Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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geeigneten Rechtsform. Wichtig sind schließlich Zusammenhalt und Politisierungsgrad bei den betroffenen<br />
Arbeitnehmern selbst und die Frage, ob bereits in „guten Zeiten“ in der Belegschaft eine Diskussion<br />
zu Fragen von Beteiligung und Selbstverwaltung geführt wurde.<br />
Drei oft erwähnte, klassische Beispiele von Belegschaftsinitiativen der Nachkriegszeit sind Lucas Aerospace/England<br />
, die Uhrenfabrik LIP/Frankreich und Glashütte Süssmuth/ Deutschland.<br />
Lucas Aerospace war in den 1970er Jahren eine Tochter von Lucas Industries, „einer riesigen multinationalen<br />
Organisation (Hauptsitz England) mit weitgespannten Interessen vor allem im Automobil-, Luftfahrt-<br />
und industriellen Bereich“ (Löw-Beer, <strong>Peter</strong>. „Industrie und Glück, der Alternativplan von Lucas Aerospace“,<br />
Wagenbach 1981, S. 37). Mitte der 1970er Jahre beschließt das Unternehmen ein gewaltiges<br />
Rationalisierungsprogramm. Die Beschäftigten von Lucas Aerospace reagieren proaktiv unter ihrem Ideengeber,<br />
dem Techniker, Forscher und Gewerkschafter Mike Cooley. Sie gründen einen basisdemokratischen<br />
Rat aus Vertrauensleuten, der Vertreter aller 17 Fertigungsstätten von Lucas Aerospace und aller<br />
13 beteiligten Gewerkschaften umfasst, das sog. „combine“. Darauf aufbauend entwickelt das combine<br />
einen alternativen Unternehmensplan (Alternative Corporate Plan). Dazu wurde die gesamte Belegschaft<br />
nach neuen Produktideen befragt. 150 ökologisch und sozial sinnvolle Produktideen, einschließlich technischer<br />
Spezifizierung und Marktchancen für ein breites Anwendungsspektrum, wurden entwickelt. Der<br />
Plan wurde zum Symbol für die Kapazität und den Willen einer Belegschaft, selbst die Unternehmenspolitik<br />
und -ziele zu bestimmen.<br />
Die Uhrenfabrik LIP im französischen Besançon machte Anfang der 1970er Jahre die Idee der Arbeiterselbstverwaltung<br />
„l‘autogestion“ mit dem Slogan „wir produzieren es, wir verkaufen es, wir bezahlen uns<br />
selbst“ international bekannt. Zwölfhundert Arbeiter reagierten auf Restrukturierungspläne der Unternehmer<br />
mit Betriebsbesetzungen, Demonstrationen, der Gefangennahme zweier Verwaltungsbeamter und<br />
eines Arbeitsdirektors, sowie der Inbesitznahme und dem Verbergen von 65.000 Uhren. Die Aktionen<br />
mündeten in den Beschluss, den Betrieb selbst zu führen. Zwei Filme wurden zu diesem Erlebnis der<br />
Arbeiterselbstverwaltung gedreht.<br />
Die Glashütte Süssmuth wurde 1970 von den Beschäftigten übernommen, um eine drohende Insolvenz<br />
abzuwenden. „Der Inhaberwechsel erfolgte in Form einer Mitarbeitergesellschaft, die anfangs auf einem<br />
eingetragenen Verein und später auf Basis der gemeinnützigen Süssmuth-Mitarbeiter-<strong>Stiftung</strong> basierte“<br />
(KNi Papers 02/10, S. 78).<br />
„Von 1969 bis 1986 gab es in der Bundesrepublik 34 Betriebsübernahmeversuche, wobei der Schwerpunkt<br />
eindeutig Anfang der 80er Jahre lag“ (Bierbaum, Heinz, Riege, Marlo. „Selbsthilfe, Genossenschaften,<br />
Vergesellschaftung“, VSA 1989, S. 44).<br />
Für Deutschland hat das Klaus Novy Institut Bonn (KNi), benannt nach dem Genossenschaftsexperten<br />
und -aktivisten Professor Klaus Novy, im Auftrag der Hans Böckler <strong>Stiftung</strong> im Jahr 2010 eine Studie<br />
durchgeführt. Darin wird eine aktuelle Bestandsaufnahme zu Betriebsübernahmen durch Belegschaften<br />
versucht. Verschiedenste Unternehmensbeispiele aus dem Deutschland der Nachkriegszeit werden<br />
angesprochen, bei denen es zu Belegschaftsinitiativen mit dem Ziel von Beteiligung bis zur Übernahme<br />
gekommen ist. Sechs Betriebe aus den 1980er Jahren oder später werden ausführlich analysiert. „Empirische<br />
Basis der Untersuchung sind diejenigen Betriebe, die eine Belegschaftsübernahme anstrebten, bei<br />
der die Belegschaft das Unternehmen selbstverwaltet weiterführt oder mit strukturellen Einflussmöglichkeiten<br />
beteiligt wird“ (Klemisch/Sack/Ehrsam, KNi Papers 02/10, S. 8).<br />
Es sind die Betriebe AN Maschinenbau/Siemens Windpower in Bremen (1983 bis heute), Mönninghoff<br />
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