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Stephan Peter - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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öffentlichen Fonds als Finanzierungsinstrumenten. Schließlich sollten die Rechtsform insbesondere einer<br />

<strong>Stiftung</strong> und ihre Bedeutung für Arbeitsplatzsicherheit, Beteiligung und Belegschaftsübernahmen einmal<br />

ausführlich in einer Studie beleuchtet werden. Diese Schritte könnten auch mit einschließen, alternative<br />

Beschäftigungsfortführungen bekannter zu machen.<br />

3.2 BÜRO FÜR MITARBEITERBETEILIGUNG UND -SELBSTBESTIMMUNG IM<br />

SAARLÄNDISCHEN ARBEITSMINISTERIUM<br />

Zur Frage staatlicher Hilfestellung mit dem Ziel verbesserter Arbeitnehmerbeteiligung und Arbeiterkontrolle<br />

lohnt ein Blick über den saarländischen Tellerrand hinaus. Drei Beispiele:<br />

Seit Mitte der 1990er Jahre unterstützt Nordrhein-Westfalen Bemühungen von Arbeitnehmern nach mehr<br />

Beteiligung und Selbstbestimmung. „In NRW etablierte sich eine arbeitsorientierte Beratungsstruktur, die<br />

Belegschaften in vielfältiger Weise beraten hat und Alternativkonzepte zum Erhalt der Arbeitsplätze erarbeitete.<br />

...Die Landesregierung NRW unterstützt bis heute diese Beratungsleistungen im Rahmen der<br />

regionalen Strukturpolitik durch gezielte Förderprogramme, die sich explizit auch auf die Beratung von<br />

Belegschaftsinitiativen bezieht (Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

2009)“ (Klemisch, Sack, Ehrsam „Betriebsübernahme durch Belegschaften - eine aktuelle<br />

Bestandsaufnahme“, KNi Papers 02/10, S.6).<br />

In Italien wurde Mitte der 1980er Jahre mit dem Marcora-Gesetz ein Konzept eingeführt, welches Belegschaften<br />

im Falle drohender Betriebsschließungen erleichtert, den Betrieb zu übernehmen bzw. eine Genossenschaft<br />

zu gründen. „Sie konnten sich an ...eine staatlich subventionierte Risikokapitalgesellschaft<br />

[wenden,] die der Genossenschaft Gelder in dreifacher Höhe des Einlagekapitals ihrer Gesellschafter<br />

zuschoss. Die Gesellschafter selbst konnten eigene Ersparnisse als Kapital einbringen oder sich drei bis<br />

fünf Jahre Arbeitslosenunterstützung vorab auszahlen lassen. Nach diesem System wurden binnen zehn<br />

Jahren 59 in Eigenregie übernommene Betriebe gefördert und mehr als 5000 Arbeitsplätze gerettet... “<br />

(„Die Roten schreiben schwarze Zahlen“, Le Monde Diplomatique 14.12.2007).<br />

Am 18. Dezember 2009 brachte U.S.Senator Bernie Sanders aus Vermont zwei Gesetzesvorlagen im<br />

Senat ein. Ziel ist die Ausweitung der Arbeitnehmerbeteiligung und Arbeiterselbstverwaltung in den Vereinigten<br />

Staaten. Die erste Vorlage, der „Worker Ownership, Readiness and Knowledge (WORK) Act“<br />

(S.2909) sieht die Schaffung eines Büros für Belegschaftseigentum und -mitbestimmung im amerikanischen<br />

Arbeitsministerium vor. Dieses Büro würde Belegschaftsbetriebe und mehr betriebliche Mitbestimmung<br />

fördern. Die Mittel dazu wären Weiterbildung, Training, staatliche Zuschüsse und technische<br />

Unterstützung. Es könnten Programme, die in den einzelnen Bundesstaaten bereits existieren, von Washington<br />

unterstützt werden, und Washington könnte auch entsprechende neue Programme auflegen.<br />

Zudem sieht die Gesetzesvorlage die Förderung wissenschaftlicher Grundlagenforschung zu Fragen der<br />

Belegschaftsbetriebe vor. Nicht zuletzt schlägt die Vorlage die Schaffung einer Datenbank vor, welche<br />

Arbeitnehmer bei rechtlichen, finanziellen und technischen Fragen im Zusammenhang mit Belegschaftsbetrieben<br />

nutzen können.<br />

Die zweite Gesetzesvorlage, der „U.S. Employee Ownership Bank Act“ (S.2914), würde Arbeitnehmern<br />

Darlehen und Darlehensgarantien zur Verfügung stellen, um eine Firma mit Hilfe von Belegschaftsaktien<br />

(„Employee Stock Ownership Plan“– ESOP) oder in der Form einer Arbeiterkooperative zu übernehmen.<br />

Die Gesetzesvorlagen des unabhängigen, aber sozialistisch gesinnten Senators Sanders wurden von<br />

mehreren seiner demokratischen Kollegen, wie Senator Patrick Leahy, Vermont, sowie den Senatoren<br />

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