Nebelhorn Februar 2009 - Rechtswissenschaftliche Fakultät
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<strong>Nebelhorn</strong> <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong><br />
Die Habilitation hat sich mit der Frage beschäftigt, wie es zur<br />
jetzigen internationalen Strafgerichtsbarkeit gekommen ist. Zu<br />
diesem Zweck bin ich ziemlich weit in die Geschichte zurückgegangen<br />
und habe gefragt, wovon es abhing, dass sich diese<br />
Idee, auch politisch Mächtige dem Strafrecht zu unterwerfen,<br />
tatsächlich durchgesetzt hat. Das ist ja erst im 20. Jahrhundert<br />
passiert. Warum nicht schon im 16. oder im 14. Jahrhundert?<br />
Ich habe aus einer kriminologischen Perspektive den Prozess<br />
dieser Normenherausbildung beobachtet. Das ist ein Teil der<br />
Arbeit. Und ein zweiter wichtiger Teil bestand darin, dass ich<br />
für die Kriminologie gefragt habe, was sie denn an Gesichtspunkten<br />
beizutragen hat, die für oder gegen solche internationalen<br />
Strafgerichte sprechen. Da habe ich zum Beispiel viktimologische<br />
Gesichtspunkte erörtert, die, so meine ich, auf der<br />
Ebene der internationalen Justiz eine große Rolle spielen. Ein<br />
weiterer Gesichtspunkt war die Relativierung der strafrechtsdogmatischen<br />
Bedenken, dass in diesen Ketten aus Befehl und<br />
Gehorsam eine Art Befehlsnotstand entsteht bzw. keine Handlungsfreiheit<br />
übrig bleibt. Aus einer sozialwissenschaftlichen<br />
Sicht lassen sich, auch mit Blick auf die NS-Kriegsverbrecherprozesse,<br />
diese Bedenken weitgehend zerstreuen.<br />
<strong>Nebelhorn</strong>:<br />
Nun sind Sie ja Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht und Kriminologie.<br />
Die Situation der Strafrechtslehre ist auf Grund der<br />
schwachen Personaldecke im Moment äußerst angespannt. Die<br />
Arbeitsbelastung der einzelnen Lehrenden ist äußerst groß und<br />
beeinflusst sicher auch die Möglichkeit zur Forschung. Wie sehen<br />
Sie die aktuelle Situation und welche Veränderungen halten<br />
Sie für notwendig?<br />
Professor Neubacher: Ja, in der Tat nehmen Lehre und Prüfung im Strafrecht sehr<br />
großen Raum ein. Und da wünsche ich mir schon ein bisschen<br />
mehr Raum für Forschung, das ist richtig. Es wäre schön,<br />
wenn sich die personelle Unterbesetzung der strafrechtlichen<br />
Säule beheben ließe. Derzeit werden mit der Hochschule Gespräche<br />
über Möglichkeiten der Verbesserung geführt. Da kann<br />
man im Augenblick gar nicht viel mehr zu sagen, weil diese<br />
Gespräche in vollem Gange sind. Aber Verbesserungen wären<br />
schön, nicht nur für mich, sondern für alle im Strafrecht.<br />
<strong>Nebelhorn</strong>:<br />
…auch für die Studierenden!<br />
Professor Neubacher: Ja, denke ich auch!<br />
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