Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KAPITEL 3<br />
NEUE WIRTSCHAFTSDEMOKRATIE IM SAARLAND<br />
DREI VORSCHLÄGE<br />
3.1 PROGRAMMSCHWERPUNKT „WIRTSCHAFTSETHIK UND WIRTSCHAFTSDEMOKRATIE“<br />
BEI DER HTW SAARBRÜCKEN<br />
Eine Hochschule mit dem Titel „University of applied science“ macht beides: (Grundlagen)Forschung<br />
und „outreach to the community“. „Community“ bezeichnet kein enges, sondern ein umfassendes Konzept.<br />
Verschiedenste Gruppen machen die „community“ aus. Dazu zählen nicht nur wirtschaftlich starke<br />
Gruppen wie Industrie und Unternehmen, welche die Absolventen der Hochschule einmal beschäftigen<br />
werden und in der Lage sind, die „mission“ der Hochschule finanziell zu unterstützen. Auch Arbeitnehmerinteressen<br />
und -sichtweisen sollten sich im Lehrplanangebot der Hochschule widerspiegeln.<br />
Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Saarbrücken<br />
könnte für den Studiengang Betriebswirtschaftslehre einen Programmschwerpunkt „Wirtschaftsethik<br />
und Wirtschaftsdemokratie“ entwickeln. Dieses Angebot aus zunächst ein bis zwei Kursen sollte über<br />
das konventionelle Verständnis von Wirtschaftsethik hinausgehen: Diskussion von Unternehmens- und<br />
Führungsethik, Managerhaftung und -gehältern, „leadership“, Sozialpartnerschaft, Regularien zur Ausmerzung<br />
von Systemfehlern – eine Perspektive, welche sich oft an zukünftige Manager richtet.<br />
Stattdessen ließen sich die Lehrinhalte auf Themen wie Belegschaftsbetriebe, Gemeinwirtschaft, Arbeitnehmerbeteiligung,<br />
Genossenschaften, Solidar- und Sozialökonomie in Theorie, Programmatik der<br />
Parteien und Verbände und Praxis, in Deutschland und international, ausweiten. Gerade der europäische<br />
Bezug verdient Beachtung, da hier zunehmend finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen<br />
werden.<br />
Dieser Programmschwerpunkt könnte sogar zu einem „Center of Social and Economic Democracy“<br />
(Zentrum für soziale und wirtschaftliche Demokratie) weiterentwickelt werden. Komplementierend zu<br />
den Wirtschaftsethik-Kursen könnte das „Center“ Veranstaltungen, Symposien, Gastvorträge oder Foren<br />
anbieten, die Experten, Studenten und Arbeitnehmern Teilnahmechancen eröffnen. Die Webseite der<br />
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bietet dem „Center“ auch visuell einen Raum, welcher quasi als<br />
„repository“ (Quelle) und Ausweis nach außen die Geschichte der Aktivitäten des „Center“ auflisten und<br />
ständig erweitern könnte.<br />
Das „Center“ könnte sich zudem an internationaler Vernetzungsarbeit zu Fragen der Arbeiterkontrolle<br />
beteiligen. Beispielsweise an der neuen Webseite „workerscontrol.net,“, die als virtuelle und offene<br />
Bibliothek in Deutsch, Englisch und Spanisch Dokumente und Aufsätze über Arbeiterkontrolle und<br />
-selbstverwaltung präsentiert. Was spricht dagegen anzubieten, einen eingegrenzten Themenbereich der<br />
Webseite zu übernehmen, hier „best practices“ zu sammeln und damit beizutragen, Gegenhegemonie<br />
aufzubauen?<br />
Bezogen auf das Saarland wäre eine systematische Untersuchung notwendig, was in anderen Bundesländern<br />
an Programmen zur Förderung örtlicher Beschäftigungs- und Beteiligungsinitiativen existiert und<br />
was man davon lernen kann. Ein weiterer Untersuchungsgegenstand ist die Aufarbeitung und Vertiefung<br />
der im Zusammenhang mit Halberg Guss von Parteien und Gewerkschaften gemachten Vorschläge zu<br />
33