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Anstoss 2014/15

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ANSTOSS BUNDESLIGA | 1. FC KÖLN SEITE 6<br />

„Es läuft alles nach Plan“<br />

Der „Effzeh“ und die Bundesliga: Interview mit dem sportlichen Leiter, Jörg Jakobs aus Trier<br />

Kaderplaner Jörg Jakobs aus<br />

Trier ist einer der starken<br />

Männer beim Aufsteiger 1. FC<br />

Köln. Mit unserem Redaktionsmitglied<br />

Marek Fritzen<br />

sprach er über die neuen Aufgaben<br />

und die kommende<br />

Bundesligasaison.<br />

Herr Jakobs, Sie haben mit Athletiktrainer<br />

Yann-Benjamin Kugel<br />

(der 34-Jährige ist gleichzeitig<br />

Athletiktrainer der Fußball-Nationalmannschaft<br />

und des 1. FC Köln,<br />

Anm. d. Redaktion) einen frisch<br />

gebackenen Weltmeister in Ihren<br />

Reihen. Ist das ein gutes Omen für<br />

die kommende Saison?<br />

Jörg Jakobs: Ob das ein<br />

gutes Omen ist, weiß ich<br />

nicht, aber auf jeden Fall ist<br />

es gut zu wissen, dass wir<br />

mit ihm einen qualifizierten<br />

Mitarbeiter dabei haben,<br />

der solche Erfolge vorzuweisen<br />

hat. Wir haben uns<br />

sehr mit ihm gefreut.<br />

Nach dem Ende der vergangenen<br />

Saison und dem Aufstieg in<br />

die 1. Bundesliga sagten sie, eine<br />

stressige Zeit liege hinter Ihnen<br />

und sie seien erst mal in ein kleines<br />

Loch gefallen. Wie stressig<br />

ist die aktuelle Saisonvorbereitung?<br />

Jakobs: Och, es geht. Das<br />

schöne ist, dass ich meinen<br />

Urlaub noch vor mir habe.<br />

Und das Loch war wirklich<br />

sehr klein damals. Das waren<br />

nur die Tage nach dem<br />

entscheidenden Spiel gegen<br />

den VfL Bochum. Seitdem<br />

habe ich zwar mehr oder<br />

weniger durchgearbeitet,<br />

doch ich fühle mich gut.<br />

Trotzdem freue ich mich<br />

jetzt sehr auf meinen Urlaub,<br />

den ich in den beiden<br />

Wochen vor dem Spiel im<br />

DFB-Pokal gegen den FT<br />

Braunschweig nehmen werde.<br />

Wie läuft denn die Saisonvorbereitung?<br />

Jakobs: Wir sind sehr zufrieden.<br />

Wir hatten den Kader<br />

inklusive der Neuverpflichtungen<br />

sehr frühzeitig<br />

hier in Köln vor Ort, nur<br />

Yuya Osako kam als WM-<br />

Teilnehmer später dazu.<br />

Schade ist, dass sich Kazuki<br />

Nagasawa im ersten Trainingslager<br />

einen Innenbandriss<br />

zugezogen hat.<br />

Aber unterm Strich läuft alles<br />

nach Plan.<br />

Sie haben die Neuzugänge bereits<br />

angesprochen: Schauen wir<br />

zunächst mal auf die Abwehr,<br />

Kaderplaner Jörg Jakobs ist zufrieden mit der Entwicklung des FC Köln.<br />

Die Saisonvorbereitung läuft nach Plan. TV-Foto: Archiv/Marek Fritzen<br />

das Prunkstück der Aufstiegssaison<br />

mit dem Innenverteidiger-<br />

Duo Dominic Maroh/Kevin<br />

Wimmer. Jetzt kommen mit Tomas<br />

Kalas und Mergim Mavraj<br />

zwei neue Innenverteidiger dazu.<br />

Wird das Aufstiegsduo gesprengt?<br />

Jakobs: Das hängt natürlich<br />

davon ab, wie sich<br />

Wimmer und Maroh in der<br />

Saisonvorbereitung präsentieren<br />

und es hängt von der<br />

Qualität der beiden neuen<br />

ab. Wenn Kalas und Mavraj<br />

einen besseren Eindruck<br />

machen, werden die spielen,<br />

wenn nicht, bleibt das vorhandene<br />

Duo bestehen. Momentan<br />

ist das aber noch<br />

völlig offen, wer in welcher<br />

Konstellation spielen wird.<br />

Tomas Kalas kommt vom FC<br />

Chelsea für ein Jahr an den<br />

Rhein. Solch ein Wechsel kommt<br />

nicht alle Tage vor. Wie kam diese<br />

namhafte Ausleihe zu Stande?<br />

Jakobs: Wir haben mitbekommen,<br />

dass Chelsea den<br />

Spieler an einen Erstligisten<br />

ausleihen will und waren<br />

dann wohl die schnellsten<br />

und diejenigen, die am eindeutigsten<br />

aufgezeigt haben.<br />

Wir wussten, dass der<br />

Spieler eine enorm hohe<br />

Qualität hat.<br />

Was zeichnet den 21-jährigen<br />

Tschechen aus?<br />

Jakobs: Er hat viel Tempo<br />

in seinem Spiel und ist sehr<br />

beweglich für einen Innenverteidiger.<br />

Obwohl er mit<br />

1,84 Meter nicht so groß ist,<br />

hat er ein gutes Kopfballspiel.<br />

Dazu kommt, dass er<br />

trotz seines jungen Alters<br />

einen sehr reifen Eindruck<br />

macht. Er ist früh zu Chelsea<br />

gewechselt. Wurde dann<br />

zu Vitesse Arnheim ausgeliehen<br />

und hat dort zwei<br />

überragende Jahre gehabt,<br />

in denen er sogar als 20-<br />

Jähriger zum Kapitän wurde.<br />

Tomas ist ein Spieler,<br />

der im Normalfall noch eine<br />

große Karriere vor sich hat.<br />

Wie klappt’s mit der Verständigung<br />

auf dem Platz?<br />

Jakobs: Vieles läuft noch<br />

auf Englisch. Wobei man sagen<br />

muss, dass fast alle unsere<br />

Neuzugänge Deutsch<br />

verstehen, bis auf Osako.<br />

Tomas Kalas und Pavel Olkovski<br />

verstehen Deutsch,<br />

Dusan Svento spricht fließend<br />

Deutsch.<br />

Werfen wir mal einen Blick auf<br />

die Offensivabteilung: Simon<br />

Zoller, Patrick Helmes, Tony<br />

Ujah, Bard Finne, Yuya Osako<br />

und Thomas Bröker. Diese<br />

Sturmreihe kann sich sehen lassen.<br />

Aber ist da vielleicht auch<br />

Konfliktpotential gegeben, wenn<br />

es um die Plätze in der ersten Elf<br />

geht?<br />

Jakobs: Klar, aber da liegt<br />

es am Trainerstab, damit<br />

umzugehen. Das wird sicherlich<br />

ein richtig enger<br />

Konkurrenzkampf, aber das<br />

war auch so gewollt. Denn<br />

die Qualität des Sturms<br />

wird am Ende über den Verbleib<br />

in der Liga mitentscheiden.<br />

Auf welchen Neuzugang sind Sie<br />

persönlich am meisten gespannt?<br />

Jakobs: Wir haben keinen<br />

Königstransfer getätigt,<br />

sondern wir gehen davon<br />

aus, dass jeder Spieler den<br />

Kader besser machen wird<br />

und gute Chancen hat, in<br />

die Stammelf zu rutschen.<br />

Es wird spannend sein zu<br />

sehen, wer von den neuen<br />

Spielern sich am Ende tatsächlich<br />

durchsetzt.<br />

Der Etat liegt für die kommende<br />

Saison bei rund 25 Millionen Euro.<br />

Was ist damit möglich?<br />

Jakobs: Platz <strong>15</strong> oder besser,<br />

das ist unsere absolute<br />

Überzeugung.<br />

Von außen betrachtet, scheint<br />

sich der FC derzeit in extrem ruhigen<br />

Fahrwassern zu bewegen.<br />

Dieses Bild wird auch durch Ihre<br />

vor kurzem vollzogene Vertragsverlängerung<br />

bis 2018 bestätigt.<br />

Für die nächsten vier Jahre arbeiten<br />

Sie nun als Sportdirektor<br />

für den 1. FC Köln. Wie kam es zu<br />

der Entscheidung?<br />

Jakobs: Geschäftsführung<br />

und Präsidium sind mit<br />

dem Angebot auf mich zugekommen.<br />

Wir haben uns<br />

dann darüber unterhalten<br />

und irgendwann konnte ich<br />

dann nicht mehr zurück<br />

(lacht).<br />

Dass es im Fall des Misserfolgs in<br />

Köln auch schnell mal ungemütlich<br />

werden kann, hat Sie nicht<br />

von Ihrer Entscheidung abbringen<br />

können?<br />

Jakobs: Nein, nein. Alle<br />

handelnden Personen, von<br />

der Geschäftsführung bis<br />

zum Trainerstab, stehen<br />

jetzt erst mal bis 2017 unter<br />

Vertrag (auch Trainer Peter<br />

Stöger hat seinen Vertrag<br />

im Juli bis 2017 verlängert/<br />

Anm. d. Redaktion). Das ist<br />

ein Ausdruck dafür, dass wir<br />

beim FC kontinuierlich arbeiten<br />

wollen.<br />

Hat sich Ihr Aufgabenfeld in Ihrer<br />

neuen Funktion als Sportdirektor<br />

vergrößert?<br />

Jakobs: Schon, ja. Über Kaderplanung<br />

und Lizenz Abteilung<br />

hinaus bin ich nun<br />

auch für den Nachwuchsbereich<br />

zuständig und mitverantwortlich<br />

für sämtliche<br />

übergeordnete sportliche<br />

Entscheidungen und Strategien<br />

im Club.<br />

Schauen wir mal auf den Saisonbeginn:<br />

In den ersten Spielen<br />

geht es unter anderem gegen<br />

den HSV, Mönchengladbach,<br />

den BVB und die Bayern. Ist das<br />

ein Vor- oder Nachteil so früh<br />

gegen diese Teams zu spielen?<br />

Jakobs: Ich halte nichts davon,<br />

irgendwelche Theorien<br />

aufzustellen, dass es für uns<br />

zum Beispiel besser ist, früh<br />

gegen den FC Bayern zu<br />

spielen, da sie vielleicht<br />

durch die WM noch nicht<br />

bei 100 Prozent sind. Oder,<br />

dass es besser ist später gegen<br />

einen Aufsteiger zu<br />

spielen, weil die dann die<br />

Euphorie verloren haben.<br />

Von daher sehe ich unser<br />

Anfangsprogramm weder<br />

als Vor- noch als Nachteil.<br />

Aber für unsere Fans sind<br />

diese vier Heimspiele als<br />

Auftakt schon ein Knaller.<br />

Wer sind denn die härtesten<br />

Konkurrenten im Abstiegskampf?<br />

Jakobs: Sicherlich der weitere<br />

Aufsteiger SC Paderborn<br />

und dann denke ich,<br />

dass es mal wieder mindestens<br />

eine Mannschaft treffen<br />

wird, die noch nicht damit<br />

rechnet, gegen den Abstieg<br />

spielen zu müssen.<br />

Glauben Sie, dass auch der HSV<br />

wieder gegen den Abstieg<br />

kämpfen muss?<br />

Jakobs: Schwer zu sagen.<br />

Wenn sie aus der letzten<br />

Saison gelernt haben, dann<br />

wahrscheinlich nicht. Aber<br />

ich weiß nicht, welche<br />

Schlüsse sie daraus gezogen<br />

haben.<br />

Letzte Frage: Wer wird Deutscher<br />

Meister?<br />

Jakobs: Der Kreis der Kandidaten<br />

ist sehr klein. Die<br />

Zeit der Überraschungen ist<br />

vorbei. Am Ende kommen<br />

maximal vier bis fünf Teams<br />

in Frage: Bayern, Dortmund,<br />

Schalke, Leverkusen<br />

und vielleicht Wolfsburg.<br />

Zur Person<br />

Marek Fritzen<br />

Jörg Jakobs wurde am 20. September<br />

1970 in Trier geboren. Nach dem<br />

Abitur studierte er Sportwissenschaften<br />

an der Deutschen Sporthochschule<br />

in Köln. Nach seinen Stationen<br />

als Co-Trainer und Chefscout<br />

bei Alemannia Aachen und Hannover<br />

96 landete der Wahlkölner 2012<br />

schließlich als sportlicher Leiter beim<br />

1. FC Köln. Er ist zuständig für die Kaderplanung<br />

des Domstadtclubs. Dort<br />

wurde der Vertrag des Sportdirektors<br />

nach dem Aufstieg bis 2017 verlängert.<br />

red/se

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