werden in hohem Maße importierte Vorprodukte eingesetzt (siehe<br />
Abschnitt 3.2). Die damit verbundenen Umweltbelastungen sind aus der Verbrauchssicht nicht dem Inland,<br />
sondern den ausländischen Nachfragern zuzurechnen.<br />
12 Bei der Berechnung der indirekten Energie und der indirekten CO 2 -Emissionen von Ernährungsgütern werden<br />
diese Belastungen auf vorgelagerten Stufen jedoch im Rahmen der I/O-Analyse berücksichtigt.<br />
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