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Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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„Die Stadtwerke Dillingen GmbH und die Stadt Dillingen haben gemeinsam ein Modell „Bürgerkraftwerk“<br />

entwickelt, an dem sich Bürger durch den Kauf von Solarbausteinen für Photovoltaikanlagen beteiligen<br />

können. … Bürgermeister Franz-Josef Berg: „Ich begrüße ausdrücklich den Gedanken, auch auf lokaler<br />

Ebene auf Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit zu setzen. Daher stellen wir auch gerne die Dächer<br />

städtischer Gebäude für den Bau von Photovoltaikanlagen zur Verfügung“. … Hierzu haben Stadtwerke<br />

und Stadt Dillingen Dachflächen städtischer Gebäude ermittelt, auf denen der Bau einer Photovoltaikanlage<br />

wirtschaftlich erscheint. Nach der Dachfläche der Dillinger Feuerwehr, die Mitte des Jahres 2010<br />

angeboten wurde, haben die Stadtwerke auf weiteren städtischen Gebäuden Anlagen errichtet, für die<br />

jetzt Solarbausteine verkauft werden. So wurden auf den Dächern des Parkstadions, der Flugzeughalle<br />

Diefflen und der Turnhalle der Odilienschule Solaranlagen errichtet. Die maximale Erzeugungsleistung<br />

aller Anlagen beträgt 150 kWp. Die Gesamtinvestition betrug rd. 400.000 EURO“ („Auf, auf zur Sonnenbank.<br />

Sonnenstrom aus Dillingen für Dillingen“, in Magazin „Schlauer Stromer“, Stadtwerke Dillingen,<br />

13. Jahrgang, Herbst 2011, S. 2).<br />

In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Dillingen hat auch die Nachbargemeinde Beckingen ein Bürgerkraftwerk<br />

in Betrieb genommen. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Deutschherrenhalle wurde<br />

installiert. Der technische Geschäftsführer der Stadtwerke Dillingen Arno Minn sagte: „Mehrheitseigner<br />

der Stadtwerke sei die Stadt Dillingen, so dass man eine Insolvenz praktisch ausschließen könne. Mit<br />

diesem Projekt lasse sich eine hohe Rendite erzielen bei hoher Transparenz“ („Beckinger Bürgerkraftwerk<br />

erfolgreich gestartet“, in http://www.saarinfos.de/2011/08).<br />

Bei dem Dillinger Modell Bürgerkraftwerk kann der Bürger Solarbausteine zu einem Stückpreis von 500<br />

EURO erwerben, pro Person maximal fünf Bausteine. „Der Bürger erhält hierfür eine Verzinsung von 4%,<br />

die jährlich zurückgezahlt wird, bzw. eine Verzinsung in Höhe von 3,5%, die nach spätestens 15 Jahren<br />

mit Zins und Zinseszins zurückgezahlt wird. Stadtwerke Kunden erhalten je nach Modell eine um 0,5%<br />

bzw. 0,25% höhere Verzinsung. Erzeugt die Anlage Strom über die geplante Menge... hinaus wird der<br />

Mehrertrag zusätzlich ausgeschüttet. Die erzeugten Strommengen werden fortlaufend erfasst und können<br />

jederzeit auf der Internetseite der Stadtwerke Dillingen eingesehen werden“ (Auf, auf zur Sonnenbank...<br />

, S .2).<br />

Bei dem Modell Dillinger Bürgerkraftwerk gibt es unter wirtschaftsdemokratischen Gesichtspunkten auch<br />

Schwachstellen. Zum einen verbindet sich mit dem Kauf der Solarbausteine keine Beteiligung und Mitbestimmung.<br />

Nun kann man zugutehalten, dass sich die Stadtwerke mehrheitlich in öffentlichem und<br />

lokalem Besitz befinden. Aber eben auch nur mehrheitlich; für eine Rekommunalisierung der Dillinger<br />

Stadtwerke gibt es keine Anzeichen. Zum anderen beträgt der Preis für einen Solarbaustein 500 EURO.<br />

Das ist für einkommensschwache Haushalte eine hohe Hürde. Ein geringerer Einstiegsbetrag oder eine<br />

Staffelung nach sozialen Kriterien sind nicht vorgesehen. Der Umstand, dass der Solarbausteinbesitzer<br />

bei einer Laufzeit von 15 Jahren nach fünf Jahren kündigen kann, in Ausnahmefällen auch eine noch<br />

frühere Auszahlung möglich ist, hilft hier nicht weiter. Das Problem ist die fehlende Verzahnung von Sozial-<br />

und Energiepolitik. Erst mit der Behebung dieser Defizite würde das Dillinger Modell zu einem echten<br />

„Bürger-Kraftwerk“, das diesen Namen verdient.<br />

2.9 GRUPPE GEMEINWOHL-ÖKONOMIE SAAR<br />

Ein bemerkenswerter Ansatz solidarischer Ökonomie, der sich im Saarland erst im Aufbau befindet, ist<br />

die Gruppe Gemeinwohl-Ökonomie Saar. Sie kam in Fahrt, nachdem der „Spiritus Rector“ der Grundidee,<br />

Christian Felber, Wirtschaftspublizist und Mitbegründer von attac-Österreich das Saarland im Rahmen ei-<br />

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