AnwBl_2013-04_Umschlag 1..4 - Österreichischer ...
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Recht kurz und bündig<br />
Diese Ausgabe von<br />
„Recht kurz & bündig“<br />
entstand unter<br />
Mitwirkung von<br />
RA Dr. Manfred<br />
Ainedter,<br />
RA Mag. Franz Galla und<br />
RA Dr. Ullrich Saurer<br />
" § 19 FBG; § 26 AußStrG:<br />
Geschäftsunfähigkeit des Stifters? – Unterbrechung im<br />
Firmenbuchverfahren<br />
1. Wird das Firmenbuchverfahren zur Eintragung einer<br />
Änderung der Stiftungszusatzurkunde wegen eines<br />
parallel anhängigen Streitverfahrens zur Feststellung<br />
der Unwirksamkeit dieser Änderung wegen Geschäftsunfähigkeit<br />
des Stifters unterbrochen, dürfen<br />
nur dringende Verfahrenshandlungen vorgenommen<br />
werden.<br />
2. Dringend geboten ist eine Verfahrenshandlung,<br />
wenn sie im Zivilprozess Gegenstand eines selbständigen<br />
Beweissicherungsverfahrens sein kann. Darüber<br />
hinaus darf das Gericht im unterbrochenen<br />
Verfahren einstweilige Verfügungen erlassen.<br />
3. Wird ein wegen eines präjudiziellen Vorverfahrens<br />
unterbrochenes Verfahren außer Streitsachen<br />
unzulässigerweise fortgeführt und machen die Parteien<br />
des Verfahrens diesen Umstand geltend, so<br />
führt dies zur Aufhebung der getroffenen Entscheidungen.<br />
Die Fortsetzung des unterbrochenen Verfahrens<br />
hat „mit Beschluss“ zu geschehen.<br />
OGH 15. 10. 2012, 6 Ob 62/12 d RdW 2012/755 =<br />
wbl <strong>2013</strong>/16 = ZFS 2012, 194 (Hager).<br />
" §§ 81 ff EheG; § 382 Z 8 lit c Fall 2 EO:<br />
Privatstiftung: Vermögenseinbringung durch den Ehegatten<br />
1. Ein unwiderrufliches Schenkungsangebot des<br />
Stifters an die Stiftung rechtfertigt ein Belastungs-<br />
und Veräußerungsverbot, wenn gerade ein<br />
eherechtliches Aufteilungsverfahren anhängig ist.<br />
2. Entscheidend dafür, ob eine Liegenschaft zum<br />
Unternehmen des Stifters gehört und damit vom<br />
Aufteilungsverfahren ausgenommen ist, ist die Widmung<br />
des Eigentümers zu Zwecken des Unternehmens.<br />
OGH 22. 6. 2012, 1 Ob 80/12 i GesRZ 2012, 360<br />
(Csoklich) = JusGuide 2012/37/10341 f, 10354 =<br />
PSR 2012/36 (Rassi) = ZFS 2012, 196.<br />
" § 67 IO; § 99 AktG:<br />
Beseitigung einer rechnerischen Überschuldung<br />
1. Verbindlichkeiten aus Eigenkapital ersetzenden<br />
Gesellschafterleistungen sind bei der Prüfung,<br />
ob rechnerische Überschuldung (iSd Insolvenzrechts)<br />
vorliegt, dann nicht zu berücksichtigen,<br />
wenn der Gläubiger erklärt, dass er Befriedigung<br />
erst nach Beseitigung eines negativen<br />
Eigenkapitals (§ 225 Abs 1 UGB) oder im Fall der<br />
Liquidation nach Befriedigung aller Gläubiger begehrt<br />
und dass wegen dieser Verbindlichkeiten kein<br />
Insolvenzverfahren eröffnet zu werden braucht.<br />
2. An die exakte Formulierung der Rangrücktrittserklärung<br />
sollten keine zu strengen Maßstäbe angelegt<br />
werden.<br />
3. Auch schon nach der Rechtslage vor dem Gesellschafts-<br />
und Insolvenzrechtsänderungsgesetz<br />
2003 (GIRÄG 2003) durfte davon ausgegangen werden,<br />
dass Eigenkapital ersetzende Gesellschafterleistungen<br />
bei der Prüfung rechnerischer Überschuldung<br />
nicht zu berücksichtigen sind, wenn eine entsprechende<br />
Rangrücktrittserklärung vorlag. Dies gilt<br />
auch für AR-Mitglieder unter Heranziehung des<br />
strengen Sorgfaltsmaßstabs des § 99 AktG.<br />
OGH 30. 4. 2012, 9 Ob 58/11 m GES 2012, 339 =<br />
GesRZ 2012, 308 (Kalss) = ÖBA 2012/1858 = RdW<br />
2012/636 = RWZ 2012/52 = wbl 2012/249 = ZIK<br />
2012/216.<br />
" § 1 UGB; § 1 KSchG:<br />
Gemeinnützige Vereine: Unternehmereigenschaft<br />
1. Entfaltet ein ideeller Verein wirtschaftlich relevante<br />
Tätigkeiten und ist er hierfür dauerhaft organisatorisch<br />
eingerichtet, kann er als Unternehmer<br />
iSd § 1 UGB auftreten und Unternehmer iSd<br />
KSchG sein.<br />
2. Die Unterordnung der unternehmerischen Tätigkeit<br />
unter den Vereinszweck schadet dabei nicht.<br />
3. Zur Feststellung der Unternehmereigenschaft ist<br />
die tatsächliche Vereinstätigkeit zu prüfen. Demgegenüber<br />
ist die Größe des Markts nicht von Bedeutung.<br />
OGH 18. 4. 2012, 3 Ob 34/12 i ecolex <strong>2013</strong>/19 (LS)<br />
= GES 2012, 341 = immolex-LS 2012/50 = JusGuide<br />
2012/21/10019 f, 10026.<br />
" § 281 Abs 1 Z 5 StPO (§ 281 Abs 1 Z 5 a, 9 und 10<br />
StPO):<br />
Gegenstand von Mängel- und Tatsachenrüge = EvBl<br />
<strong>2013</strong>/6<br />
Urteilsfeststellungen sind nur dann mit Mängel-<br />
(Z 5) oder Tatsachenrüge (Z 5 a) anfechtbar, wenn<br />
sie entscheidende Tatsachen zum Gegenstand haben,<br />
wenn also die Feststellung des Vorliegens oder<br />
Nichtvorliegens einer Tatsache in den Entscheidungsgründen<br />
entweder die rechtliche Entscheidung<br />
über Schuld- oder Freispruch oder – im Fall gerichtlicher<br />
Strafbarkeit – darüber beeinflusst, welche<br />
strafbaren Handlungen begründet werden.<br />
OGH 2. 10. 2012, 17 Os 5/12 g (LG Eisenstadt 9 Hv<br />
12/11 p).<br />
" § 127 StGB (§ 166 StGB):<br />
Geldabhebung von Bankomat geschieht nicht „im Familienkreis“<br />
= EvBl <strong>2013</strong>/7<br />
§ 166 Abs 1 StGB setzt voraus, dass der Täter eine<br />
der aufgezählten strafbaren Handlungen gegen<br />
fremdes Vermögen „zum Nachteil“ eines der dort<br />
genannten Angehörigen begeht. Der Angehörige<br />
muss Rechtsgutträger und in dieser Eigenschaft betroffen<br />
sein. Eine allfällige (Schaden-)Ersatzpflicht<br />
des Angehörigen gegenüber dem (primär) geschädig-<br />
188<br />
Österreichisches Anwaltsblatt <strong>2013</strong>/<strong>04</strong>