Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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lagen an, gründen Dorfläden oder betreiben Biogasanlagen“ (Publik-Forum 16, Nr. 7, 2011).<br />
Die 1. St. Ingberter Bürger-Solar-Genossenschaft wurde im Frühjahr 2008 gegründet. Heute gehören ihr<br />
um die 120 Mitglieder an. Darunter befinden sich auch viele Mitarbeiter der Stadt und Stadtwerke. Der<br />
Oberbürgermeister ist Schirmherr des Projekts. Die Stadt stellt der Genossenschaft stadteigene Dachflächen<br />
kostenlos zur Verfügung. Das erste realisierte Projekt ist eine Solaranlage auf dem Dach der Südschule,<br />
welche von der Genossenschaft finanziert wurde. Die Genossenschaft überlegt zurzeit weitere<br />
Aktivitäten, u. U. sich beim Thema Elektromobilität in St. Ingbert zu engagieren.<br />
Ziel war es, das Interesse an der Solarenergie zu wecken, Bürgern neue Mitwirkungsmöglichkeiten zur<br />
Sonnenenergienutzung zu schaffen und soziales wie wirtschaftliches Engagement zusammenzuführen<br />
(www.st-ingbert.de). Dieser sozial-ökologische Ansatz hat zwei besondere Komponenten: Erstens, der<br />
erforderliche EURO-Mindestbetrag (55 EURO), welcher Bürger zu Eigentümern und Nutzern der Solargenossenschaft<br />
macht, ist sehr gering. Bedeutend geringer als der Preis, welcher von saarländischen<br />
Stadtwerken zum Ankauf von Solarbausteinen verlangt wird. Zweitens, 5 EURO der 55 EURO kommen<br />
sozialen Zwecken in St. Ingbert zugute. Diese soziale Dimension bestand von Anfang an und scheint<br />
allgemein akzeptiert. Die zugesagte Verzinsung ist relativ bescheiden, liegt aber oberhalb ortsüblicher<br />
Zinsen für Einlagen auf dem Sparbuch. Damit ist der Hauptbeweggrund des Engagements nicht das<br />
wirtschaftliche Motiv, die kommerzielle Aktienalternative, sondern die Bürgerbeteiligung an einem konkreten<br />
wirtschaftsdemokratischen und nachhaltigen Projekt. Wer persönlich, aus welchen Gründen auch<br />
immer, keine geeignete Fläche zur Verfügung hat und trotzdem an einer Energiewende interessiert ist,<br />
kann gemeinsam mit seinen Mitbürgern Energieproduzent werden.<br />
Die Genossen aus St. Ingbert haben insgesamt das Gemeinschaftsgefühl in und um St. Ingbert gestärkt<br />
und andere Projekte und Initiativen inspiriert. So wurde nach tatkräftiger Unterstützung der Solar-Genossenschaft<br />
das untere Dach der Sporthalle im Gästehaus Braunshausen mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet.<br />
Die Anlage wird vom Saarländischen Turnerbund (STB) betrieben. Und seit Kurzem befinden sich<br />
auf dem Dach des Pfarrheims von St. Josef großflächig Solarmodule. Der Pfarrer hat im Aufsichtsrat der<br />
Solar-Genossenschaft mitgearbeitet und wurde von der Idee, Solarstrom zu erzeugen, angesteckt.<br />
2.4 DIE QUIERSCHIEDER ENERGIEGENOSSENSCHAFT<br />
Im Frühjahr 2011 wurde auf Initiative der Vereinigten Volksbank (VVB) Quierschied und der Gemeinde<br />
Quierschied die Quierschieder Energiegenossenschaft eG gegründet. Die Mitgliedschaft steht jedem, der<br />
in Quierschied seinen Wohnsitz hat, und allen Mitgliedern der VVB offen. Auskünfte hierzu sind in den<br />
Filialen der Vereinigten Volksbank in Quierschied, Fischbach und Göttelborn erhältlich. Die Genossenschaft<br />
bemüht sich um einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und die Unterstützung der energiepolitischen<br />
Wende im Land. Sie ist prinzipiell offen, in die verschiedenen Formen erneuerbarer Energien<br />
– Solarenergie, Windkraft, Biomasse, Geothermie – zu investieren.<br />
Es mag kein Zufall sein, dass die Gründung der Genossenschaft von einer genossenschaftlich organisierten<br />
Bank ausgeht. Auch mag es kein Zufall sein, dass die Genossenschaft zunächst in Projekte im<br />
Bereich Solarenergie (Fotovoltaik) zu investieren beabsichtigt. Denn das hat hier fast schon Tradition.<br />
„Bis Ende 2010 sind in Quierschied 198 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 9.930 kWp errichtet<br />
worden. Die Anlagen erzeugen zusammen im Jahr Strom für 2.800 Einfamilienhäuser. Damit liegt die<br />
Gemeinde Quierschied auf den vordersten Plätzen der Solarlandesliga“ („Investition in die Solarenergie“,<br />
Wochenspiegel, 7.9.2011). Inzwischen „hat die Gemeinde Quierschied fast alle geeigneten Dachflächen<br />
auf gemeindeeigenen Gebäuden mit Photovoltaikanlagen belegt“ (Wochenspiegel...). Schließlich ist es<br />
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