Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Hattingen (1984), Union Werkzeugmaschinen Chemnitz (1996-2009), Aluminiumwerk Unna AG (seit<br />
1999), Flachglas Wernberg GmbH (seit 1999) und Bike Systems/Strike-Bike Nordhausen (seit 2007)<br />
(KNi Papers 02/10, S. 3). Die Studie attestiert die Vielzahl und Unterschiedlichkeit von Belegschaftsbeteiligung.<br />
Und man kann sie als Mutmacher verstehen. „Von Seiten der Belegschaften steht auch heute an erster<br />
Stelle das Ziel des Arbeitsplatzerhalts. Nur in Einzelfällen spielen Selbstverwaltung und interne Partizipation<br />
eine wichtige Rolle. Für die meisten Mitarbeiter ist das Interesse, dass ein Investor ein von der<br />
Schließung bedrohtes Unternehmen übernimmt, vorrangig. Erst wenn diese Möglichkeit wegfällt und die<br />
Arbeitslosigkeit die letzte Alternative ist, entsteht die Bereitschaft über eine Übernahme nachzudenken.<br />
...Mit der Weiterführung eines Betriebs z.B. durch eine Besetzung, ändert sich diese Einstellung. Durch<br />
die Erfahrung, in der Lage zu sein, einen Betrieb ohne die bisherige Geschäftsführung oder das Management<br />
zu führen, entwickelt sich bei den Beschäftigten ein entsprechendes Selbstbewusstsein. …Die<br />
Partizipation wird als eigener Wert erkannt“ (KNi Papers 02/10, S. 56).<br />
Beteiligung und partizipative Wirtschaftsdemokratie haben in Deutschland und Europa auch in der<br />
Rechtsform der Genossenschaft und als Teil der Genossenschaftsbewegung Tradition. Gerade in der<br />
sozialistischen Genossenschaftsrichtung gibt es eine stolze, heute weitgehend verschüttete Geschichte.<br />
Fünf Beispiele machen aus, was man rückblickend fast als Erbe eines kommunalen Sozialismus zu nennen<br />
geneigt ist.<br />
1. Anfang der 1920er und frühen 1930er Jahre legte die sozialistische Stadtverwaltung Wiens ein riesiges<br />
Wohnungsbauprogramm auf. Es entstanden 400 Anlagen mit insgesamt 64.000 Apartments. Der<br />
majestätische Karl Marx Hof - alleine über einen Kilometer lang - , George Washington Hof, Goethe Hof,<br />
Liebknecht Hof, Bebel Hof, Lassalle Hof u.a. waren der Mittelpunkt sozialistischer Politik und Kultur und<br />
wurden als „Rotes Wien“ bekannt. Sie beherbergten die Ortsgruppen der Gewerkschaften, der sozialistischen<br />
Partei, der Konsumgenossenschaften und Mieterverbände. Politische Kampagnen und Massendemonstrationen<br />
wurden in den Innenhöfen der Gebäude abgehalten. Die Höfe waren Zentren des<br />
Abwehrkampfes der österreichischen Arbeiterschaft beim aufkommenden Austrofaschismus.<br />
2. Mitte der 1950er Jahre baute Pfarrer Arizmendiarrieta ein kleines Polytechnikum in der Baskenregion<br />
Spaniens auf. Es folgten weitere Genossenschaften einschließlich einer Genossenschaftsbank. Heute ist<br />
das Mondragon Genossenschaftsunternehmen (MCC) ein „global player“ mit 100.000 Beschäftigten in<br />
120 Unternehmen. MCC investiert in ganz Europa, Lateinamerika und Asien. Mondragon ist ein Kooperativennetzwerk,<br />
in dem das gegenseitige Bereitstellen und Teilen von Überschüssen die Stabilität des<br />
Gesamtnetzwerks erhöht. „Mondragon ist kein Paradies und wir sind keine Engel“, sagen sie in Mondragon<br />
dem nicht abreisenden Strom von Neugierigen aus aller Welt. Trotzdem bleibt es ein Paradebeispiel,<br />
dass auch Großunternehmen demokratisch organisiert werden können. Ende 2009 schloss Mondragon<br />
mit der größten amerikanischen Industriegewerkschaft „United Steelworkers Union“ (USW) ein Abkommen<br />
mit dem Ziel, Mondragon ähnliche Genossenschaften unter Einschluss der Gewerkschaften in den<br />
USA zu etablieren.<br />
3. Anfang der 1980er Jahre verfolgte der von der Labour Partei kontrollierte Stadtrat Groß-Londons einen<br />
Paradigmenwechsel bei der lokalen Wirtschaftsförderung. Statt Ansiedlung von Großunternehmen und<br />
Einrichtung traditioneller Industrieparks setzte man auf lokale Ressourcen der Bürger. „...Zum Beispiel<br />
indem [man] ... einfache Bürger, Mitglieder von lokalen Projekten, gewerkschaftliche Vertrauensleute<br />
und Arbeitergenossenschaften dazu ermutigte, an Technologiezentren, alternativen Forschungs- und<br />
Entwicklungseinrichtungen und Weiterbildungszentren mitzuwirken. Das Wirtschaftsförderungsgremi-<br />
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