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ANSTOSS BUNDESLIGA | 1. FC KÖLN SEITE 6<br />
„Es läuft alles nach Plan“<br />
Der „Effzeh“ und die Bundesliga: Interview mit dem sportlichen Leiter, Jörg Jakobs aus Trier<br />
Kaderplaner Jörg Jakobs aus<br />
Trier ist einer der starken<br />
Männer beim Aufsteiger 1. FC<br />
Köln. Mit unserem Redaktionsmitglied<br />
Marek Fritzen<br />
sprach er über die neuen Aufgaben<br />
und die kommende<br />
Bundesligasaison.<br />
Herr Jakobs, Sie haben mit Athletiktrainer<br />
Yann-Benjamin Kugel<br />
(der 34-Jährige ist gleichzeitig<br />
Athletiktrainer der Fußball-Nationalmannschaft<br />
und des 1. FC Köln,<br />
Anm. d. Redaktion) einen frisch<br />
gebackenen Weltmeister in Ihren<br />
Reihen. Ist das ein gutes Omen für<br />
die kommende Saison?<br />
Jörg Jakobs: Ob das ein<br />
gutes Omen ist, weiß ich<br />
nicht, aber auf jeden Fall ist<br />
es gut zu wissen, dass wir<br />
mit ihm einen qualifizierten<br />
Mitarbeiter dabei haben,<br />
der solche Erfolge vorzuweisen<br />
hat. Wir haben uns<br />
sehr mit ihm gefreut.<br />
Nach dem Ende der vergangenen<br />
Saison und dem Aufstieg in<br />
die 1. Bundesliga sagten sie, eine<br />
stressige Zeit liege hinter Ihnen<br />
und sie seien erst mal in ein kleines<br />
Loch gefallen. Wie stressig<br />
ist die aktuelle Saisonvorbereitung?<br />
Jakobs: Och, es geht. Das<br />
schöne ist, dass ich meinen<br />
Urlaub noch vor mir habe.<br />
Und das Loch war wirklich<br />
sehr klein damals. Das waren<br />
nur die Tage nach dem<br />
entscheidenden Spiel gegen<br />
den VfL Bochum. Seitdem<br />
habe ich zwar mehr oder<br />
weniger durchgearbeitet,<br />
doch ich fühle mich gut.<br />
Trotzdem freue ich mich<br />
jetzt sehr auf meinen Urlaub,<br />
den ich in den beiden<br />
Wochen vor dem Spiel im<br />
DFB-Pokal gegen den FT<br />
Braunschweig nehmen werde.<br />
Wie läuft denn die Saisonvorbereitung?<br />
Jakobs: Wir sind sehr zufrieden.<br />
Wir hatten den Kader<br />
inklusive der Neuverpflichtungen<br />
sehr frühzeitig<br />
hier in Köln vor Ort, nur<br />
Yuya Osako kam als WM-<br />
Teilnehmer später dazu.<br />
Schade ist, dass sich Kazuki<br />
Nagasawa im ersten Trainingslager<br />
einen Innenbandriss<br />
zugezogen hat.<br />
Aber unterm Strich läuft alles<br />
nach Plan.<br />
Sie haben die Neuzugänge bereits<br />
angesprochen: Schauen wir<br />
zunächst mal auf die Abwehr,<br />
Kaderplaner Jörg Jakobs ist zufrieden mit der Entwicklung des FC Köln.<br />
Die Saisonvorbereitung läuft nach Plan. TV-Foto: Archiv/Marek Fritzen<br />
das Prunkstück der Aufstiegssaison<br />
mit dem Innenverteidiger-<br />
Duo Dominic Maroh/Kevin<br />
Wimmer. Jetzt kommen mit Tomas<br />
Kalas und Mergim Mavraj<br />
zwei neue Innenverteidiger dazu.<br />
Wird das Aufstiegsduo gesprengt?<br />
Jakobs: Das hängt natürlich<br />
davon ab, wie sich<br />
Wimmer und Maroh in der<br />
Saisonvorbereitung präsentieren<br />
und es hängt von der<br />
Qualität der beiden neuen<br />
ab. Wenn Kalas und Mavraj<br />
einen besseren Eindruck<br />
machen, werden die spielen,<br />
wenn nicht, bleibt das vorhandene<br />
Duo bestehen. Momentan<br />
ist das aber noch<br />
völlig offen, wer in welcher<br />
Konstellation spielen wird.<br />
Tomas Kalas kommt vom FC<br />
Chelsea für ein Jahr an den<br />
Rhein. Solch ein Wechsel kommt<br />
nicht alle Tage vor. Wie kam diese<br />
namhafte Ausleihe zu Stande?<br />
Jakobs: Wir haben mitbekommen,<br />
dass Chelsea den<br />
Spieler an einen Erstligisten<br />
ausleihen will und waren<br />
dann wohl die schnellsten<br />
und diejenigen, die am eindeutigsten<br />
aufgezeigt haben.<br />
Wir wussten, dass der<br />
Spieler eine enorm hohe<br />
Qualität hat.<br />
Was zeichnet den 21-jährigen<br />
Tschechen aus?<br />
Jakobs: Er hat viel Tempo<br />
in seinem Spiel und ist sehr<br />
beweglich für einen Innenverteidiger.<br />
Obwohl er mit<br />
1,84 Meter nicht so groß ist,<br />
hat er ein gutes Kopfballspiel.<br />
Dazu kommt, dass er<br />
trotz seines jungen Alters<br />
einen sehr reifen Eindruck<br />
macht. Er ist früh zu Chelsea<br />
gewechselt. Wurde dann<br />
zu Vitesse Arnheim ausgeliehen<br />
und hat dort zwei<br />
überragende Jahre gehabt,<br />
in denen er sogar als 20-<br />
Jähriger zum Kapitän wurde.<br />
Tomas ist ein Spieler,<br />
der im Normalfall noch eine<br />
große Karriere vor sich hat.<br />
Wie klappt’s mit der Verständigung<br />
auf dem Platz?<br />
Jakobs: Vieles läuft noch<br />
auf Englisch. Wobei man sagen<br />
muss, dass fast alle unsere<br />
Neuzugänge Deutsch<br />
verstehen, bis auf Osako.<br />
Tomas Kalas und Pavel Olkovski<br />
verstehen Deutsch,<br />
Dusan Svento spricht fließend<br />
Deutsch.<br />
Werfen wir mal einen Blick auf<br />
die Offensivabteilung: Simon<br />
Zoller, Patrick Helmes, Tony<br />
Ujah, Bard Finne, Yuya Osako<br />
und Thomas Bröker. Diese<br />
Sturmreihe kann sich sehen lassen.<br />
Aber ist da vielleicht auch<br />
Konfliktpotential gegeben, wenn<br />
es um die Plätze in der ersten Elf<br />
geht?<br />
Jakobs: Klar, aber da liegt<br />
es am Trainerstab, damit<br />
umzugehen. Das wird sicherlich<br />
ein richtig enger<br />
Konkurrenzkampf, aber das<br />
war auch so gewollt. Denn<br />
die Qualität des Sturms<br />
wird am Ende über den Verbleib<br />
in der Liga mitentscheiden.<br />
Auf welchen Neuzugang sind Sie<br />
persönlich am meisten gespannt?<br />
Jakobs: Wir haben keinen<br />
Königstransfer getätigt,<br />
sondern wir gehen davon<br />
aus, dass jeder Spieler den<br />
Kader besser machen wird<br />
und gute Chancen hat, in<br />
die Stammelf zu rutschen.<br />
Es wird spannend sein zu<br />
sehen, wer von den neuen<br />
Spielern sich am Ende tatsächlich<br />
durchsetzt.<br />
Der Etat liegt für die kommende<br />
Saison bei rund 25 Millionen Euro.<br />
Was ist damit möglich?<br />
Jakobs: Platz <strong>15</strong> oder besser,<br />
das ist unsere absolute<br />
Überzeugung.<br />
Von außen betrachtet, scheint<br />
sich der FC derzeit in extrem ruhigen<br />
Fahrwassern zu bewegen.<br />
Dieses Bild wird auch durch Ihre<br />
vor kurzem vollzogene Vertragsverlängerung<br />
bis 2018 bestätigt.<br />
Für die nächsten vier Jahre arbeiten<br />
Sie nun als Sportdirektor<br />
für den 1. FC Köln. Wie kam es zu<br />
der Entscheidung?<br />
Jakobs: Geschäftsführung<br />
und Präsidium sind mit<br />
dem Angebot auf mich zugekommen.<br />
Wir haben uns<br />
dann darüber unterhalten<br />
und irgendwann konnte ich<br />
dann nicht mehr zurück<br />
(lacht).<br />
Dass es im Fall des Misserfolgs in<br />
Köln auch schnell mal ungemütlich<br />
werden kann, hat Sie nicht<br />
von Ihrer Entscheidung abbringen<br />
können?<br />
Jakobs: Nein, nein. Alle<br />
handelnden Personen, von<br />
der Geschäftsführung bis<br />
zum Trainerstab, stehen<br />
jetzt erst mal bis 2017 unter<br />
Vertrag (auch Trainer Peter<br />
Stöger hat seinen Vertrag<br />
im Juli bis 2017 verlängert/<br />
Anm. d. Redaktion). Das ist<br />
ein Ausdruck dafür, dass wir<br />
beim FC kontinuierlich arbeiten<br />
wollen.<br />
Hat sich Ihr Aufgabenfeld in Ihrer<br />
neuen Funktion als Sportdirektor<br />
vergrößert?<br />
Jakobs: Schon, ja. Über Kaderplanung<br />
und Lizenz Abteilung<br />
hinaus bin ich nun<br />
auch für den Nachwuchsbereich<br />
zuständig und mitverantwortlich<br />
für sämtliche<br />
übergeordnete sportliche<br />
Entscheidungen und Strategien<br />
im Club.<br />
Schauen wir mal auf den Saisonbeginn:<br />
In den ersten Spielen<br />
geht es unter anderem gegen<br />
den HSV, Mönchengladbach,<br />
den BVB und die Bayern. Ist das<br />
ein Vor- oder Nachteil so früh<br />
gegen diese Teams zu spielen?<br />
Jakobs: Ich halte nichts davon,<br />
irgendwelche Theorien<br />
aufzustellen, dass es für uns<br />
zum Beispiel besser ist, früh<br />
gegen den FC Bayern zu<br />
spielen, da sie vielleicht<br />
durch die WM noch nicht<br />
bei 100 Prozent sind. Oder,<br />
dass es besser ist später gegen<br />
einen Aufsteiger zu<br />
spielen, weil die dann die<br />
Euphorie verloren haben.<br />
Von daher sehe ich unser<br />
Anfangsprogramm weder<br />
als Vor- noch als Nachteil.<br />
Aber für unsere Fans sind<br />
diese vier Heimspiele als<br />
Auftakt schon ein Knaller.<br />
Wer sind denn die härtesten<br />
Konkurrenten im Abstiegskampf?<br />
Jakobs: Sicherlich der weitere<br />
Aufsteiger SC Paderborn<br />
und dann denke ich,<br />
dass es mal wieder mindestens<br />
eine Mannschaft treffen<br />
wird, die noch nicht damit<br />
rechnet, gegen den Abstieg<br />
spielen zu müssen.<br />
Glauben Sie, dass auch der HSV<br />
wieder gegen den Abstieg<br />
kämpfen muss?<br />
Jakobs: Schwer zu sagen.<br />
Wenn sie aus der letzten<br />
Saison gelernt haben, dann<br />
wahrscheinlich nicht. Aber<br />
ich weiß nicht, welche<br />
Schlüsse sie daraus gezogen<br />
haben.<br />
Letzte Frage: Wer wird Deutscher<br />
Meister?<br />
Jakobs: Der Kreis der Kandidaten<br />
ist sehr klein. Die<br />
Zeit der Überraschungen ist<br />
vorbei. Am Ende kommen<br />
maximal vier bis fünf Teams<br />
in Frage: Bayern, Dortmund,<br />
Schalke, Leverkusen<br />
und vielleicht Wolfsburg.<br />
Zur Person<br />
Marek Fritzen<br />
Jörg Jakobs wurde am 20. September<br />
1970 in Trier geboren. Nach dem<br />
Abitur studierte er Sportwissenschaften<br />
an der Deutschen Sporthochschule<br />
in Köln. Nach seinen Stationen<br />
als Co-Trainer und Chefscout<br />
bei Alemannia Aachen und Hannover<br />
96 landete der Wahlkölner 2012<br />
schließlich als sportlicher Leiter beim<br />
1. FC Köln. Er ist zuständig für die Kaderplanung<br />
des Domstadtclubs. Dort<br />
wurde der Vertrag des Sportdirektors<br />
nach dem Aufstieg bis 2017 verlängert.<br />
red/se