PDF-Version - beim Sozialwerk der Inneren Verwaltung des Bundes ...

Podiumsgespräch
„ Die deutsche
Statistik
wiedervereint“
Die Seniorengruppe „Alexanderplatz“
hatte dieses Thema wohlbedacht
für eine Informationsveranstaltung
gewählt, um nach mehr
als zwei Jahrzenten – spät, aber noch
nicht zu spät – mit einem Rückblick die
Situation der amtlichen Statistik, die
sich aus den politischen und wirtschaftlichen
Veränderungen im Jahre 1990
und danach ergab, zu beleuchten. Da
die meisten Mitglieder der Seniorengruppe
in der Staatlichen Zentralverwaltung
für Statistik der ehemaligen
DDR tätig waren, konnte das Interesse
an der Thematik auch aus persönlicher
Sicht geweckt werden.
Der Seniorenbeauftragte, Horst Freitag,
begrüßte die Gesprächspartner, die Seniorinnen
und Senioren sowie die Gäste aus
Wiesbaden. Sein besonderer Dank galt
Johann Hahlen, dem ehemaligen Präsidenten
des Statistischen Bundesamtes
und Staatssekretär, der spontan zugesagt
hatte, eine Rede zu halten. In anschaulicher
Art und Weise schlug er einen
Bogen von dem großen Aufgabenkatalog,
der sich aus der Anpassung der Statistiken
der ehemaligen DDR an die Bundesstatistik
und der damit verbundenen
Umstellung der Statistik in den neuen
Ländern ergab, bis hin zu den Lösungen in
den Ämtern in Wiesbaden, Berlin, Düsseldorf
und Bonn. Es ist eben eine Fehldeutung,
dass man nur die Daten der Fachbereiche
der beiden Seiten zusammenzufassen
brauchte, um eine gesamtdeutsche
Statistik zu produzieren. Für zahlreiche
Kennziffern waren komplizierte Umrechnungen
erforderlich, um die Vergleichbarkeit
zu sichern.
Aus der Fülle der interessanten Informationen
und Darlegungen, die Johann Hahlen
mit seinem Vortrag vermittelte, sei
wegen des örtlichen Bezugs die Rolle der
Zweigstelle Berlin, einer neugebildeten
Abteilung des Statistischen Bundesamtes,
herausgegriffen. Ihr wurden u. a. Aufgaben
der Landwirtschaftsstatistik, Einkommens-
und Verbrauchsstichprobe, Gebäude-
und Wohnraumzahlung, Aufbereitungsarbeiten
der Außenhandelsstatistik
sowie der Umweltstatistik übertragen.
Weiterhin wurde in der Zweigstelle Berlin
das „Zentrum Mittel- und Osteuropa“ mit
dem Ziel eingerichtet, in Staaten in Mittelund
Osteuropa, vor allem in den Nachfolgestaaten
der Sowjetunion und in Russland,
mit Beratungs- und Fortbildungsaktivitäten
zur Umgestaltung der Statistiksysteme
nach marktwirtschaftlichen Erfordernissen
beizutragen.
Abschließend würdigte Johann Hahlen
besonders die Leistungen aller Mitarbeiter,
ohne die der komplizierte Umbruchprozess
auf dem Gebiet der Statistik nicht
vollziehbar gewesen wäre.
Im weiteren Verlauf der Gesprächsrunde
ergriff Rudi Riedel, anerkannter Spezialist
auf dem Fachgebiet Außenhandel, das
Wort. Aus der Sicht des Wiesbadener
Amtes schilderte er, welche Maßnahmen
ergriffen werden mussten in der Zeit ab
1990 und erläuterte detailliert die Verlagerung
von Aufbereitungsarbeiten der
Außenhandelsstatistik in die Zweigstelle
Berlin.
Für die Personalvertretungen beim Statistischen
Bundesamt ergaben sich neue,
wahrlich nicht einfache Aufgaben, um
wirksam bei dem Umgestaltungsprozess
mitzuwirken. Ralf Bender, ehemaliger Vorsitzender
des örtlichen Personalrates
Wiesbaden, ging auf diese Problematik in
seinem Beitrag näher ein und wies darauf
hin, dass die Wiesbadener Personalvertreter
für die Mitarbeiter der Zweigstelle Berlin
verantwortlich zeichneten, da erst ab
1992 turnusgemäß in Berlin eine eigene
örtliche Personalvertretung gewählt werden
konnte. Unter Mitwirkung von
Gewerkschaftsvertretern der Zweigstelle
wurde die große Entfernung durch engagiertes
Bemühen überbrückt und die
gestellten Aufgaben wurden geschultert.
Zur Personalsituation konnte er die positive
Aussage machen, dass durch die
Übernahme von mehr als 300 Mitarbeitern
im Bundesamt und im neu gebildeten Statistischen
Amt der neuen Länder für zwei
Jahre der größte Teil der Mitarbeiter der
ehemaligen Zentralverwaltung für Statistik
einen Arbeitsplatz fand, eine äußerst personalverträgliche
Situation, gemessen an
anderen staatlichen Einrichtungen.
Ergänzend zu diesen Ausführungen ging
Horst Freitag, ehemaliges Mitglied und
Vorsitzender des Gesamtpersonalrates,
auf Probleme ein, die sich in finanzieller
und aufgabenbezogener Hinsicht aus der
Zusammenführung von Kolleginnen und
Kollegen aus der ehemaligen Zweigstelle
Berlin Kurfürstenstraße mit den neuen
Mitarbeitern am Alexanderplatz ergaben.
Ironie des Schicksals, denn nahezu zeitgleich
mit dem Aufbau der Zweigstelle
Berlin auf dem Territorium des Beitrittsgebietes
wurde die Verlagerung nach Bonn
signalisiert. Die Personalvertretungen nahmen
in diesem Zusammenhang aktiven
Einfluss auf die Personalbewegungen vorwiegend
in Richtung der Tauschpartner
BMI und Deutsche Bundestagsverwaltung
in Berlin sowie nach Bonn zum Aufbau der
neuen Zweigstelle. Aus der sich anschließenden
Diskussion ist besonders der Beitrag
von Dr. Praschek herauszuheben, der
als ehemaliger Verantwortlicher für den
EDV-Bereich überzeugend darlegte, welche
Leistungen erbracht werden mussten,
um dem gewaltig angewachsenen Datenfluss
mit weniger Personal und angesichts
von Umstellungen der Rechentechnik im
Rahmen der neuen Aufgaben gewachsen
zu sein, was letztendlich gelang.
Am Ende kann das Fazit gezogen werden,
dass mit dieser gelungenen Veranstaltung,
zu der Johann Hahlen mit seinem brillanten
Vortrag wesentlich beigetragen
hatte, die Seniorinnen und Senioren neben
eigenen Erfahrungen in der Rückschau
weitere Einblicke in die bewegte Zeit ab
1990 erhalten haben, was übrigens lobend
von Partnern der ehemaligen Statistiker
hervorgehoben wurde.
Horst Freitag
Seniorenbeauftragter
dabei Jahresausgabe 2013/2014
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