SANIEREN UND SPAREN - Sparkassenzeitung
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KARRIERE 25<br />
Mehr Online-Bewerbungen: Sparkasse KölnBonn<br />
Dieter Doetsch (Foto),<br />
Leiter Ausbildung:<br />
Die Quantität der<br />
Bewerbungen steigt<br />
an, die Qualität geht<br />
zurück. In den letzten<br />
Jahren führen wir<br />
immer mehr Eignungstests<br />
durch, um<br />
geeignete Bankkaufleute<br />
zu gewinnen.<br />
Papiergebundene<br />
Bewerbungen werden weniger. Der Trend geht<br />
mehr zu Online-Bewerbungen. Hier lässt die<br />
Zuverlässigkeit der Bewerber und Bewerberinnen<br />
oft zu wünschen übrig. Trotz einer Einladung<br />
zum Test oder zum Gespräch erscheinen<br />
sie nicht, ohne den Termin abzusagen.<br />
Auffassung, dass „wohl eher eine Melange<br />
von allem“ der Grund für das nachlassende<br />
Interesse der Jugendlichen sei.<br />
Anziehend auf Berufseinsteiger wirken<br />
laut Dietrich auch differenzierte Ausund<br />
Weiterbildungsangebote. So könne<br />
man etwa bei der Polizei auch den Bachelor<br />
machen. Veränderte Interessen und<br />
Motivationslagen der Jugendlichen und<br />
Besserer Jahrgang:<br />
Sparkasse Donnersberg<br />
Matthias Roth (Foto),<br />
stellvertretendes<br />
Vorstandsmitglied:<br />
08/15-Bewerbungen<br />
sind seit dem<br />
vergangenen Jahr<br />
deutlich zurückgegangen.<br />
Einmal haben<br />
die Studiengänge an<br />
der Fachhochschule<br />
Zweibrücken und der<br />
Dualen Hochschule<br />
Baden-Württemberg in Mannheim die Qualität<br />
der Bewerbungen gesteigert. Außerdem hat<br />
sich das Online-Bewerbungsverfahren, das<br />
wir seit Sommer 2010 praktizieren, positiv auf<br />
die Qualität der Bewerbungen ausgewirkt.<br />
Die Zahl der Interessenten hat sich aber nicht<br />
merklich verändert.<br />
Neue Ausbildungsplätze 2011:<br />
Neun, davon sieben Bankkaufleute und<br />
zwei Plätze für den dualen Studiengang<br />
Anzahl der Azubis 2008 bis 2010: 25<br />
Besonderheiten: Mit dem Studiengang<br />
an der FH Zweibrücken bieten sich drei<br />
hochwertige Abschlüsse an: Bachelor of<br />
Arts, Bankkaufmann/ -frau (in Kooperation<br />
mit der IHK) und Sparkassenfachwirt/in<br />
(Weiterbildungsangebot in Kooperation mit<br />
der Sparkassenakademie Rheinland-Pfalz).<br />
Neue Ausbildungsplätze 2011:<br />
80 Bankkaufmänner/-kauffrauen<br />
Anzahl der Azubis 2008 bis 2010: 260<br />
Besonderheiten: Wir rekrutieren unseren<br />
Nachwuchs fast ausschließlich aus den Auszubildenden.<br />
Für die hervorragende Qualität<br />
unserer Ausbildung werden wir seit einigen<br />
Jahren immer wieder von den Industrie- und<br />
Handelskammern in Köln und Bonn ausgezeichnet.<br />
Schon sehr früh werden die Azubis<br />
mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut.<br />
Ein Beispiel ist die seit 2009 eingeführte Geschäftsstelle<br />
für Auszubildende, in der vier<br />
Wochen lang ausschließlich Azubis Beratung<br />
und Kundenservice übernehmen. Auch in<br />
diesem Jahr werden 15 Auszubildende vom<br />
27. Juni bis zum 22. Juli 2011 die Geschäftsstelle<br />
Dürener Straße in Köln führen.<br />
vielfältige Berufsoptionen machen den<br />
Sparkassen das Nachwuchs-Recruiting<br />
nicht einfacher, zudem sinkt offenbar<br />
das Ausbildungs- und Kompetenzniveau<br />
der Bewerber. „Wenn man das nehmen<br />
muss, was man kriegt, dann ist das ein<br />
Zeichen für gesunkene Qualifikation“,<br />
sagt Uttitz. Dann habe man es „mit einer<br />
Art Stagnation zu tun“, und die wird bereits<br />
registriert. Das Bonner Bundesinstitut<br />
für Berufliche Bildung (BIBB) rechnet<br />
für diesen Sommer erneut mit mehr als<br />
13.000 neuen Ausbildungsverträgen für<br />
angehende Bankkaufleute, etwa die Hälfte<br />
der Verträge schließen Sparkassen ab.<br />
Zahlenmäßig wäre dies ein fast nahtloser<br />
Anschluss an die vergangenen Jahre.<br />
Unabhängig vom jeweiligen Standort<br />
kommen nach wie vor bis zu 80 Bewerbungen<br />
auf einen Ausbildungsplatz bei<br />
den Sparkassen. Vor allem die Institute in<br />
Ballungszentren können sich über mangelnde<br />
Nachfrage nicht beklagen. Bei der<br />
Sparkasse KölnBonn bewarben sich in<br />
diesem Sommer 3500 junge Menschen,<br />
bei der Hamburger Sparkasse waren es<br />
knapp 4000, bei der Frankfurter Sparkasse<br />
1822 etwas mehr als 1100 Bewerber.<br />
Für die Flächeninstitute sieht die Welt<br />
anders aus: Zwar besteht auch hier große<br />
Nachfrage nach Ausbildungsplätzen,<br />
aber geeigneter Nachwuchs ist hier oft<br />
Mangelware, zumal in vielen Häusern<br />
das ungeschriebene Gesetz zu gelten<br />
scheint, dass der Nachwuchs aus der Region<br />
stammen muss. Für die Sparkassen<br />
ist es jedoch von Vorteil, dass das Nachwuchspersonal<br />
mit den regionalen Gegebenheiten<br />
bereits vertraut ist und auch<br />
nicht unbedingt den Absprung in die Metropole<br />
plant.<br />
Neu allerdings ist, dass sehr viele Kandidaten<br />
inzwischen mit Netz und doppeltem<br />
Boden arbeiten, ein Reflex auf<br />
die Bankenkrise und die damit einhergehenden<br />
Verunsicherungen. „Wenn man<br />
die Kandidaten nach ihrem Plan B fragt,<br />
nennen sie die Krankenkasse oder die<br />
Stadtverwaltung. Das hat es bis vor wenigen<br />
Jahren nicht gegeben. Früher wollten<br />
Bewerber einfach nur zur Sparkasse“,<br />
sagt Bernd Möller, Leiter des Personalmanagements<br />
der Sparkasse Fulda (siehe Interview<br />
auf Seite 26).<br />
Nachlassendes Bildungsniveau<br />
Persönliche Wohlfahrt und Sicherheitsdenken<br />
statt Kommunikation und<br />
Kreation – kein Unternehmen der Finanzwirtschaft<br />
kann sich solche Karriereperspektiven<br />
leisten. „Vertrieb bedeutet<br />
Gespräch und auf diesem Feld wird<br />
die Schlacht geschlagen“, sagt Hermann<br />
Wegele, Leiter der Unternehmenskommunikation<br />
der Sparkasse Neu-Ulm-Illertissen.<br />
Zudem sollten die Sparkassen<br />
intensiv und früher als bisher nach den<br />
Qualifizierten suchen.<br />
„Das Bildungsniveau geht zurück“, beobachtet<br />
Reinhard Faulstich, Vorstandsvorsitzender<br />
der Sparkasse Bad Hersfeld-<br />
Rothenburg. Die Personalleiterin einer<br />
badischen Sparkasse, auf deren Schreibtisch<br />
jährlich bis zu 450 Bewerbungen<br />
landen, bestätigt: „Viele Bewerber beherrschen<br />
noch nicht einmal den Dreisatz,<br />
und wenn dann noch einer mit Kaugummi<br />
im Mund zum Gespräch erscheint, gehen<br />
sowieso gleich alle Lampen aus.“ Zudem<br />
gebe es noch andere Defizite: „Viele<br />
der jungen Leute haben keinen blassen<br />
Schimmer davon, was eine Bank, geschweige<br />
denn ein Sparkasse überhaupt<br />
ist.“<br />
Wer den Ausbildungsvertrag erhält,<br />
weiß jedoch, dass eine Sparkasse der Allgemeinheit<br />
verpflichtet ist. Eine andere<br />
Motivation für seine Bewerbung nennt<br />
der Münchener Alexander Grappa: „Für<br />
mich hat der Bankerberuf beste Zukunftschancen,<br />
weil ohne die Beratung guter<br />
Banker Privatfinanzen und Wirtschaft<br />
auch in Zukunft nicht funktionieren werden.“<br />
<br />
Genug gute Bewerber:<br />
Sparkasse Barnim<br />
Hannelore Manzke, Leiterin Personalmanagement:<br />
Es kommen wieder mehr Bewerbungen als<br />
in den Vorjahren. Wir spüren das gestiegene<br />
Interesse, auch bei den Jobbörsen. Beim<br />
Auswahlverfahren registrierten wir Ende 2010<br />
bei den Kandidaten erfreulicherweise auch<br />
deutlich mehr Qualität.<br />
Neue Ausbildungsplätze 2011:<br />
acht Bankkaufleute<br />
Zahl der Azubis 2008 bis 2010: 25<br />
Besonderheiten: Eine Auszubildende<br />
beginnt in diesem Sommer ein duales<br />
Studium an der Hochschule für Wirtschaft<br />
und Recht in Berlin.<br />
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