15.06.2014 Aufrufe

Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sherrod Brown aus Ohio und Robert Menendez aus New Jersey im Senat mit eingebracht.<br />

Insbesondere die o. g. erste Gesetzesvorlage könnte ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die zukünftige<br />

Schwerpunktsetzung des saarländischen Ministeriums für Arbeit, Familie, Prävention, Soziales und Sport<br />

sein. So schreibt bereits der Koalitionsvertrag der Landesregierung zwischen CDU, FDP und Grünen im<br />

Kapitel „Arbeits- und Tarifrecht“ fest: „Um die Beschäftigten stärker als bisher am wirtschaftlichen Erfolg<br />

der Betriebe und Unternehmen zu beteiligen, setzen wir uns dafür ein, dass die Rahmenbedingungen für<br />

die Förderung der finanziellen Beteiligung von Arbeitnehmern in Unternehmen verbessert werden.“ Und<br />

das Referat „Arbeits- und Tarifrecht, Rechtsangelegenheiten“ der Abteilung B „Arbeitsmarkt“ im saarländischen<br />

Arbeitsministerium beschäftigt sich prinzipiell auch mit Fragen von Arbeitsbedingungen und<br />

Mitarbeiterbeteiligung.<br />

Häufig stehen bei Mainstream-Konzepten wie dem saarländischen Koalitionsvertrag die Vermögensbildung<br />

in Arbeitnehmerhand noch im Vordergrund. Gewerkschaften und kritische Wissenschaftler merken<br />

an, dass dieser Ansatz wenig mehr als eine Unternehmensstrategie zur Eigenkapitalbeschaffung ist, ohne<br />

Mitarbeitern neue betriebliche Mitbestimmungsmöglichkeiten zu sichern. Die amerikanische Gesetzesvorlage<br />

gibt die Richtung vor, wie der Zweck einer Mitarbeiterbeteiligung weg von individueller Vermögensbildung<br />

hin zur Mitbestimmung und Demokratisierung der Wirtschaft verschoben werden kann.<br />

Ein „Büro für Arbeitnehmerbeteiligung und -selbstbestimmung“ würde ein sichtbares Zeichen dieser<br />

Umorientierung setzen. Entscheidend ist hier weniger die Frage, ob damit die Schaffung neuer Stellen<br />

einhergehen muss, sondern vielmehr die Notwendigkeit das Thema vom Ministerium inhaltlich aufzugreifen<br />

und als progressive regionale Strukturplanung zu entwickeln.<br />

3.3 NETZWERK FÜR MITARBEITERBETEILIGUNG, GENOSSENSCHAFTEN UND<br />

SOLIDARISCHE ÖKONOMIE IN DER ABTEILUNG WIRTSCHAFTS- UND UMWELTPOLITIK<br />

DER ARBEITSKAMMER DES SAARLANDES<br />

Die Arbeitskammer des Saarlandes und die mit ihr vernetzten und verbundenen wissenschaftlichen und<br />

Beratungsinstitutionen besitzen ein hohes Maß an Kompetenz, Veränderungen in der Arbeitswelt aus<br />

Arbeitnehmersicht zu analysieren und zu beeinflussen. In den 1980er Jahren veröffentlichte die Zeitschrift<br />

der Arbeitskammer „Arbeitnehmer“ Beiträge zu Belegschaftsinitiativen und Genossenschaften, z. B. auch<br />

vom Autor dieser Studie. (<strong>Peter</strong>, <strong>Stephan</strong>. „Humanes Arbeiten und solidarischer Lebensstil, in Arbeitnehmer<br />

5/1984 und „Praktische Sozialpolitik durch wirtschaftliche Selbsthilfe“ in Arbeitnehmer, 5/1986).<br />

1989 erschien dann ein Sammelband mit Beiträgen der Arbeitskammer zur Selbstverwaltungswirtschaft<br />

und zu Beschäftigungsinitiativen. Darin wurde auch eine Studie zur Situation saarländischer selbstverwalteter<br />

Betriebe und Projekte vorgestellt, die im Auftrag der Arbeitskammer erstellt worden war. Ab den<br />

frühen 1990er Jahren nahm das Interesse an solidarischer Ökonomie, Belegschaftsübernahmen und Genossenschaften<br />

ab. So ist die Arbeitskammer gegenwärtig vor die Situation gestellt, dass angesichts von<br />

Finanz-, Umwelt- und Politikkrise keine systematische Behandlung des Themas „Wirtschaftsdemokratie<br />

heute“ stattfindet.<br />

„Die Beschäftigten müssen es selbst wollen“ ist sicherlich die erste Voraussetzung, wenn an Betriebsübernahmen<br />

oder Genossenschaften gedacht wird. Doch dazu braucht es Mut, Selbstvertrauen, Kontakte<br />

und Kompetenz. Dies stellt sich eher ein, wenn im Sinne Gramsci‘s eine kulturelle Hegemonie, also ein<br />

Umfeld existiert, welches durch Beratungs-, Vernetzungs- und Forschungsangebote das Gefühl zu vermitteln<br />

hilft, man ist nicht allein beim Sprung ins alternative Wirtschaften. Nicht wer isoliert ist, sondern<br />

wer Solidarität erfährt, wagt es, sich weit aus dem Fenster zu lehnen.<br />

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!